Deutsche Politiker über das irische EU-Referendum Schock nach dem Nein aus Irland
Die Ablehnung des EU-Vertrags in Irland hat bei deutschen Politikern Enttäuschung ausgelöst. Die einen sprachen von einem "schwarzen Tag für Europa", andere, wie Außenminister Steinmeier, von einem "schweren Rückschlag". Der Ratifizierungsprozess müsse aber weitergehen.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hat das negative Votum zum EU-Reformvertrag bei der irischen Volksabstimmung als "schweren Rückschlag" bezeichnet: "Trotzdem bin ich überzeugt, dass wir diesen Vertrag brauchen." Durch die in Lissabon vereinbarten Änderungen würde die Europäische Union "demokratischer, handlungsfähiger und transparenter", sagte Steinmeier. Deshalb müsse trotz des irischen Abstimmungsergebnisses der Ratizierungsprozess in den übrigen Mitgliedsländern der EU fortgesetzt werden.
Der Grünen-Vorsitzende Jürgen Trittin zeigte sich angesichts des irischen Referendums "schockiert und enttäuscht". Die Grünen seien skeptisch, wie angesichts des irischen Neins möglicherweise "drei Millionen Menschen darüber entscheiden können, wie 500 Millionen Menschen ihre politische Zusammenarbeit gestalten können."
Westerwelle: "Integration ohne diese Länder fortsetzen"
Der FDP-Außenexperte Werner Hoyer sprach von einem "schwarzen Tag für Irland und Europa". Keinesfalls dürfe jetzt aber der Vertrag verwässert oder durch Zugeständnisse an Irland ein nachträgliches Ja teuer erkauft werden. FDP-Chef Guido Westerwelle sagte, es sei das gute Recht von Ländern, am weiteren Integrationsprozess nicht teilzunehmen: "Aber es ist auch das gute Recht des übrigen Europas, ohne diese Länder die Integration fortzusetzen."
Beck: Weiter ratifizieren
SPD-Chef Kurt Beck sagte, nun müsse der Ratifizierungsprozess in den Staaten, in denen keine Volksabstimmung, sondern nur eine Zustimmung des Parlaments notwendig sei, fortgesetzt werden. Er sprach von einem politischen Signal, um deutlich zu machen, dass die Mehrheit der Mitgliedsländern unverändert eine starke EU wolle. Gleichzeitig deutete Beck die Ablehnung als Zeichen dafür, dass die Menschen ein soziales Europa wollten.
Bisky: "Neu verhandeln"
"Eine Politik, die das soziale Europa immer mehr aufweicht und das Geld lieber in Rüstung und Militäreinsätze außerhalb Europas investiert, ist nicht im Interesse der europäischen Bevölkerung", erklärte der Vorsitzende der Partei Die Linke, Lothar Bisky. Er forderte, die Ratifizierung des Vertrags von Lissabon sofort zu stoppen und völlig neu zu verhandeln.
Ramsauer: "Große Entwürfe nicht möglich"
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) sagte, "99 Prozent der Europäer können ihre Zukunft nicht davon abhängig machen, dass weniger als ein Prozent einen Fortschritt blockieren. Die Europäische Union darf sich jetzt nicht lähmen lassen. Sie muss vorangehen." Der Chef der CSU-Abgeordneten im Bundestag, Peter Ramsauer, deute die Ablehnung dagegen als Zeichen dafür, dass "große Reformentwürfe wie die Verfassung oder der Vertrag von Lissabon in nächster Zeit nicht zu machen" seien. Bei dem jetzt zu ratifizierenden Vertrag von Lissabon handelt es sich bereits um eine abgespeckte Version der nach Volksabstimmungen in den Niederlanden und Frankreich gescheiterten EU-Verfassung.
CSU-Parteichef Erwin Huber sagte, Europa müsse weiterhin "handlungsfähiger und bürgernäher gemacht" werden.