ARD-DeutschlandTrend SPD vier Prozentpunkte vor der Union
Gut eine Woche vor der Wahl bleibt die SPD im ARD-DeutschlandTrend vor der Union. Für die Grünen scheint das Rennen gelaufen. SPD-Kandidat Scholz ist trotz leichter Verluste weiter der favorisierte Kandidat.
Zehn Tage vor der Bundestagswahl ist weiterhin offen, wer als stärkste Kraft in das Parlament einzieht. Wenn schon am kommenden Sonntag der Bundestag neu gewählt würde, dann käme die Union auf 22 Prozent und die SPD auf 26 Prozent. Die AfD und die FDP lägen beide bei elf Prozent; die Linke bei sechs Prozent und die Grünen bei 15 Prozent. Alle anderen Parteien kämen zusammen auf neun Prozent, darunter die Freien Wähler mit drei Prozent. Das zeigt die aktuelle ARD-Vorwahlumfrage von Infratest dimap.
Mit diesen Zahlen wäre die Fortführung der aktuellen Koalition aus Union und SPD möglich, aber auch ein Bündnis der SPD mit Grünen und FDP und Rot-Grün-Rot, also eine Koalition der SPD mit Grünen und Linken. Rechnerisch möglich wäre ebenso eine Koalition aus Union, Grünen und FDP.
Bewegungen bis zum Wahltag möglich
Bei dieser Umfrage handelt es sich ausdrücklich um keine Prognose, sondern um die politische Stimmung in der laufenden Woche. Die Sonntagsfrage misst aktuelle Wahlneigungen und nicht tatsächliches Wahlverhalten. Sie ermittelt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölkerung, der erst am Wahlsonntag abgeschlossen ist. Rückschlüsse auf den Wahlausgang sind damit nur bedingt möglich.
Viele Wähler legen sich kurzfristig vor einer Wahl fest. Eine große Bedeutung hat zudem die letzte Phase des Wahlkampfs mit der gezielten Ansprache von unentschlossenen und taktischen Wählern.
16 Prozent noch unentschieden
Dass Bewegungen noch bis zum Wahltag am 26. September möglich sind, machen auch die folgenden Zahlen deutlich: Zwar geben aktuell rund zwei Drittel der Befragten (65 Prozent) an, dass ihre Wahlentscheidung bereits gefallen ist. Aber jeder sechste Befragte (16 Prozent) gibt an, dass sich die eigene Parteipräferenz bis zum Wahlsonntag noch ändern kann. 19 Prozent geben an, nicht an der Wahl teilnehmen zu wollen oder lassen keine Neigung zu einer Partei erkennen.
Die Zahl der Unentschlossenen oder Unsicheren verdeutlicht: In der aktuellen Situation, in der die Parteien sehr eng beieinander sind, können selbst kleinere Verschiebungen am Ende ausschlaggebend dafür sein, wer die Wahl für sich entscheiden kann.
34 Prozent für SPD-geführte Regierung
Mit Blick auf die gewünschte Regierungsführung zeigen die Befragten zehn Tage vor der Wahl keine eindeutige Präferenz. Aktuell spricht sich weiterhin rund ein Drittel (34 Prozent; -1 im Vgl. zu Anfang September) für eine SPD-geführte Regierung aus. Dagegen sprechen sich mittlerweile 29 Prozent (+5) für ein weiterhin unionsgeführtes Kabinett aus. Unverändert etwa jeder Achte (zwölf Prozent; -1) wünscht sich eine Regierungsbildung unter Führung der Grünen. Für ein Viertel (25 Prozent; -3) kommt keine der drei Optionen in Frage.
Scholz weiter vorne, aber mit Verlusten
Wenn man den Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin direkt wählen könnte, dann würden aktuell 40 Prozent (-3 im Vgl. zu Anfang September) für SPD-Kandidat Olaf Scholz stimmen. 19 Prozent (+3) würden Unions-Kandidat Armin Laschet vorziehen und 13 Prozent (+1) Annalena Baerbock. Drei von zehn Deutschen (28 Prozent; -1) können oder wollen sich nach wie vor für keine der drei Personen entscheiden.
Von den drei Kanzlerkandidaten genießt Scholz mit Abstand die größte Unterstützung in der jeweils eigenen Anhängerschaft. 88 Prozent der SPD-Anhänger favorisieren auch den eigenen Spitzenmann im Kanzleramt, während unter den Grünen-Anhängern sieben von zehn (71 Prozent) für Baerbock votieren würden. In den Reihen der Unionsparteien würden aktuell knapp zwei Drittel (65 Prozent) für Laschet stimmen.
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
Erhebungsmethode: Zufallsbasierte Telefon*- und Online-Befragung
*davon 60 Prozent Festnetz, 40 Prozent Mobilfunk
Erhebungszeitraum: 13. bis 15. September 2021
Fallzahl: 1512 Befragte (988 Telefoninterviews und 524 Online Interviews)
Gewichtung: nach soziodemographischen Merkmalen und
Rückerinnerung Wahlverhalten / Sonntagsfrage mit separater Gewichtung
Schwankungsbreite: 2* bis 3** Prozentpunkte
* bei einem Anteilswert von 10 Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent
Durchführendes Institut: infratest dimap
Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.