"Fridays for Future" Klima- trifft Warnstreik
Gemeinsam statt einsam: Die Bewegung "Fridays for Future" hat sich bei Hunderten Protestveranstaltungen mit den Warnstreiks des Öffentlichen Dienstes solidarisiert - "Seite an Seite für eine ökologische Verkehrswende".
Im Rahmen eines "Klimastreiks" haben in der gesamten Bundesrepublik Proteste stattgefunden. Dazu hatte die Bewegung "Fridays for Future" aufgerufen - unter dem Motto "Morgen ist es zu spät" finden heute weltweit Demonstrationen statt. Die meist jungen Teilnehmer forderten eine Verkehrswende und die Einhaltung der Pariser Klimaziele. Deutschlandweit waren mehr als 240 Protestaktionen angemeldet. Allein in Niedersachsen sollte es mehr als 30 Demonstrationen und Kundgebungen geben.
Zentral dabei sei der Kampf gegen den Kapitalismus, rief eine Sprecherin von "Fridays for Future" den Demonstrierenden in Bremen zu. Auf Bannern waren Slogans wie "Bäume statt Bomben", "Zusammen gegen Neokolonialismus, Kapitalismus und fossile Energien" und "Für eine klimaneutrale Industrie" zu lesen.
"Fridays for ver.di"
Die Teilnehmenden solidarisierten sich auf der Kundgebung erstmals mit den Warnstreiks der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di im Öffentlichen Nahverkehr, die zeitgleich stattfanden. Gewerkschaft und Klimabewegung streikten "Seite an Seite für eine sozial gerechte und ökologische Verkehrswende", hieß es. Weil in einigen Städten aufgrund der ver.di-Proteste weder Busse noch Bahnen fuhren, waren viele Jugendliche mit Fahrrädern zu den Kundgebungen gekommen.
Neben Protestaktionen in den großen Städten wollte "Fridays for Future" auch in kleineren Orten und Gemeinden auf die Straße gehen. Im Norden gab es etwa Aktionen in Achim, Bad Nenndorf, Clausthal-Zellerfeld, Seesen oder Visselhövede. Große Organisationen wie die Kirchen, der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Greenpeace und Campact hatten ebenfalls zur Beteiligung am Klimastreik aufgerufen.
Politik handle "viel, viel zu spät"
Die Hamburger Klimaaktivistin Annika Kruse forderte eine radikale Abkehr vom motorisierten Individualverkehr und eine Änderung des Lebensstils. Menschen müssten beispielsweise "weg von dem Bedürfnis, dass irgendwie jeder ein oder zwei Autos hat", sagte die Sprecherin von "Fridays for Future" Hamburg. Kruses Ansicht nach würden die Maßnahmen zum Klimaschutz nicht schnell genug umgesetzt, zudem seien sie zu unkonkret. Die jüngsten Vorschläge wie eine Reduktion des Kohlendioxidausstoßes bis 2030 um 70 Prozent seien zwar Schritte in die richtige Richtung, trotzdem käme das alles "viel, viel zu spät".
Auch Annika Rittmann von Fridays for Future forderte in ihrer Rede in Hamburg, die Zahl der Autos zu reduzieren und die Angebote der Bahn auszubauen: "Das Schienennetz der Bahn: Taktung und Pünktlichkeit müssen erhöht und die Fahrpreise gesenkt werden." Aber das Bundesverkehrsministerium tue alles, damit all das nicht umgesetzt werden könne. In der Hansestadt beteiligten sich laut Polizei rund 5500 Menschen an den Protesten.
Tausende Teilnehmerinnen und Teilnehmer
In München gingen nach Polizeiangaben rund 18.000 Demonstranten auf die Straße. In Berlin wurden in einem Park neben dem Wirtschafts- und Klimaschutzministerium mehrere Tausend protestierende Menschen gezählt. In Köln versammelten sich nach Angaben der Veranstalter rund 6500 Aktivisten.
Auch in Österreich sind Tausende Menschen auf die Straße gegangen. Die Demonstranten forderten ein neues Klimaschutzgesetz für Österreich - seit zwei Jahren streitet die Koalition von ÖVP und Grünen über die Zielwerte von CO2-Emissionen. Allein in Wien sollen nach Angaben von Beobachtern rund zehntausend Menschen auf die Straße gegangen sein. Die Veranstalter sprachen sogar von 25.000 Teilnehmern. Die Polizei wollte die Zahlen nicht bestätigen.
Mit selbst gebauten Bannern und Plakaten fordern die jungen Demonstrierenden eine Verkehrswende und die Einhaltung der Pariser Klimaziele.
Zu wenig konkrete Konzepte in der Klimabewegung
Die Naturschutzaktivistin und frühere Seenotretterin Carola Rackete forderte von der Klimabewegung derweil mehr Aufmerksamkeit für die soziale Frage. Um wieder mehr Beteiligung zu erreichen, bräuchten Akteure wie "Fridays for Future" oder auch die "Letzte Generation" eine breitere gesellschaftliche Verankerung, sagte Rackete. Dafür müssten Schnittstellen gefunden werden, wo Klimaschutz und soziale Themen zusammenpassten.
Die Klimabewegung habe sich zuletzt zu sehr auf Waldbesetzungen oder Aktionen zivilen Ungehorsams fokussiert und sich zu wenig mit Basisarbeit und konkreten Konzepten auseinandergesetzt. "Wenn wir konkrete sozial-ökologische Projekte unterstützen, können wir mehr Menschen motivieren, mitzumachen", sagte Rackete. "Die Erfolge sehe ich dann eher auf lokaler oder regionaler Ebene."
Besonders Aktivistinnen und Aktivisten der "Letzten Generation" fielen zuletzt durch Störaktionen auf, indem sie sich etwa selbst an Fahrbahnen festklebten und so den Verkehr auf den Straßen blockierten. Die Proteste der "Klima-Kleber" stehen in der Kritik, die öffentliche Sicherheit zu gefährden.