Fragen und Anworten zur Gesundheitsreform Was kommt auf die Versicherten zu?

Stand: 08.07.2010 13:45 Uhr

Für die Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen wird es künftig deutlich teurer. Union und FPD haben sich auf eine Gesundheitsreform verständigt und die sieht höhere Beitragssätze und Zusatzbeiträge vor. tagesschau.de hat Antworten auf die wichtigsten Fragen zusammengestellt.

Wie hoch steigen die Beitragssätze und welchen Anteil zahlen die Arbeitnehmer?

Die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung steigen im nächsten Jahr von 14,9 auf 15,5 Prozent. Die Arbeitnehmer zahlen 8,2 Prozent von ihrem Bruttolohn. Die Arbeitgeber tragen 7,3 Prozent. Ihr Anteil wird künftig eingefroren.

Was passiert mit den Zusatzbeiträgen?

Die Kassen können individuell Zusatzbeiträge von ihren Mitgliedern verlangen, wenn sie mit dem Geld aus dem Gesundheitsfonds nicht auskommen. Die Zusatzbeiträge werden allein von den Versicherten bezahlt. Bislang galt eine Grenze von einem Prozent des Einkommens. Künftig sollen die Zusatzbeiträge nicht mehr nach oben hin begrenzt sein und unabhängig vom Einkommen erhoben werden können.

Gibt es einen sozialen Ausgleich für Ärmere?

Ein sozialer Ausgleich ist vorgesehen, wenn der durchschnittliche Zusatzbeitrag zwei Prozent des Bruttoeinkommens übersteigt. Der durchschnittliche Zusatzbeitrag wird vom Bundesversicherungsamt errechnet. Nach jetzigen Berechnungen wird er bis 2014 nicht höher als 16 Euro sein. Das heißt für ein Einkommen von z.B. 800 Euro im Monat, dass kein Sozialausgleich notwendig ist.

Der tatsächlich von einer Kasse erhobene Zusatzbeitrag kann allerdings höher sein als der vom Bundesversicherungsamt errechnete Durchschnittswert. In dem Fall müsste der Versicherte die zusätzlichen Kosten aus eigener Tasche zahlen - oder er wechselt zu einer günstigeren Kasse.

Wie funktioniert der soziale Ausgleich?

Der Sozialausgleich findet direkt bei den Arbeitgebern und den Rentenversicherungsträgern statt. Sie prüfen, ob der Zusatzbeitrag zwei Prozent vom Bruttoeinkommen übersteigt und ziehen die entsprechende Summe gegebenenfalls direkt von den Krankenkassen-Beiträgen ab.

Warum steigen die Beiträge?

Die Kosten im Gesundheitswesen steigen seit Jahren stetig. Gründe sind unter anderem der medizinische Fortschritt und die alternde Bevölkerung. Am meisten geben die gesetzlichen Krankenkassen für die Krankenhausbehandlung, Medikamente und Arzthonorare aus. Die Einnahmen bleiben hinter der Entwicklung der Ausgaben zurück. Das Bundesversicherungsamt rechnet daher im kommenden Jahr mit einem Defizit von elf Milliarden Euro.

Wird die Reform ausreichen oder müssen die Versicherten mit weiter steigenden Beiträgen rechnen?

Nach Ansicht von Gesundheitsexperten wirkt die Reform nur kurzfristig - als Überbrückungshilfe für das 2011 erwartete Defizit der Kassen. Langfristig glauben Experten, dass die Kosten im Gesundheitswesen weiter steigen werden - etwa durch die immer älter werdende Gesellschaft. Ohne weitergreifende Reformen würden damit auch die Beiträge weiter klettern.

Zusammengestellt von Renata Frank für tagesschau.de