Reaktionen auf DFB-Adidas-Entscheidung "Unpatriotisch", "unverständlich", "Fehlentscheidung"
Nach dem Aus der Zusammenarbeit des DFB mit Adidas kommt Kritik von vielen Seiten. CDU-Chef Merz nennt die Entscheidung "unpatriotisch", Bayerns Ministerpräsident Söder findet sie "falsch, schade und auch unverständlich".
Die Entscheidung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), die Fußball-Nationalteams ab 2027 von dem US-Unternehmen Nike ausrüsten zu lassen statt wie bisher von Adidas, hat in der Politik parteiübergreifend für entsetzte Reaktionen gesorgt.
CDU-Chef Friedrich Merz prangerte die Entscheidung als "unpatriotisch" an. Er sei "völlig überrascht gewesen", sagte er. Nach Jahrzehnten aus "rein ökonomischen Gründen" den Ausrüster zu wechseln, sei für ihn "völlig unverständlich".
"Die drei Streifen gehören natürlich zu den vier Sternen, die wir auf der Brust tragen", sagte Merz' Parteikollege, Hessens Ministerpräsident Boris Rhein, in Anspielung auf die vier Weltmeistertitel der Fußballnationalmannschaft der Männer. Der Weltmeister trage Adidas und nicht "irgendeine amerikanische Fantasiemarke." Er deutete an, dass die Entscheidung nicht endgültig sein könne - er könne sich kaum vorstellen, dass der DFB das am Ende durchhalten könne.
Von Heimat und Standortpatriotismus
Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kritisierte die Entscheidung als "falsch, schade und auch unverständlich". Er hätte sich vom DFB mehr Geradlinigkeit gewünscht - trotz aller wirtschaftlichen Herausforderungen. "Deutscher Fußball ist Heimat pur - und kein Spielball internationaler Konzernkämpfe", so Söder weiter.
Thüringens Regierungschef Bodo Ramelow sagte den Sendern RTL und ntv, diese Reduzierung ausschließlich auf Geld und Dollarzeichen gehe ihm "echt auf die Nerven". Dafür brauche er keinen Patriotismus: "Ich werbe auch immer dafür, dass wir in Thüringen deutlicher über unsere eigenen Thüringer Produkte reden", so Ramelow weiter.
Auch Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wünschte sich "ein Stück mehr Standortpatriotismus". "Ich kann mir das deutsche Trikot ohne die drei Streifen kaum vorstellen. Adidas und Schwarz-Rot-Gold gehörten für mich immer zusammen", erklärte er.
"DFB hat entschieden, er hat mich auch nicht gefragt"
Dagegen will Bundeskanzler Olaf Scholz die DFB-Entscheidung nicht kommentieren. "Das Wichtigste ist ja, dass Tore geschossen werden", sagte er auf einer Pressekonferenz in Brüssel. Weiter wolle er sich nicht dazu äußern. "Der DFB hat entschieden, er hat mich auch nicht gefragt."
Adidas zeigt sich überrascht
Laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vernichte hier der Kommerz Tradition und ein Stück Heimat. Er halte dies für eine Fehlentscheidung. "Adidas soll nicht mehr Nationaltrikot im Fußball sein? Stattdessen ein US-Unternehmen? Halte ich für eine Fehlentscheidung“, schreib er auf der Plattform X - zusammen mit einem Foto im Adidas-Trainingsanzug.
Nike und der DFB hatten die Zusammenarbeit ab 2027 am Donnerstag angekündigt. Das "Handelsblatt" berichtete unter Verweis auf Branchenkreise, dass Nike dem DFB dafür mehr als 100 Millionen Euro pro Jahr geboten habe. Adidas zahlte bislang 50 Millionen Euro jährlich. Der Sportartikelkonzern aus Herzogenaurach, der die DFB-Teams seit mehr als 70 Jahren ausgestattet, zeigte sich von der Entscheidung überrascht.