DeutschlandTrend

ARD-DeutschlandTrend Zuspruch für härteren Lockdown steigt

Stand: 01.04.2021 17:59 Uhr

Eine deutliche Mehrheit der Bürger ist unzufrieden mit der Arbeit der Bundesregierung - und würde einen härteren Lockdown befürworten, wie ihn Intensivmediziner fordern.

Die Stimmung ist gekippt: Aktuell ist nur noch gut ein Drittel der Bürger zufrieden mit der Arbeit der Bundesregierung, knapp zwei Drittel sind unzufrieden. Vor genau einem Jahr, im April 2020, waren die Werte umgekehrt: Damals war die Zufriedenheit mit der Arbeit der Bundesregierung nach oben geschnellt, nachdem der erste Lockdown beschlossen worden war.

Der Blick auf das Corona-Krisenmanagement von Bund und Ländern ist noch kritischer: Aktuell ist nur jeder Fünfte (19 Prozent) damit zufrieden, vier Fünftel der Deutschen sind unzufrieden. Diese Frage stellen wir im ARD-DeutschlandTrend schon seit gut einem Jahr. Im Dezember 2020 war die Mehrheit der Bürger noch zufrieden; Anfang Januar kam der Umschwung: Damals waren 54 Prozent unzufrieden und 46 Prozent zufrieden.

Fast 50 Prozent der Befragten für härtere Maßnahmen

Die deutliche Mehrheit der Bevölkerung sieht die Arbeit der Regierung also kritisch - aber offenbar nicht nur, weil sie aktuell mehr Lockerungen wollen, sondern weil sie sich auch mehr Schutz wünschen.

Bezüglich der aktuell geltenden Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie sagen 48 Prozent (also fast jeder Zweite), dass diese nicht weit genug gehen. Das sind 16 Prozentpunkte mehr als Mitte März und 28 Punkte mehr als Anfang März. 24 Prozent finden die aktuell gelten geltenden Maßnahmen angemessen (-14 zu Mitte März, -23 zu Anfang März), und ebenfalls 24 Prozent sagen, die Corona-Maßnahmen gehen zu weit (-1 zu Mitte März, -6 zu Anfang März).

Dementsprechend offen zeigen sich viele Bürgerinnen und Bürger gegenüber den Forderungen von Intensivmedizinern, das gesellschaftliche Leben zwei bis drei Wochen lang deutlich stärker herunterzufahren und erst danach zu prüfen, ob mit begleitenden Schutzmaßnahmen und Corona-Tests Lockerungen möglich sind. Gut zwei Drittel (67 Prozent) halten einen solchen härteren Lockdown für eher richtig, 30 Prozent für eher falsch.

Die Forderung nach härteren Maßnahmen findet eine deutliche Mehrheit unter Anhängern der Union, der Grünen, der Linken und der SPD. Die FDP-Anhänger sind in der Frage gespalten. Widerspruch kommt aus dem Lager der AfD.

In allen Altersgruppen überwiegt Unterstützung für den Vorschlag, mit 78 Prozent fällt die Zustimmung unter den älteren Bürgerinnen und Bürgern (65 Jahre und älter) aber deutlich höher als bei den unter 40-Jährigen aus, wo 57 Prozent einen härteren Lockdown befürworten.

Jeder Fünfte will über Ostern lockerer mit Regeln umgehen

Mit Blick auf die nahenden Ostertage planen 21 Prozent lockerer mit den Corona-Regelungen umzugehen, um auch mal wieder Freunde und Familie zu treffen; 76 Prozent hingegen geben an, über die Ostertage keine Ausnahme machen zu wollen.

Umstritten ist die sogenannte Notbremse: Die eine Hälfte der Deutschen (49 Prozent) spricht sich für eine verbindliche Umsetzung der Regelung aus, mit der gemäß einer Anfang März geschlossenen Vereinbarung von Bund und Ländern auf schnell steigende Infektionsraten durch eine Rücknahme von Lockerungen reagiert werden soll. Die andere Hälfte (48 Prozent) fände es hingegen besser, die Situation regional zu prüfen und neu abzuwägen.

Unterschiedliche Gründe für Unzufriedenheit

Woher rührt die deutliche Ernüchterung noch? Unter anderem an den schleppend anlaufenden Impfungen: Damit sind 83 Prozent weniger oder gar nicht zufrieden. Mit der Organisation des Schulbetriebes und der Kita-Betreuung sind aktuell 74 Prozent unzufrieden. Mit 72 Prozent vergeben mehr Bürger als im Vormonat schlechte Noten dafür, wie die Politik ihre Entscheidungen begründet und erklärt. Auch die Hilfen für Betriebe und Selbstständige stoßen überwiegend auf Kritik (65 Prozent); 63 Prozent finden den Einsatz von Corona-Schnelltests und Selbsttests als unzureichend.

Auch die Enttäuschung, dass die Corona-Einschränkungen länger dauern als erhofft, spielt offenbar eine Rolle. Drei Viertel der Bürger (78 Prozent) bemängeln, dass die Bundesregierung in der Pandemie immer wieder mehr versprochen hat, als sie halten konnte. Zwei Drittel (68 Prozent) sind der Ansicht, dass für die Schwächsten in der Pandemie zu wenig getan wurde, fast ebenso viele (63 Prozent) haben nach eigenem Bekunden den Überblick verloren, was gerade erlaubt und was verboten ist. 34 Prozent der Befragten sind der Ansicht, die Pandemie zeige, dass man in Deutschland Krisen alles in allem gut bewältigen kann - die Mehrheit von 62 Prozent sieht das allerdings anders.

Union verliert in Sonntagsfrage, Grüne gewinnen

Wenn man auf die aktuelle Sonntagsfrage schaut, dann setzt sich für die Union der Negativtrend der vergangenen Wochen fort: Wäre schon am Sonntag Bundestagswahl, käme die Union aktuell auf 27 Prozent - sechs Punkte weniger im Vergleich zum Vormonat. Damit fällt die Union im ARD-DetutschlandTrend auf exakt denselben Wert wie bei Ausbruch der Corona-Pandemie im März vergangenen Jahres. Die SPD bliebe unverändert zum Vormonat bei 16 Prozent, die AfD unverändert bei 11 Prozent. Die FDP verbessert sich um zwei Punkte und kommt auf 9 Prozent, die Linke ist stabil bei 7 Prozent. Die Grünen gewinnen zwei Punkte hinzu und landen bei 22 Prozent.

Söder bei K-Frage deutlich vor Laschet

Wer wird die Union als Spitzenkandidat in den Bundestagswahlkampf führen? Wenn man die Bürger befragt, so schneidet Markus Söder aktuell besser ab als Armin Laschet. Den CSU-Vorsitzenden und bayerischen Ministerpräsidenten halten derzeit 54 Prozent für einen guten Kanzlerkandidaten der Union - drei Punkte mehr als im Vormonat. Armin Laschet erhält aktuell deutlich weniger Zuspruch: Den CDU-Vorsitzenden und Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen halten 19 Prozent für einen guten Kanzlerkandidaten der Union - drei Punkte weniger als im Vormonat.

Auch bei den Grünen ist noch nicht entschieden, wer als Spitzenkandidat bzw. Spitzenkandidatin antreten wird. Aktuell sagen 30 Prozent der Bürger, dass Robert Habeck ein guter Spitzenkandidat für die Grünen wäre, Annalena Baerbock halten 25 Prozent für eine gute Kanzlerkandidatin. Unter den eigenen Anhängern liegen beide praktisch gleichauf (Habeck: 61 Prozent, Baerbock: 60 Prozent).

Untersuchungsanlage

Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
Erhebungsmethode: Zufallsbasierte Telefon*- und Online-Befragung
*davon 60 Prozent Festnetz, 40 Prozent Mobilfunk
Erhebungszeitraum: 29. bis 30. März 2021
Fallzahl: 1.348 Befragte (882 Telefoninterviews und 466 Online Interviews)

Gewichtung: nach soziodemographischen Merkmalen und
Rückerinnerung Wahlverhalten Sonntagsfrage mit separater Gewichtung
Schwankungsbreite: 2* bis 3** Prozentpunkte
* bei einem Anteilswert von 10 Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent

Durchführendes Institut: infratest dimap

Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 01. April 2021 um 23:35 Uhr.