ARD-DeutschlandTrend G20-Gipfel? Aufwand zu hoch!
Ein teures Treffen, das Hamburg für Tage lahmlegt - wofür? Laut dem ARD-DeutschlandTrend glauben zwei Drittel der Deutschen, dass der Aufwand für den G20-Gipfel zu hoch ist. Trotzdem meint die Mehrheit, dass dort auch politische Probleme gelöst werden können.
Ein massiver Polizeieinsatz, ein großflächiges Demonstrationsverbot und eine Stadt im Ausnahmezustand: Dass Aufwand und Nutzen des Hamburger G20-Gipfels in keinem Verhältnis zueinander stehen, das finden zwei Drittel der Deutschen. 28 Prozent sehen das anders. Gleichzeitig meinen 59 Prozent der Befragten, dass der G20-Gipfel hilfreich ist, um aktuelle politische Probleme zu lösen - 39 Prozent meinen das nicht.
Offenbar erkennen die Bürger an, dass die mächtigsten Staatenlenker der Welt immerhin miteinander reden, auch wenn das aus der Sicht der Befragten mit einem zu hohen Aufwand einhergeht. Selbst wenn es am Ende des Gipfels möglicherweise wenig konkrete Beschlüsse geben wird - 46 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu: "Mir ist nicht klar, was der Gipfel eigentlich bewirken soll." 52 Prozent stimmen der Aussage nicht zu.
Wie stehen die Bürger zu den Protesten gegen den G20-Gipfel, auch wenn es dabei zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommt? Eine klare Mehrheit von 79 Prozent lehnt solche Proteste ab - nur 20 Prozent zeigen trotzdem Verständnis.
Einwanderung aktuell wichtigstes Thema für die Deutschen
Über den G20-Gipfel könnte man fest vergessen, dass in Deutschland gerade Wahlkampf ist und die Wahlprogramme aller Parteien seit dieser Woche auf dem Tisch liegen. Welche Themen sind dabei für die Wähler entscheidend? An erster Stelle nennen 44 Prozent der Bürger den Themenkomplex Einwanderung/Asylpolitik/Flüchtlinge als wichtigstes politisches Problem in Deutschland, das vordringlich gelöst werden müsste. An zweiter Stelle nennen 20 Prozent den Themenkomplex soziale Ungerechtigkeit/Armut/Hartz IV; an dritter Stelle Rente beziehungsweise Alterssicherung.
Mehrheit Steuererhöhung bei Besserverdienern
Beim Themenkomplex soziale Ungerechtigkeit könnten die unterschiedlichen Steuerkonzepte der Parteien eine Rolle spielen. Die Mehrheit der Deutschen (77 Prozent) glaubt, dass Steuern für Personen mit niedrigem Einkommen sinken sollten. 21 Prozent meinen, die Steuern dieser Einkommensgruppe sollten gleich bleiben.
Bei Personen mit mittlerem Einkommen ergibt sich ein anderes Bild: 64 Prozent der Befragten meinen, dass für diese Menschen die Steuerabgaben gleich bleiben sollten. 32 Prozent wollen, dass deren Abgaben in Zukunft sinken. Drei Prozent wollen die Steuern für diese Einkommensgruppe erhöhen.
Bezüglich Personen mit höherem Einkommen sind 68 Prozent der Meinung, dass diese künftig mehr Steuern zahlen sollten. 26 Prozent wollen, dass die Steuerabgaben dieser Einkommensgruppe gleich bleiben; drei Prozent meinen, sie sollten sinken.
Abstand zwischen Merkel und Schulz wächst weiter
Der Abstand zwischen Amtsinhaberin Angela Merkel und ihrem Herausforderer Martin Schulz wächst weiter: Wenn man die Kanzlerin beziehungsweise den Kanzler direkt wählen könnte, dann würden sich 57 Prozent der Befragten für Angela Merkel entscheiden, vier Punkte mehr im Vergleich zum Vormonat. 28 Prozent würden sich für Martin Schulz entscheiden, ein Punkt weniger im Vergleich zu Anfang Juni. Elf Prozent würden sich für keinen von beiden entscheiden (-2).
Beim Profilvergleich zwischen Amtsinhaberin und Herausforderer gewinnt Merkel in allen Bereichen hinzu, während Schulz verliert: 77 Prozent der Deutschen halten Merkel für die stärkere Führungspersönlichkeit - 20 Punkte mehr im Vergleich zu März. Nur zwölf Prozent sagen das von Schulz - elf Punkte weniger im Vergleich zu vor vier Monaten. 67 Prozent halten sie für kompetenter (+15), 55 Prozent für glaubwürdiger (+15).
Sogar bei den Eigenschaften, bei denen Martin Schulz im März vorne lag, holt Angela Merkel auf: Für 41 Prozent ist er der Kandidat, der näher dran ist an den Problemen der Bürger - obwohl er zwölf Punkte im Vergleich zu März einbüßt, liegt Martin Schulz hier noch vorne. Nur 34 Prozent finden, dass Angela Merkel näher dran ist an den Problemen der Bürger.
Dass Martin Schulz der sympathischere der beiden Kandidaten ist, sagen jetzt nur noch 28 Prozent (-16). Mittlerweile findet jeder zweite Deutsche (50 Prozent), dass Merkel die sympathischere der beiden ist (+17)
Politikerzufriedenheit: Angela Merkel so beliebt wie zuletzt im Mai 2015
In der Liste der beliebten Politiker erreicht die Bundeskanzlerin ihren besten Wert seit Mai 2015. 69 Prozent der Befragten sind mit ihrer politischen Arbeit zufrieden beziehungsweise sehr zufrieden (+5 im Vergleich zum Vormonat). Ihr folgt Außenminister Sigmar Gabriel mit 66 Prozent (+4) Zustimmung. Das ist der beste Wert, der je für Gabriel im DeutschlandTrend gemessen wurde.
Mit der Arbeit von Finanzminister Wolfgang Schäuble sind 65 Prozent zufrieden beziehungsweise sehr zufrieden (+2). Innenminister Thomas de Maizière erreicht 53 Prozent Zustimmung (+/-0). Der Justizminister Heiko Maas erreicht mit 50 Prozent Zustimmung (+13 im Vgl. zu Februar 2016) seinen bisherigen Bestwert im ARD-DeutschlandTrend.
Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner erreicht mit 45 Prozent Zustimmung (+1) zum zweiten Mal in Folge seinen Bestwert. Auch die Fraktionsvorsitzende der Linken, Sarah Wagenknecht, erreicht ihren besten je gemessenen Wert im DeutschlandTrend: 35 Prozent der Befragten sind mit ihrer Arbeit zufrieden beziehungsweise sehr zufrieden (+10 im Vergleich zu Mai 2017).
Der SPD-Vorsitzende und Kanzlerkandidat Martin Schulz gewinnt im Vergleich zum Vormonat einen Punkt und erreicht 37 Prozent Zustimmung. Mit der Arbeit der Grünen-Fraktionsvorsitzenden Katrin Göring-Eckardt sind 32 Prozent zufrieden beziehungsweise sehr zufrieden (+2 im Vergleich zu November 2015).
Wenig Bewegung bei der Sonntagsfrage
Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, käme die Union auf 39 Prozent, ein Punkt mehr als im Vormonat. Die SPD verlöre einen Punkt und landet bei 23 Prozent. Die Linke und die Grünen verbessern sich jeweils um einen Punkt und kommen auf neun beziehungsweise acht Prozent. Die FDP verschlechtert sich um einen Punkt und landet bei neun Prozent, die AfD bleibt stabil bei neun Prozent.
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame
(Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 70:30)
Erhebungsverfahren: Computergestützte Telefoninterviews (CATI)***
Fallzahl: 1000 Befragte
Erhebungszeitraum: 03. bis 04. Juli 2017
Sonntagsfrage: 1500 Befragte
Erhebungszeitraum: 03. bis 05. Juli 2017
Fehlertoleranz: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
Durchführendes Institut: Infratest dimap
* bei einem Anteilswert von fünf Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*** Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird deshalb keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.