Tarifkonflikt Bahn und EVG wollen wieder reden
Zuletzt drohte die Gewerkschaft EVG mit weiteren Warnstreiks - nun lud sie die Bahn wieder an den Verhandlungstisch. Die Tarifpartner streiten seit Monaten um Verträge für 180.000 Beschäftigte.
Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn bewegen sich Konzern sowie Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) nun doch wieder aufeinander zu. Die EVG forderte den Konzern dazu auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Die Bahn nahm das Angebot für ein Gespräch der Verhandlungsspitzen an.
Von möglichen Warnstreiks war in der Mitteilung der EVG nicht die Rede. Am Mittwoch hatte die Gewerkschaft sie noch als unausweichlich bezeichnet. Auch die Bahn hatte zunächst weitere Verhandlungen abgelehnt.
"Wir erhoffen uns von diesem Gespräch, dass die EVG mögliche Kompromisse ihrerseits aufzeigt, die dann endlich zu einem Tarifabschluss führen", sagte nun eine Sprecherin der Bahn. Von der EVG hieß es: "Wir sehen durchaus Möglichkeiten, eine Basis für konstruktive Verhandlungen zu finden. Darüber wollen wir in Ruhe reden."
"Mit unserem Gesprächsangebot könnte es gelingen, die verhärteten Fronten aufzubrechen. Wir sind dazu bereit", sagte einer der Verhandlungsführer der Gewerkschaft, Kristian Loroch.
Jüngstes Bahn-Angebot abgelehnt
Die Gewerkschaft und die Bahn stehen bereits seit Monaten in Verhandlungen. Bevor die Gespräche auf Eis gelegt worden waren, hatte die EVG ein weiteres Tarifangebot der Bahn als "unzureichend" abgelehnt, woraufhin das Unternehmen ihr fehlende Kompromissbereitschaft vorwarf.
Die Gewerkschaft verhandelt mit der Bahn und 50 weiteren Unternehmen der Branche über Löhne und Gehälter für insgesamt rund 230.000 Beschäftigte. Der Fokus liegt auf den Verhandlungen mit der Deutschen Bahn, bei der davon rund 180.000 Menschen arbeiten. Die Gewerkschaft fordert einen Festbetrag von mindestens 650 Euro im Monat mehr oder zwölf Prozent bei den oberen Lohngruppen. Die Laufzeit soll nach ihren Vorstellungen ein Jahr betragen.
Die Bahn hatte bei den Verhandlungen Ende Mai stufenweise zwölf Prozent bei den unteren Lohngruppen in Aussicht gestellt. Insgesamt zehn Prozent mehr sollen die mittleren Gruppen bekommen und acht Prozent die oberen. Die erste Erhöhungsstufe soll noch in diesem Jahr kommen.
Hinzu käme eine ebenfalls stufenweise Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 2850 Euro, die steuer- und abgabenfrei ab Juli gezahlt werden könnte. Die Laufzeit soll zwei Jahre betragen. Die EVG lehnte dieses Arbeitgeberangebot ab. Daraufhin erteilte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler weiteren Verhandlungen vorerst eine Absage.