Erdüberlastungstag Menschheit verbraucht "1,74 Erden"
Die Welt erreicht heute den sogenannten Erdüberlastungstag. Menschen verbrauchen von heute an mehr Ressourcen als binnen eines Jahres auf natürliche Weise erneuert werden können.
Die Menschheit hat mit dem heutigen Tag die Ressourcen verbraucht, die ihr bei nachhaltiger Nutzung für das gesamte Jahr zur Verfügung gestanden hätten. Das geht aus Berechnungen des Global Footprint Networks mit Sitz in den USA und der Schweiz hervor. Gegenwärtig verbraucht die Menschheit 74 Prozent mehr als die Ökosysteme des Planeten regenerieren können - oder "1,74 Erden". Der weltweite Ressourcenverbrauch nähert sich den Schätzungen zufolge wieder dem Stand von vor dem Beginn der Corona-Pandemie.
Corona sorgte für nur kurze Verschnaufpause
2020 hatte sich der Erdüberlastungstag wegen des Lockdowns um fast drei Wochen nach hinten verschoben, auf den 22. August. "Das ist tatsächlich eine Auswirkung von Corona gewesen", sagte Rolf Buschmann vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). So seien vor allem in den ersten Wellen der Pandemie deutlich weniger Ressourcen verbraucht worden. "Und das hat viel damit zu tun, dass wir im Lockdown waren."
Steffen Vogel von Germanwatch erklärt: "Wir erleben nun den befürchteten Rebound-Effekt, das sprunghafte Wiederansteigen der Emissionen nach dem Höhepunkt der Pandemie." Dass der Ressourcenverbrauch trotz Anhaltens der Pandemie schon dieses Jahr wieder das Niveau von 2019 erreicht, zeige, dass ein Umsteuern in der Klima- und Ressourcenpolitik dringender denn je nötig sei. Vor 20 Jahren lag der Erdüberlastungstag noch im September.
Nationaler Erdüberlastungstag sogar schon im Mai
Laut der Analyse des Global Footprint Networks war hierzulande der nationale Erdüberlastungstag bereits Anfang Mai erreicht. "Wenn alle Länder so wirtschaften würden wie Deutschland, bräuchten wir nicht einen, sondern knapp drei Planeten", betonte Germanwatch-Sprecher Vogel. "Unsere Lebens- und Wirtschaftsweise ist alles andere als nachhaltig."
Minister Müller: "Immer mehr" ist ein Auslaufmodell
Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) warnte vor einem immer schnelleren Verbrauch der natürlichen Ressourcen auf der Erde. "Wir brauchen ein entschiedenes Umdenken bei unserem Konsum. Immer mehr, immer billiger ist ein Auslaufmodell." Nachhaltigkeit müsse der neue globale Standard sein. "Vor 50 Jahren hatten wir am Ende des Jahres noch Ressourcen übrig. Das muss wieder unser Ziel sein", so Müller. Die EU müsse vorangehen und mit ihrem Green Deal den Rahmen für eine globale Kreislaufwirtschaft setzen.