ARD-DeutschlandTrend Mehrheit glaubt an Jamaika
Mehr als die Hälfte der Deutschen präferiert eine Jamaika-Koalition aus Union, FDP und Grünen. Das ergab der ARD-DeutschlandTrend. 75 Prozent der Befragten glauben, dass ein solches Bündnis auch zustande kommt. Kanzlerin Merkel verlor an Zustimmung.
Von Ellen Ehni, WDR
Die Deutschen sind sehr zuversichtlich, was eine mögliche schwarz-gelb-grüne Bundesregierung angeht: 75 Prozent glauben, dass ein sogenanntes Jamaika-Bündnis auf Bundesebene zustande kommt; 21 Prozent glauben, dass es nicht zustande kommt. Das hat eine Umfrage von Infratest dimap für den ARD-DeutschlandTrend ergeben.
Gleichzeitig stehen die Bürger einem solchen Bündnis wesentlich offener gegenüber als noch vor der Bundestagswahl: 57 Prozent der Befragten finden eine Jamaika-Koalition sehr gut oder gut; 40 Prozent finden sie aktuell weniger gut bzw. schlecht. Eine Fortsetzung der Großen Koalition - die aktuell durch die Absage der SPD unmöglich ist - befürworten nur 33 Prozent der Deutschen; 65 Prozent finden ein schwarz-rotes Bündnis weniger gut bzw. schlecht.
Vierte Amtszeit von Merkel finden die Deutschen mehrheitlich gut
Dass Angela Merkel aller Voraussicht nach auch in den nächsten vier Jahren als Kanzlerin regieren wird, befürworten die Bürger mehrheitlich: 61 Prozent finden es sehr gut oder gut, dass die alte wohl die neue Kanzlerin sein wird. Im Vergleich zur Bundestagswahl 2013 büßt Merkel allerdings zehn Punkte an Zustimmung ein: Damals fanden es 71 Prozent der Deutschen sehr gut oder gut, dass sie eine dritte Amtszeit antrat.
Noch-Finanzminister Schäuble führt Liste der beliebten Politiker an
Der designierte Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble liegt in diesem Monat an der Spitze der der Liste der beliebten Politiker: 69 Prozent sind mit seiner Arbeit zufrieden bzw. sehr zufrieden (+7 Punkte im Vergleich zu Anfang September). Auf Platz zwei folgt Angela Merkel, mit deren Arbeit 63 Prozent zufrieden sind (-1 Punkt im Vergleich zur Woche vor der Bundestagswahl - wie alle folgenden Politiker). Außenminister Sigmar Gabriel erreicht 57 Prozent Zustimmung (-11), mit der Arbeit des Grünen-Vorsitzenden Cem Özdemir sind 53 Prozent zufrieden (-2) und mit dem FDP-Vorsitzenden Christian Lindner 48 Prozent (-2). Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Horst Seehofer kommt auf 36 Prozent Zustimmung (-5), die Fraktionsvorsitzende der Linken, Sahra Wagenknecht, erreicht 34 Prozent Zustimmung (-10). Der SPD-Vorsitzende Martin Schulz verliert 13 Punkte und erreicht 33 Prozent Zustimmung. Mit der Arbeit des AfD-Fraktionsvorsitzenden Alexander Gauland sind 8 Prozent sehr zufrieden bzw. zufrieden (-2).
Mehrheit findet Einigung von CDU und CSU zur Flüchtlingspolitik gut
Die Flüchtlingspolitik ist eine der entscheidenden Hürden bei den Gesprächen über ein Jamaika-Bündnis. Der Kompromiss, der mühsam zwischen CDU und CSU gefunden wurde, lautet so: Die beiden Parteien wollen erreichen, dass pro Jahr maximal 200.000 Flüchtlinge aus humanitären Gründen in Deutschland aufgenommen werden, wobei es für Sondersituationen Ausnahmen geben soll. Diesen unionsinternen Kompromiss befürworten die Bürger mehrheitlich: 56 Prozent finden eine solche Regelung gut, 41 Prozent finden sie nicht gut. Wenn man auf die Anhänger der Union schaut, ergibt sich ein noch deutlicheres Ergebnis: 71 Prozent befürworten diese Regelung, 27 Prozent lehnen sie ab.
Wenn man die Bürger nach der zukünftigen Entwicklung der Union fragt, dann meinen 48 Prozent der Befragten, dass die Union weiter in die Mitte rücken sollte. 26 Prozent der Befragten meinen, dass die Union ihren bisherigen Kurs beibehalten sollte und 20 Prozent der Befragten finden, dass die Union konservativer werden sollte. Ein etwas anderes Bild zeigt sich in dieser Frage bei den Anhängern von CDU und CSU: 42 Prozent der Unions-Anhänger meinen, dass die Union ihren bisherigen Kurs beibehalten sollte. Dass die Union weiter in die Mitte rücken sollte, sagen 40 Prozent. 15 Prozent der Unions-Anhänger vertreten die Ansicht, die Union sollte konservativer werden.
Sonntagsfrage nah am Ergebnis der Bundestagswahl
Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, dann gäbe es kaum Veränderungen zum Wahlergebnis vor knapp drei Wochen: Die Union bliebe stärkste Kraft mit 32 Prozent - sie hatte 32,9 Prozent erreicht. Die SPD kommt auf 20 Prozent - sie hatte 20,5 Prozent erreicht. AfD und FDP landen bei elf Prozent (zum Vergleich das Ergebnis bei der Bundestagswahl: 12,6 bzw. 10,7 Prozent). Die Linke und die Grünen kommen beide auf 10 Prozent, sie hatten 9,2 bzw. 8,9 Prozent erreicht.
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame
Erhebungsverfahren: Telefoninterviews (CATI)***
Fallzahl: 1006 Befragte
Erhebungszeitraum: 09. bis 10. Oktober 2017
Sonntagsfrage: 1506 Befragte
Erhebungszeitraum: 09. bis 11. Oktober 2017
Fehlertoleranz: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
Durchführendes Institut: Infratest dimap
* bei einem Anteilswert von fünf Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*** Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird deshalb keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.