Missbrauch in der katholischen Kirche Bistum Aachen nennt Namen von Tätern
Auf der Liste stehen 53 Namen: Das Bistum Aachen veröffentlicht die Identitäten mehrerer Missbrauchstäter und Verdächtiger. Opfer sollen so ermutigt werden, sich zu melden.
Im Zuge der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt durch Priester und andere kirchliche Beschäftigte hat das Bistum Aachen die Namen von 53 Tätern und mutmaßlichen Tätern im Internet veröffentlicht. Man wolle Betroffenen damit Mut machen, sich mitzuteilen, sagte Bischof Helmut Dieser: "Mit der Nennung der Namen gehen wir dabei weiter voran."
Bischof Helmut Dieser (Archivbild)
Nach Angaben von Bischof Dieser ist unter den 53 genannten Namen nur ein Laie, die übrigen seien Priester. Insgesamt sind laut Bistum 126 beschuldigte Kirchenmitarbeiter und 267 Betroffene bekannt. Unter den Namen der mutmaßlichen Täter findet sich auch der Name eines im Jahr 1986 verstorbenen Weihbischofs. "Ich verstehe, dass dies für viele ein Schock sein muss", sagte Dieser: "Wir machen für keinen mutmaßlichen Täter eine Ausnahme, ganz gleich, welchen Rang er zeitlebens einnahm." Der Aachener Bischof ist auch Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz.
Welche Namen werden genannt?
Das Bistum Aachen ist das erste in Deutschland, das eine Namensliste veröffentlicht. Die Entscheidung dafür sei nach langem Abwägen und in Abstimmung mit den zuständigen Gremien erfolgt, hieß es. Laut Generalvikar Andreas Frick nennt das Bistum nur die Namen von Tätern und mutmaßlichen Tätern, die mindestens zehn Jahre tot sind. Entweder müsse der Betreffende von staatlichen oder kirchlichen Gerichten rechtskräftig verurteilt worden sein. Oder in dem jeweiligen Fall müsse ein Antrag auf Anerkennung des Leids positiv beschieden worden sein. "Diese Kriterien sind aus unserer Sicht belastbar, halten einer juristischen Prüfung stand und sind transparent", so Frick.
Als Reaktion auf den Missbrauchsskandal hatte die katholische Kirche in Deutschland 2019 einen Reformprozess eingeleitet, den Synodalen Weg. Damit sollten die Strukturen, die den Missbrauch jahrzehntelang begünstigt hatten, verändert werden.
Zuletzt hatte der Missbrauchsskandal eine neue Dimension erhalten, als erstmals ein Kardinal als mutmaßlicher Täter in den Fokus rückte. Der 1991 gestorbene Ruhrbischof Franz Hengsbach soll unter anderem in seiner Zeit als Weihbischof in Paderborn eine damals 16-Jährige missbraucht haben.