"Glücksatlas" Deutsche wieder etwas zufriedener
Corona, Krieg, Inflation: Die Krisen der vergangenen Monate belasten die Menschen in Deutschland. Ihre Zufriedenheit ist laut "Glücksatlas" im Vergleich zwar gestiegen - es bleibt aber Luft nach oben. Vor allem eine Generation ist unzufrieden.
Die Lebenszufriedenheit der Menschen in Deutschland ist nach dem Ende der meisten Corona-Maßnahmen etwas gestiegen - doch Kriegsängste und Inflation bremsen ihr Glück weiter aus. Das geht aus dem "Glücksatlas" hervor, den die Universität Freiburg mit Unterstützung der Süddeutschen Klassenlotterie (SKL) erstellt hat. Auf dem Weg zum Vor-Corona-Niveau sei das Land aber auf halbem Weg stecken geblieben, sagte der Freiburger Wirtschaftswissenschaftler und Leiter des "Glücksatlas", Bernd Raffelhüschen.
Inflation belastet Deutsche
Die Daten für den "Glücksatlas 2022" stammen aus insgesamt elf Befragungen von Januar bis Oktober 2022 von insgesamt 11.450 repräsentativ ausgewählten Menschen ab 16 Jahren. Als die "4G" der Glücksforschung bezeichnete Raffelhüschen die Faktoren Gesundheit, Gemeinschaft, Geld und genetische Disposition, sprich: Mentalität
Im Durchschnitt gaben die Menschen ihre Lebenszufriedenheit auf einer Skala von 0 bis 10 mit 6,68 an. Vergangenes Jahr hatte dieser Wert mit 6,58 niedriger gelegen, vor der Pandemie 2019 war er mit 7,14 deutlich höher. Vor allem Inflation und Kriegsfolgen wirkten sich demnach negativ auf die Zufriedenheit der Bundesbürger aus. "Im September durchbrach die Inflation die 10-Prozent-Marke. Sollte sie bis Dezember 2022 so hoch bleiben, dürfte sich der Gesamtverlust an Lebensglück durch die diesjährige Inflation auf 0,46 Punkte belaufen", hieß es in der Mitteilung. "Das ist viel."
Die Zahl der unglücklichen Menschen - also jene, die einen Wert zwischen 0 und 4 nannten - habe sich in der Pandemie verdoppelt. Dieses Jahr sei ihr Anteil zwar wieder gesunken, aber noch nicht auf Vor-Pandemie-Niveau. Hinter den "abstrakten Zahlen liegen pandemiebedingte Brüche in der Biografie": Jobverlust, Krankheiten und der Verlust von Menschen. "Daher ist es wichtig, dass der Erholungsprozess anhält."
Jüngere erholen sich nur langsam von der Pandemie
Doch es gibt auch gute Nachrichten: Viele Gruppen, die besonders stark unter den Corona-Maßnahmen gelitten haben, konnten laut Glücksatlas ihre Lebenszufriedenheit wieder verbessern. "Frauen haben den Glücksabstand zu den Männern, der sich während Corona auftat, fast wieder geschlossen", hieß es. Auch die Zufriedenheit mit der Freizeit verbesserte sich demnach enorm: von 5,0 im Corona-Jahr 2021 auf 6,51 im aktuellen Glücksatlas. Doch auch hier ist noch Luft nach oben: "Obwohl es nahezu keine Einschränkungen mehr gibt und Fitnessklubs wieder geöffnet und Freizeitveranstaltungen möglich sind, ist das alte Niveau noch nicht erreicht."
Am wenigsten von den Einschränkungen der Corona-Pandemie erholt haben sich junge Menschen. Die Generation der zwischen 1995 und 2010 Geborenen habe während der Pandemie einen Punkt auf der Skala der Lebenszufriedenheit verloren und bisher nur etwa die Hälfte wieder aufgeholt.
Deutlich holten in ihrer Zufriedenheit Familien auf, die mit 7,42 Punkten auch über dem allgemeinen Durchschnitt liegen. In den Familien war als Folge der Schließung von Kitas und Schulen die Zufriedenheit 2021 auf 7,17 Punkte gesunken. Der aktuelle Wert liegt aber deutlich unter den acht Punkten, die vor Corona für Familien gemessen wurden.
Menschen in Westdeutschland sind glücklicher
Menschen im Westen Deutschlands sind im Schnitt etwas glücklicher als Menschen im Osten. Während der Pandemie sei der Unterschied zwischen Ost und West bei der Zufriedenheit fast verschwunden, hieß es. Zuletzt sei er aber wieder gewachsen. "Die Nachteile, die der Westen in der Pandemie hatte, spielen 2022 keine Rolle mehr: Hohe Anteile an jüngeren Menschen, an Familien, an Großstädtern und Selbständigen sind normalerweise Garanten für ein höheres Glücksniveau einer Region."
Und wo leben die glücklichsten Menschen in Deutschland? Laut "Glücksatlas" in Schleswig-Holstein - gefolgt von Bayern und Nordrhein-Westfalen. Am wenigsten zufrieden sind die Menschen demnach in Mecklenburg-Vorpommern.