"Fridays for Future" und ver.di Warum Klimaschützer und Gewerkschaft zusammen streiken
"Fridays for Future" und ver.di tun sich im Kampf für einen besseren öffentlichen Nahverkehr zusammen. Heute findet ein gemeinsamer Streiktag statt. Was haben beide Seiten von der Kooperation?
Dass er mal mit "Fridays For Future" zusammenarbeiten würde, hätte er früher nicht gedacht, sagt Gökhan Sert. Der 35-Jährige ist Busfahrer bei den Kölner Verkehrsbetrieben.
Die Ziele der Klimabewegung habe er zwar schon immer richtig gefunden, selbst involviert war er aber nicht. Vor etwa einem Jahr hat sich das geändert. Seitdem hat Sert regelmäßig mit den Klimaaktivisten zu tun, beispielsweise für gemeinsame Social-Media-Videos.
"Ich betreibe aktiv Klimaschutz mit meinem Beruf"
Busfahrer Sert ist bei ver.di aktiv. Die Gewerkschaft und die Klimaschützer - aus seiner Sicht passt das perfekt zusammen. "Ich betreibe aktiv Klimaschutz mit meinem Beruf", sagt er. "Außerdem bin ich Vater von zwei kleinen Mädchen, denen will ich eine lebenswerte Welt hinterlassen."
Den heutigen 1. März haben "Fridays For Future" und ver.di zum Klimastreiktag erklärt. An mehr als hundert Orten bundesweit sind gemeinsame Aktionen geplant.
Es ist nicht das erste Mal, dass beide Gruppen zusammen auf die Straße gehen. Bereits vor fast genau einem Jahr hatten sich die Klimaschützer den Gewerkschaftsstreiks im öffentlichen Nahverkehr angeschlossen, weitere Aktionen folgten.
Bündnis hat strategische Gründe
Den Protestforscher Simon Teune überrascht die Zusammenarbeit nicht. "Es gibt große Überschneidungen in den Interessen zwischen diesen beiden Gruppen", so Teune, der unter anderem am Berliner Institut für Protest- und Bewegungsforschung tätig ist. Beide Gruppen betonen immer wieder, wie wichtig ein starker ÖPNV mit guten Arbeitsbedingungen für die Verkehrswende sei.
Das Bündnis hat aus Sicht des Protestforschers aber noch weitere strategische Gründe. Bei "Fridays For Future" sei die Zahl der Aktiven in den vergangenen Jahren gesunken, durch die Kooperation mit ver.di könne man jetzt Kräfte bündeln. Außerdem könne die Klimabewegung durch die Allianz mit den Beschäftigen im Verkehrssektor dem Eindruck entgegenwirken, dass Klimaschutz etwas Elitäres sei, so Teune.
Gemeinsam mehr Druck auf die Politik
Darya Sotoodeh, Sprecherin von "Fridays For Future", zieht in diesem Kontext eine positive Bilanz der bisherigen Zusammenarbeit: "Wir haben uns gegen die Spaltungsversuche der Politik zwischen Klimaschutz und sozialer Gerechtigkeit gestellt und gezeigt, dass beides nur zusammen geht."
Ver.di wiederum profitiert von der Aufmerksamkeit, die "Fridays For Future" auf der Straße und in den sozialen Netzwerken erzeugen kann. "Unser Hauptziel ist es, Bund und Kommunen davon zu überzeugen, dass Investitionen in den ÖPNV getätigt werden müssen", sagt Busfahrer und ver.di-Mitglied Gökhan Sert. Durch die Kooperation mit "Fridays For Future" könne man, so hofft er, mehr Druck auf die Politik ausüben.
Busfahrer Gökhan Sert engagiert sich bei ver.di und sagt, dass er mit seinem Beruf aktiv Klimaschutz betreibt.
Türöffner für weitere Kooperationen?
Möglicherweise lasse sich die Zusammenarbeit zwischen Klimaschützern und Gewerkschaften ausweiten, glaubt Protestforscher Teune. Im ÖPNV lägen die gemeinsamen Interessen auf der Hand. "Das könnte aber auch ein Türöffner für künftige Kooperationen mit anderen Gewerkschaften sein, die auf den ersten Blick vielleicht weniger gut zu 'Fridays For Future' passen", so Teune.
Er denkt dabei beispielsweise an die Metallindustrie. Dort wird derzeit sehr viel CO2 ausgestoßen, es steht aber auch ein Umbau hin zu grünen Technologien bevor.
"Fridays For Future" zeigt sich dafür offen. Man wolle sich auch mit anderen Teilen der Gesellschaft zusammenschließen, heißt es auf Anfrage. Lokal gebe es bereits Kontakte zu anderen Gewerkschaften wie der IG Metall und der Eisenbahnergewerkschaft EVG.