Landgericht München Regisseur Dieter Wedel gestorben
Einer der bekanntesten deutschen Filmemacher, Dieter Wedel, ist tot. Das teilte das Landgericht München I mit. Das Gericht wollte heute bekannt geben, ob es zum Prozess gegen Wedel kommt. Ihm wurde unter anderem Vergewaltigung vorgeworfen.
Der Regisseur Dieter Wedel ist tot. Er starb bereits am 13. Juli in Hamburg, wie das Landgericht München I mitteilte, wo ein Strafverfahren gegen Wedel anhängig war. Das Gericht wollte heute an sich bekannt geben, ob es zum Prozess gegen Wedel kommt, verkündete stattdessen aber den Tod Wedels. Das Verfahren gegen ihn wird nach Gerichtsangaben nun eingestellt. Die Staatsanwaltschaft hatte Wedel schon im März vergangenen Jahres wegen eines Vorwurfs aus dem Jahr 1996 angeklagt.
Vorwurf der Vergewaltigung
Die Schauspielerin Jany Tempel gab an, Wedel habe sie damals in einem Münchner Luxushotel vergewaltigt, Wedel bestritt dies. Seine Anwälte sprachen bei der Anklageerhebung von Vorverurteilung und betonten die Wahrscheinlichkeit, dass die Anklage gar nicht zugelassen werden könnte - obwohl das in der deutschen Justiz kaum vorkommt.
Der Anwalt der Nebenklägerin Tempel hatte dagegen die Verzögerung im Verfahren gegen den Regisseur erst kürzlich gerügt. "Seit Anklageerhebung sind nunmehr über 14 Monate vergangen", schrieb Rechtsanwalt Alexander Stevens Mitte Mai in einer Verzögerungsrüge an das Gericht. Tempel leide "sehr unter der langen Verfahrensdauer." Sie war sogar kurzzeitig in einen Hungerstreik getreten, um dagegen zu protestieren, dass das Gericht sich mit der Entscheidung so lange Zeit gelassen hatte. Auch bevor die Staatsanwaltschaft überhaupt Anklage erhob, hatte diese schon drei Jahre lang ermittelt.
Nach Angaben seiner Anwälte starb Wedel "nach langer schwerer Krankheit". Das Verfahren gegen ihn sei damit "ohne Weiteres beendet", heißt es in dem Anwaltsschreiben, das Peter Gauweiler und seine Kollegen verbreiteten. "Anlass für die Fortsetzung öffentlicher spekulativer Erwägungen besteht nicht", schreiben die Juristen - und kritisierten die Berichterstattung über das Strafverfahren gegen ihren Mandanten: "Das Verfahren gegen unseren Mandanten wurde medial zum angeblichen 'Musterverfahren' einer gesellschaftlichen Bewegung aufgebauscht."
Durchbruch mit Fernsehspiel "Einmal im Leben"
Über Wedels Geburtsdatum gab es zu seinen Lebzeiten widersprüchliche Aussagen. Geboren wurde er nach jetzigen Angaben des Münchner Gerichts am 12. November 1939. Damit war er zum Zeitpunkt seines Todes 82 Jahre. Wedel studierte unter anderem Theaterwissenschaften sowie Publizistik und promovierte. Seine berufliche Laufbahn als Fersehspielregisseur begann er 1967 beim NDR in Hamburg, wo er sich einen Ruf als begnadeter Geschichtenerzähler erwarb.
Seinen Durchbruch bei einem breiteren Publikum war das mehrteilige satirische Fernsehspiel "Einmal im Leben" rund um die fiktive Familie Semmeling von 1972, das später noch Fortsetzungen erfuhr. 1978 machte er sich als Produzent und Regisseur selbstständig und setzte seine Karriere mit Fernsehfilmen fort. Zu seinen bekanntesten Produktionen gehören die aufwändigen TV-Mehrteiler "Der große Bellheim" mit Mario Adorf in der Hauptrolle von 1993, "Der Schattenmann" von 1996 sowie "Der König von St. Pauli" von 1998.
Nach der Jahrtausendwende folgten noch einige Fernsehfilme wie "Gier" mit Ulrich Tukur als Hauptdarsteller. Darüber hinaus war Wedel auch als Theaterregisseur und Intendant tätig. So leitete er jeweils über viele Jahre hinweg die Wormser Nibelungenfestspiele und die Bad Hersfelder Festspiele. Wedel lebte mit verschiedenen Lebensgefährtinnen zusammen und hatte mit diesen insgesamt sechs Kinder.
Bekanntester Fall der deutschen #MeToo-Debatte
Nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Wedel Anfang 2018 trat Wedel als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele zurück. Damals beschuldigten drei Schauspielerinnen Wedel im "Zeit-Magazin", sie in den 1990er-Jahren sexuell bedrängt zu haben. Wedel hatte den Vorwürfen per eidesstattlicher Erklärung widersprochen. Der Fall wurde der bekannteste in der deutschen #MeToo-Debatte, die 2017 ins Rollen gekommen war. Unter dem Hashtag #MeToo posteten vor allem Frauen in sozialen Netzwerken millionenfach ihre Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen.