ARD-DeutschlandTrend Gelassenheit - trotz der Anschläge
Die Deutschen lassen sich von Anschlägen nicht aus der Fassung bringen: Auch nach dem Anschlag auf den BVB-Mannschaftsbus fühlen sie sich in Deutschland mehrheitlich sicher, so ein Ergebnis des ARD-DeutschlandTrends.
Nach dem Anschlag von Dortmund bleiben die Deutschen mehrheitlich gelassen: 82 Prozent der Befragten fühlen sich alles in allem eher sicher - nur 17 Prozent sagen, dass sie sich nicht sicher fühlen. Dies gilt auch für den Schutz vor Terror: 56 Prozent der Bürger meinen, dass Deutschland gegen terroristische Angriffe gut geschützt ist; 42 Prozent halten den Schutz für unzureichend. In ihrem Alltag verstärkt auf verdächtig aussehende Personen und Gegenstände achten 42 Prozent der Befragten - eine Mehrheit von 57 Prozent hingegen tut dies nicht.
Merkel überholt Schulz
Wochenlang wurde der SPD-Kanzlerkandidat von den Deutschen sehr wohlwollend beurteilt, setzte zu einem regelrechten Umfrage-Höhenflug an. Doch im aktuellen ARD-DeutschlandTrend liegt Angela Merkel in der Direktwahlfrage jetzt wieder vor Martin Schulz: Wenn die Bürger den Bundeskanzler direkt wählen könnten, würden sich 46 Prozent für die Amtsinhaberin von der Union entscheiden - 40 Prozent für ihren Herausforderer von der SPD.
Interessant ist es hierbei, auf den Zeitverlauf zu schauen: Am 25. Januar 2017 lagen Angela Merkel und Martin Schulz im ARD-DeutschlandTrend mit 41 Prozent in der Direktwahlfrage gleich auf. Das war einen Tag, nachdem Sigmar Gabriel überraschend den Rückzug vom Parteivorsitz erklärt und Martin Schulz als Kanzlerkandidaten vorgeschlagen hatte.
Am 2. Februar 2017, kurz nach der Nominierung von Martin Schulz zum Kanzlerkandidaten durch die Parteispitze, gaben 50 Prozent der Deutschen an, sich für ihn zu entscheiden - nur 34 Prozent sagten das zu diesem Zeitpunkt bezüglich Angela Merkel. Am 24. März 2017 - zwei Tage vor der Landtagswahl im Saarland - lag er mit 45 Prozent gegenüber Merkel (36 Prozent) vorne. Da war Schulz gerade mit 100 Prozent der Stimmen auf einem außerordentlichen Parteitag zum neuen Parteivorsitzenden und Kanzlerkandidaten gewählt worden. Jetzt, am 13. April, die Umkehr der Werte.
Für Schulz' Vorgänger als Merkel-Herausforderer sah es allerdings zum vergleichbaren Zeitpunkt schlechter aus: Im April 2009 lag Frank-Walter Steinmeier 19 Punkte hinter Angela Merkel (32:51 Prozent); im April 2013 lag Peer Steinbrück 35 Punkte hinter der Amtsinhaberin (25:60 Prozent).
Politikerzufriedenheit: Merkel deutlich vor Schulz
Das Abschwächen des "Schulz-Effekts" macht sich für den SPD- Kanzlerkandidaten auch bei der Liste der beliebten Politiker bemerkbar, er verliert 4 Prozentpunkte und kommt auf eine Zustimmung von 48 Prozent. Auf Platz eins liegt aktuell Finanzminister Wolfgang Schäuble mit 68 Prozent Zustimmung (+3, im Vergleich zu März 2017). Angela Merkel legt um 2 Punkte zu und kommt auf 62 Prozent Zustimmung - das ist ihr bester Wert seit Beginn der Flüchtlingskrise im Spätsommer 2015.
Sigmar Gabriel kann in seiner neuen Rolle als Außenminister weiter an Beliebtheit hinzu gewinnen: Mit seiner Arbeit sind 56 Prozent zufrieden bzw. sehr zufrieden (+9) - ein Rekordwert für ihn im ARD-DeutschlandTrend. Innenminister Thomas de Maizière erreicht 55 Prozent Zustimmung (+1). Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen kommt auf 54 Prozent Zustimmung (+6) - ihr bester Wert seit April 2011. Dann folgt Martin Schulz mit 48 Prozent Zustimmung (-4) und liegt damit gleichauf mit dem Parteivorsitzenden der Grünen, Cem Özdemir (-2).
Mit der Arbeit von Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries sind 36 Prozent (+7) der Befragten zufrieden bzw. sehr zufrieden. Der bayrische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Horst Seehofer verliert 3 Punkte und kommt auf einen Zufriedenheitswert von 36 Prozent.
Bei der Sonntagsfrage kann die Union einen leichten Vorsprung zur SPD aufbauen: Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, käme die Union auf 34 Prozent, zwei Punkte mehr als Anfang März. Die SPD bleibt stabil bei 31 Prozent. Die Grünen sind unverändert bei 8 Prozent, die Linke verschlechtert sich um einen Punkt auf 7 Prozent. FDP und AfD bleiben stabil bei 6 bzw. 11 Prozent.
Große Koalition beliebtestes Modell
Eine Fortsetzung der großen Koalition ist die Regierungsvariante, die den meisten Zuspruch bei den Bürgern findet: Jeder Zweite (51 Prozent) bewertet eine Fortsetzung von Schwarz-Rot als sehr gut bzw. gut für Deutschland. Fast genauso viel Zuspruch findet eine große Koalition unter Führung der SPD (47 Prozent).
Andere Zweier- oder Dreier-Bündnisse überzeugen die Deutschen weniger bzw. werden mehrheitlich weniger gut oder schlecht bewertet.
Mehrheit der Deutschen befürchtet Eskalation im Syrien-Konflikt
Die Deutschen sorgen sich mehrheitlich, dass der Syrienkonflikt die politische Weltlage verschlechtern könnte: 72 Prozent der Befragten befürchten, dass der Syrien-Konflikt über die Region hinaus zu einem größeren Krieg führen könnte. 25 Prozent der Befragten befürchten dies nicht.
67 Prozent haben Sorge, dass im Zuge der Luftangriffe der USA gegen die syrische Regierung der Konflikt zwischen den USA und Russland eskaliert. 29 Prozent der Befragten haben diese Sorge nicht.
Die Hälfte der Deutschen sieht das verstärkte militärische Engagement der USA kritisch. 50 Prozent der Befragten sagen, dass sie es nicht gut finden, dass die USA stärker militärisch gegen den syrischen Machthaber Assad vorgehen - 44 Prozent finden dies gut.
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame
(Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 70:30)
Erhebungsverfahren: Computergestützte Telefoninterviews (CATI)***
Fallzahl: 1002 Befragte
Erhebungszeitraum: 10. bis 11. April 2017
Sonntagsfrage: 1502 Befragte
Erhebungszeitraum: 10. bis 12. April 2017
Fehlertoleranz: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
Zusatzfragen: "Nach dem Anschlag in Dortmund"
Erhebungszeitraum: 12. April 2017
Fehlertoleranz: 1,7* bis 4,0** Prozentpunkte
Durchführendes Institut: Infratest dimap
* bei einem Anteilswert von fünf Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*** Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird deshalb keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.