ARD-DeutschlandTrend Mehrheit ist gegen Atomausstieg
Am Samstag gehen die letzten drei deutschen Atomkraftwerke vom Netz. Im DeutschlandTrend für das ARD-Morgenmagazin spricht sich die Mehrheit der Befragten gegen den Atomausstieg aus - nur die Jungen sind eher dafür.
Ein überwiegender Teil der in Deutschland wahlberechtigten Bürger spricht sich gegen den Atomausstieg aus, der am Samstag mit der Abschaltung der letzten drei Atomkraftwerke vollzogen wird. Sechs von zehn Befragten (59 Prozent) im aktuellen DeutschlandTrend für das ARD-Morgenmagazin halten die Entscheidung der Politik für falsch, lediglich ein Drittel (34 Prozent) für richtig.
Das sah vor 12 Jahren noch anders aus. Im Juni 2011, rund drei Monate nach der Katastrophe von Fukushima, antworteten auf die Frage, ob die schnelle Entscheidung für den Atomausstieg richtig sei, 54 Prozent der Befragten im DeutschlandTrend mit Ja, 43 Prozent waren gegensätzlicher Auffassung.
Nur Wähler der Grünen und der SPD sind für Atomausstieg
Eine größere Zustimmung für das Ende der Atomkraft gibt es zum jetzigen Zeitpunkt ausschließlich in der Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen (50 zu 39 Prozent), in der Gruppe der mittleren und älteren Jahrgänge überwiegt die Ablehnung.
Bei den Anhängern der Parteien wird die Zäsur nach mehr als sechs Jahrzehnten Atomenergie in Deutschland unterschiedlich bewertet. Während bei Anhängern der Grünen (82 Prozent) und der SPD (56 Prozent) das Aus für die Atomenergie begrüßt wird, wenden sich Anhänger von Unionsparteien (83 Prozent) und AfD (81 Prozent) mit großer Mehrheit dagegen, die der FDP (65 Prozent) votieren ebenfalls mehrheitlich gegen einen Ausstieg.
Sorge vor steigenden Energiepreisen
Bei einem überwiegenden Teil der Befragten sind die Bedenken groß, dass mit der Wende hin zu mehr klimafreundlich erzeugter Energie auch eine weitere Verteuerung der Energiepreise einhergeht. Zwei von drei Befragten in allen Alters- und Bevölkerungsgruppen haben sehr große (26 Prozent) oder große Sorgen (40 Prozent) vor einem Anstieg der Energiepreise. Nur ein Drittel sorgt sich wenig (25 Prozent) oder gar nicht (sieben Prozent).
Es sind zudem lediglich die Anhänger der Grünen, die in der Energiewende mehrheitlich keinen Anlass sehen, sich vor steigenden Energiepreisen zu fürchten.
Sonntagsfrage: Union verliert leicht, SPD legt zu
Bei den Parteipräferenzen gibt es im DeutschlandTrend kaum Veränderungen. Wäre am kommenden Sonntag Bundestagswahl, würde die Union im Vergleich zur Vorwoche einen Prozentpunkt verlieren und unter die 30-Prozent-Grenze rutschen, bliebe aber mit 29 Prozent deutlich stärkste Fraktion. Die SPD könnte sich um einen Prozentpunkt verbessern und käme demnach auf 19 Prozent. Bündnis90/Die Grünen könnten ebenso ihr Ergebnis halten (17 Prozent) wie die FDP (sieben Prozent) und die AfD (15 Prozent). Die Linke würde mit unverändert vier Prozent den Sprung in den Bundestag verpassen.
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
Erhebungsmethode: Zufallsbasierte Telefon- und Online-Befragung
Erhebungszeitraum: 11. bis 12. April 2023
Fallzahl: 1204 Befragte (707 Telefoninterviews und 497 Online-Interviews)
Gewichtung: nach soziodemographischen Merkmalen und Rückerinnerung Wahlverhalten; Sonntagsfrage mit separater Gewichtung
Schwankungsbreite: 2 Prozentpunkte bei einem Anteilswert von 10 Prozent
3 Prozentpunkte bei einem Anteilswert von 50 Prozent
Durchführendes Institut: infratest dimap
Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle einer Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.