Nach umstrittenen Zitaten Döpfner bittet um Entschuldigung
Die Empörung über öffentlich gewordene Aussagen von Springer-Chef Döpfner unter anderem über Ostdeutsche war groß. Nun bat er in der "Bild"-Zeitung um Entschuldigung - und äußerte sich zum Zustandekommen der Zitate.
Der Vorstandschef des Medienkonzerns Axel Springer, Mathias Döpfner, hat für Aussagen in internen Nachrichten um Entschuldigung gebeten, die durch einen Bericht der Wochenzeitung "Zeit" öffentlich bekannt geworden waren. "Ich bitte um Entschuldigung dafür, dass ich mit meinen Worten viele gekränkt, verunsichert oder verletzt habe", schrieb er in einem Beitrag "in eigener Sache", den die "Bild"-Zeitung am Abend auf ihrer Webseite veröffentlichte.
"Eigentlich ist eine Entschuldigung fällig, Chef!", hatte "Bild"-Chefredakteurin Marion Horn am Samstag im eigenen Blatt geschrieben. "Stimmt", heißt es von Döpfner nun. Die "Bild"-Zeitung gehört zum Medienhaus Axel Springer.
Bericht über Aussagen in internen Nachrichten
Die "Zeit" hatte am Donnerstag über Nachrichten berichtet, die bei Axel Springer konzernintern verschickt worden sein sollen. Das Blatt berief sich auf Dokumente, die aus den vergangenen Jahren stammen sollen. Es handele sich um E-Mails und Chatnachrichten aus dem engsten Führungskreis des Medienkonzerns, viele seien von Döpfner selbst, so die Zeitung.
In den Zitaten, die die "Zeit" samt der darin enthaltenen Rechtschreibfehler aufführt, geht es zum Beispiel um abfällige Bemerkungen über Ostdeutschland. 2019 soll Döpfner laut dem Zeitungsbericht geschrieben haben: "Die ossis werden nie Demokraten. Vielleicht sollte man aus der ehemaligen ddr eine Agrar und Produktions Zone mit Einheitslohn machen."
In weiteren Zitaten geht es um Sympathie für die Politik Donald Trumps. Und anscheinend kritisierte Döpfner auch Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die "Zeit" zog ein Zitat heran, in dem von "M" die Rede ist. "Sie ist ein sargnagel der Demokratie." In einer anderen Nachricht soll er wörtlich geschrieben haben: "free west, fuck the intolerant muslims und all das andere Gesochs". Die Zeitung schreibt zudem, dass der Verlagschef parteilich agiert habe. So soll er sich vor der vergangenen Bundestagswahl eine pro-FDP-Berichterstattung in der "Bild" gewünscht haben.
"Verleitete mich zur polemischen Übertreibung"
Döpfner bestätigte nun indirekt in seinem Beitrag, der die Überschrift "Stimmt!" trägt, dass bestimmte Formulierungen tatsächlich von ihm stammten. Er schrieb: "'Die Ossis sind entweder Kommunisten oder Faschisten.' Das ist verletzend. Und wörtlich genommen natürlich Quatsch. 'Die' Ossis gibt es nicht. Und selbstverständlich sind sie nicht entweder rechts- oder linksradikal." Döpfner erklärt weiter: "Der Ärger darüber, dass in Thüringen und anderswo so viele entweder Linke oder AfD wählen, verleitete mich zur polemischen Übertreibung."
Döpfner, der nicht nur Konzernchef ist, sondern auch einen großen Teil der Medienhaus-Anteile hält, schrieb zudem: "Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht - mir gelingt es nicht immer, private Nachrichten im korrekten Ton zu schreiben. Wenn ich wütend oder sehr froh bin, wird mein Handy zum Blitzableiter. Ich schicke dann manchmal Menschen, denen ich sehr vertraue, Worte, die 'ins Unreine' gesagt oder getippt sind. Weil ich davon ausgehe, dass der Empfänger weiß, wie es gemeint ist. Und weil ich mir nicht vorstellen kann oder will, dass jemand diese Worte an Dritte weitergibt." Dies sei nun aber geschehen. Daraus könne man viele Lehren ziehen. Das habe er getan. "Eine davon bleibt die Idee von der 'Gedankenfreiheit'", so Döpfner.
Zitate hatten scharfe Kritik ausgelöst
Der "Zeit"-Bericht über die internen Nachrichten Döpfners hatte scharfe Kritik ausgelöst. "Die abwertenden Äußerungen von Herrn Döpfner sind nicht zu rechtfertigen", hatte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke erklärt. Deutliche Kritik kam auch von Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig. "Die Leistungen der Menschen im Osten derart geringzuschätzen, ist ein Zeichen großer Respektlosigkeit", sagte sie. Der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow warf Döpfner vor, die deutsche Einheit geistig nie vollzogen zu haben - jede seiner Zeilen lebe den Geist der Spaltung.