Bericht der Weltbank Noch 50 Jahre bis zur Gleichberechtigung
Bis Männer und Frauen weltweit gleichberechtigt sind, könnte es nach Ansicht der Weltbank noch mehr als 50 Jahre dauern. Das Reformtempo sei auf einem 20-Jahre-Tief. Deutschland schneidet gut ab, hat aber Verbesserungspotenzial.
Die weltweite Gleichberechtigung von Frauen und Männern geht nach Ansicht der Weltbank zu langsam voran. Einem Bericht der Organisation zufolge wird es beim derzeitigen Tempo von Reformen noch mindestens 50 Jahre dauern, bis Frauen und Männer rechtlich gleichgestellt sind.
Zu wenig geschlechtsspezifische Reformen
Der Bericht hat Gesetze und Vorschriften in acht verschiedenen Bereichen in 190 Volkswirtschaften untersucht, darunter Mobilität, Arbeitsplatz, Ehe, Elternschaft, Vermögen und Ruhestand. Das Ergebnis: Weltweit haben fast 2,4 Milliarden Frauen im erwerbsfähigen Alter noch immer nicht dieselben Rechte wie Männer: Im Schnitt genießen sie in den untersuchten Ländern nur 77 Prozent der gesetzlichen Rechte, die Männer haben.
"Das bedeutet, dass Millionen junger Frauen, die heute ins Berufsleben eintreten, bis zur Rente warten müssen - viele sogar noch länger -, bevor sie gleiche Rechte erhalten", heißt es in dem Bericht. Das weltweite Reformtempo sei auf dem niedrigsten Stand seit 20 Jahren und stelle damit ein potenzielles Hindernis für das Wirtschaftswachstum dar.
Im Jahr 2022 sind der Untersuchung zufolge in 18 Ländern nur 34 geschlechtsspezifische Rechtsreformen durchgeführt worden. Das sei die niedrigste Zahl seit 2001. Es bräuchte allerdings noch mehr als 1500 Reformen, um in allen untersuchten Bereichen eine wesentliche rechtliche Gleichberechtigung der Geschlechter zu erreichen. Der weltweite Durchschnittswert habe sich seit 1970 von 45,8 auf 77,1 Punkte erhöht. Vor fünf Jahren lag der weltweite Durchschnittswert noch bei 73,8 Punkten.
Gesetzliche Gleichberechtigung nur in 14 Ländern
Im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts habe es starke Fortschritte gegeben. Seitdem habe aber eine Reformmüdigkeit eingesetzt. Der Weltbank zufolge haben in nur 14 von 190 Volkswirtschaften Frauen bei allen acht gemessenen Indikatoren die gleichen gesetzlichen Rechte wie Männer. Dazu zählen neben Deutschland etwa auch Belgien, Dänemark, Frankreich, Schweden oder Spanien.
Schlusslichter seien die palästinensischen Gebiete, der Jemen und Sudan. Aber auch für Deutschland macht der Bericht auf ein Problem aufmerksam: Wenn das Muster der Berufsunterbrechungen hierzulande unverändert bleibe, würden die Renten von Frauen 20 Prozent unter dem Durchschnittslohn liegen.