Deutschlandtrend vom 21. Juli 2005 Schwarz-gelbe Mehrheit wird dünner
Nachdem Bundespräsident Köhler den Bundestag aufgelöst hat, können sich die Parteien mit voller Kraft dem Wahlkampf widmen. Laut ARD-Deutschlandtrend deutet die Stimmung bei den Wählern weiterhin auf einen Wechsel hin. Doch der Vorsprung von Union und FDP schmilzt – zu Gunsten der Linkspartei.
Die Mehrheit von Union und FDP wird immer knapper: Die CDU/CSU bleibt zwar mit 42 Prozent gegenüber der Vorwoche stabil, die FDP verliert aber einen Punkt und liegt jetzt bei sieben Prozent. Die SPD mit 27 Prozent und die Grünen mit neun Prozent bleiben unverändert. Damit würde eine schwarz-gelbe Koalition mit 49 Prozent knapp die Mehrheit der Mandate erreichen. SPD, Grüne und Linkspartei kommen zusammen auf 48 Prozent.
Der Aufstieg der Linkspartei geht weiter
Das Bündnis aus PDS und WASG erreicht in dieser Woche erstmals zwölf Prozent, den höchsten bisher gemessenen Wert. Im Osten bleibt die Linkspartei stärkste Kraft: Sie konnte gegenüber der Vorwoche noch einen Prozentpunkt zulegen und liegt mit nun 32 Prozent der Stimmen weiter vor der Union mit 29 Prozent. Im Westen erreicht die Linkspartei jetzt acht Prozent.
Politikernoten: Merkel gewinnt Sympathien zurück
Die Kanzlerkandidatin der Union, Angela Merkel, gewinnt in dieser Woche Sympathien zurück. 48 Prozent der Befragten sind mit ihrer Arbeit zufrieden. Damit liegt sie hinter Joschka Fischer (60 Prozent), aber vor Edmund Stoiber (42) und Gerhard Schröder (38).
Auch im direkten Vergleich mit dem Bundeskanzler gewinnt Angela Merkel hinzu. Im Fall einer Direktwahl würden 42 Prozent für Merkel stimmen. Damit ist sie fast gleichauf mit Gerhard Schröder, der nur noch auf 43 Prozent kommt.
Bundespräsident Horst Köhler wird ebenfalls um acht Punkte besser bewertet als in der Vorwoche. 77 Prozent sind zufrieden mit seiner Arbeit. Damit ist sein Zustimmungswert höher als der aller gemessenen Parteipolitiker.
Die große Mehrheit der Deutschen bekennt sich weiterhin klar zu weiteren Reformen. 66 Prozent gaben an, dass sie zur Sicherung der Sozialsysteme weitere Leistungskürzungen oder höhere Beiträge für notwendig hielten. Nur 30 Prozent lehnen solche Schritte ab.
Ausführlich hat Infratest dimap in diesem Deutschlandtrend nach dem Image der neuen Linkspartei gefragt. Einerseits wird sie als eine Partei wahrgenommen, die sich am Stärksten für die Interessen der Ostdeutschen (52 Prozent) und für die Schwachen in der Gesellschaft (45 Prozent) einsetzt. Für zwei Drittel (66 Prozent) steht sie aber gleichzeitig im Ruf, nur auf populistische Forderungen zu setzen, ohne selbst Lösungen anzubieten.
Befragungsdaten
Fallzahl: 1.000 Befragte (698 West, 302 Ost
·Erhebungszeitraum: 19. bis 20. Juli 2005
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/Randomstichprobe
·Fehlertoleranz: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte (* bei einem Anteilswert von 5%; ** bei einem Anteilswert von 50%)