ARD-DeutschlandTrend Sorge vor einem Corona-Herbst
Die Corona-Pandemie lässt die Menschen nicht los: Die Mehrheit der Befragten befürchtet laut ARD-DeutschlandTrend steigende Infektionszahlen im Herbst. Damit einher geht die Sorge um die Entwicklung der Kinder.
Die niedrigen Inzidenzzahlen und die wärmeren Temperaturen sorgen für Erleichterung bei uns: Aktuell hat nur rund ein Viertel (27 Prozent) der Bürger Sorge, sich selbst oder Mitglieder ihrer Familie mit Corona anzustecken. Das entspricht ungefähr dem Wert vom vergangenen Sommer: Im vergangenen August waren es 28 Prozent.
Weit mehr Sorgen machen sich die Deutschen vor einer neuen Infektionswelle: 62 Prozent gaben in dieser Woche an, sehr große oder große Sorgen zu haben, dass die Infektionen in den kommenden Wochen wieder steigen könnten. Das sind 12 Punkte mehr im Vergleich zu Juli 2020. Knapp zwei Drittel (64 Prozent) zeigen sich hinsichtlich neuer Varianten des Corona-Virus wie der sogenannten Delta-Mutation besorgt.
Große Sorge um Entwicklung der Kinder
Mit Abstand am meisten Sorgen ruft zurzeit jedoch die Situation von Kindern hervor: 79 Prozent der Befragten befürchten, dass Kinder wegen eingeschränkter Betreuungs- und Schulangebote in ihrer Entwicklung beeinträchtigt werden. Von den Eltern mit schulpflichtigen Kindern im Haushalt sind es sogar 89 Prozent. Deshalb befürworten auch acht von zehn Deutschen, dass in den Unterrichtsräumen für die Zeit nach den Sommerferien Luftfilteranlagen installiert werden.
71 Prozent der Eltern sprechen sich dafür aus, dass regelmäßige Coronatests in den Schulen beibehalten werden. Und 56 Prozent der Eltern befürworten, dass bei hohen Infektionszahlen wieder Wechselunterricht angeboten wird. Die einzige Maßnahme, die nur wenig Unterstützung erfährt: die Maskenpflicht im Unterricht. Nur 27 Prozent der Eltern bzw. 37 Prozent der Gesamtbevölkerung sprechen sich dafür aus.
Dass durch die Corona-Pandemie längerfristig Freiheitsrechte eingeschränkt werden könnten, darum machen sich aktuell 46 Prozent der Bürgerinnen und Bürger sehr große oder große Sorgen. Das sind neun Punkte mehr im Vergleich zu Dezember 2020. 52 Prozent sagen, dass sie sich in diesem Zusammenhang aktuell weniger große oder kleine Sorgen machen.
Unklares Bild bei der Direktwahlfrage
Es ist eine besondere Bundestagswahl in knapp drei Monaten, denn die Amtsinhaberin tritt nicht mehr an. Das ist ein Novum in der Geschichte der Bundesrepublik. Und Angela Merkel legt zum Ende ihrer Kanzlerschaft noch einmal bei der Beliebtheit zu: Mit der Arbeit der Kanzlerin sind aktuell 69 Prozent sehr zufrieden beziehungsweise zufrieden - sechs Punkte mehr im Vergleich zum Vormonat.
Im Vergleich dazu sticht bei den drei Personen, die Angela Merkel im Amt beerben wollen, aktuell keine klar heraus. Wenn man in Deutschland den Kanzler oder die Kanzlerin direkt wählen könnte, dann lägen im Moment Armin Laschet für die Union und Olaf Scholz für die SPD fast gleichauf: 28 Prozent würden dem amtierenden Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen ihre Stimme geben, ein Punkt weniger im Vergleich zum Vormonat. 29 Prozent würden sich für Vizekanzler Olaf Scholz entscheiden, drei Punkte mehr als im Vormonat. Für Annalena Baerbock von den Grünen würden 18 Prozent stimmen, plus zwei Punkte. Ein Viertel der Wahlberechtigten macht keine Angaben oder weiß nicht, wem sie ihre Stimme geben würden.
Kein grundlegender Wandel erwünscht
Der Wunsch nach grundlegenden Veränderungen hält sich bei den Wahlberechtigten in Grenzen. Zwar hat sich die Offenheit für tiefergehende Veränderungen gegenüber 2017 fast verdoppelt. Einen grundlegenden Wandel im Land unterstützt jedoch aktuell nur ein Drittel der Wahlberechtigten (34 Prozent; +15) . 57 Prozent sprechen sich für einige Kurskorrekturen aus - das sind 11 Punkte weniger im Vergleich zu 2017. Dass im Wesentlichen alles so bleiben sollte, wie es ist, wollen 7 Prozent der Befragten.
Für eine eher moderate Veränderung ("einige Kurskorrekturen") sprechen sich vor allem überdurchschnittlich viele Anhänger der FDP aus: 75 Prozent. Auch bei den Anhängern der Union (70 Prozent) und denen der SPD (70 Prozent) werden moderate Veränderungen favorisiert. Bei den Anhängern der Grünen zeigt sich ein geteiltes Bild: Gut die Hälfte (51 Prozent) wünscht sich einige Kurskorrekturen - 46 Prozent wünschen sich derweil einen grundlegenden Wandel. Der Wunsch nach einem grundlegenden Wandel ist bei den Anhängern der Linke (53 Prozent) und der AfD (58 Prozent) noch ausgeprägter.
Dieser mehrheitliche Wunsch nach Kontinuität stellt dabei keine Ausnahme dar, sondern eher die Regel. Im Juli 1998 wurde diese Frage das erste Mal im DeutschlandTrend gestellt. Seitdem hat sich nur einmal eine Mehrheit für einen grundlegenden Wandel ausgesprochen - und zwar im September 2005; zuvor hatte die Regierungskoalition aus SPD und Grünen mit der "Agenda 2010" ein umfassendes sozialpolitisches Reformpaket auf den Weg gebracht.
Relative Mehrheit für unionsgeführte Bundesregierung
Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, käme die Union aktuell auf 28 Prozent - keine Veränderung im Vergleich zum Vormonat. Die SPD verbessert sich um einen Punkt verbessern und käme auf 15 Prozent. AfD und FDP verschlechtern sich jeweils um einen Punkt und liegen gleichauf bei 11 Prozent. Linke und Grüne sind stabil bei sieben bzw. 20 Prozent.
Bei der Frage, welche Partei die nächste Bundesregierung anführen soll, gaben 39 Prozent der Befragten an, eine unionsgeführte Bundesregierung zu bevorzugen - keine Veränderung im Vergleich zum ARD-DeutschlandTrend im Morgenmagazin vom 25. Juni. 20 Prozent (+4) wünschen sich ein Kabinett, das von den Sozialdemokraten angeführt wird; 19 Prozent (+3) würden aktuell die erste grün geführte Bundesregierung favorisieren. Allerdings macht aktuell gut jeder Fünfte (22 Prozent, -7) dazu keine Angaben oder weiß nicht, wer die nächste Bundesregierung führen soll.
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
Erhebungsmethode: Zufallsbasierte Telefon*- und Online-Befragung
*davon 60 Prozent Festnetz, 40 Prozent Mobilfunk
Erhebungszeitraum: 28. bis 30. Juni 2021
Fallzahl: 1317 Befragte (861 Telefoninterviews und 456 Online Interviews)
Gewichtung: nach soziodemographischen Merkmalen und
Rückerinnerung Wahlverhalten / Sonntagsfrage mit separater Gewichtung
Schwankungsbreite: 2* bis 3** Prozentpunkte
* bei einem Anteilswert von 10 Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent
Durchführendes Institut: infratest dimap
Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.