ARD-DeutschlandTrend Juli 2006 Schlechte Noten für Schwarz-Rot
Fast drei Viertel der Deutschen sind mit der Arbeit der Regierung nicht zufrieden. Vor allem Bundeskanzlerin Merkel sank deutlich in der Wählergunst, so das Ergebnis des ARD-DeutschlandTrends. Bei der Sonntagsfrage müssen Union und SPD deutliche Verluste hinnehmen. Großer Gewinner ist die FDP.
Die große Koalition sinkt weiter in der Wählergunst. Fast drei Viertel der Bundesbürger sind unzufrieden mit der Arbeit der Bundesregierung. Das sind laut ARD-DeutschlandTrend sechs Prozentpunkte weniger als im Juni und der bislang geringste Zustimmungswert seit dem Amtsantritt von Schwarz-Rot. Die große Koalition erreicht damit das gleiche Niveau wie die rot-grüne Regierung am Ende ihrer Amtszeit. Mehr als 68 Prozent meinen zudem, dass die große Koalition "auch nicht mehr Probleme als die alte Regierung löst."
Rekordwerte für die FDP
Dieser Vertrauensverlust spiegelt sich auch in der Sonntagsfrage wider. Die Union sackt auf den tiefsten Umfragestand seit fünf Jahren. Mit 35 Prozent verliert sie gegenüber dem Vormonat zwei Punkte. Die SPD erreicht 29 Prozent (-1), das ist der niedrigste Wert seit der Bundestagswahl 2005. Zusammengenommen erreichen die Volksparteien 64 Prozent und unterschreiten damit erstmals im ARD-DeutschlandTrend die symbolische Zweidrittel-Grenze.
Die Oppositionsparteien hingegen profitieren kräftig: Die FDP kann sich um zwei Punkte auf zwölf Prozent verbessern und erreicht damit den höchsten Wert, der je in einem ARD-DeutschlandTrend für sie gemessen wurde. Auch die Linkspartei legt um einen Punkt zu und kommt nun auf zehn Prozent, ihren besten Wert seit der Bundestagswahl. Die Grünen bleiben mit ebenfalls zehn Prozent gegenüber dem Vormonat unverändert.
Niedrigster Wert für Merkel seit Amtsantritt
Auch die Zustimmung für Bundeskanzlerin Angela Merkel sinkt. Zwar sind 45 Prozent der Meinung, dass die amtierende Bundeskanzlerin in diesem Amt besser für Deutschland sei als ihr Vorgänger Gerhard Schröder (35 Prozent). Doch bei der Bewertung ihrer politischen Arbeit büßt Merkel in diesem ARD-DeutschlandTrend stärker ein als alle anderen abgefragten Parteipolitiker. 57 Prozent sind derzeit mit ihrer politischen Arbeit zufrieden, das sind sechs Punkte weniger als im Vormonat und der niedrigste Wert seit ihrem Amtsantritt.
Bei der Beliebtheit der einzelnen Politiker konnte sich Innenminister Wolfgang Schäuble innerhalb eines Monats um fünf Punkte auf 57 Prozent verbessern. Mit der Arbeit von Außenminister Frank-Walter Steinmeier sind derzeit 55 Prozent der Deutschen einverstanden (-1). SPD-Chef Kurt Beck und Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer erreichen je 51 Prozent (beide +5). Erfolgreichste Oppositionspolitikerin ist Grünen-Fraktionschefin Renate Künast, die sich um zwölf Punkte verbesserte. 45 Prozent der Bundesbürger finden, sie mache gute Arbeit.
Wenig Zutrauen für die Gesundheitsreform
Die heftige Kritik von Opposition und Verbänden an der Gesundheitspolitik der großen Koalition wird auch von einer übergroßen Mehrheit in der Bevölkerung geteilt. 90 Prozent der Befragten glauben nicht, dass die Beitragssätze zur gesetzlichen Krankenversicherung tatsächlich bis 2013 stabil bleiben. Nur acht Prozent halten dieses Versprechen für glaubhaft.
Den von Union und SPD eingeschlagenen Weg, zwar die Beiträge zu erhöhen, dafür aber keine Leistungen zu kürzen, finden immerhin 39 Prozent der Befragten richtig. 55 Prozent lehnen das ab. Dabei fällt die Unterstützung für höhere Beiträge unter Unionsanhängern etwas höher aus als unter SPD-Anhängern.
Infratest dimap hatte für die ARD-Tagesthemen am Dienstag und Mittwoch dieser Woche 1000 repräsentativ ausgewählte Wahlberechtigte befragt.
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl / Randomstichprobe
Erhebungsverfahren: Computergestützte Telefoninterviews
Fallzahl: 1000 Befragte
Sonntagsfrage: 1500 Befragte
Erhebungszeitraum: 03. bis 04. Juli 2006
Fragen zur Gesundheitsreform: 04. bis 05. Juli 2006
Sonntagsfrage: 03. bis 05. Juli 2006
Fehlertoleranz: 1,4 bis 3,1 Prozentpunkte