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ARD-DeutschlandTrend Mehrheit befürwortet neue Einschränkungen

Stand: 01.10.2020 17:59 Uhr

Kleinere Feiern und Masken auf der Straße: Die neuen Maßnahmen angesichts steigender Corona-Zahlen werden mehrheitlich unterstützt. Weiteres Thema: 30 Jahre Einheit. Hier antworten Ost- und Westdeutsche unterschiedlich.

Private Feiern in Corona-Zeiten - es war eines der umstrittenen Themen, bei denen sich die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten und die Kanzlerin am Dienstag geeinigt haben. So sollen in Regionen mit erhöhtem Infektionsgeschehen für Feiern in öffentlichen Räumen künftig Obergrenzen gelten. Eine Maßnahme, die eine Mehrheit der Deutschen grundsätzlich gut findet. 85 Prozent sagen, es gehe in die richtige Richtung, private Feiern wie Geburtstags- oder Hochzeitsfeiern nur noch für höchstens 50 Gäste zu erlauben. 13 Prozent sind der Meinung, eine solche Maßnahme gehe in die falsche Richtung.

Auch eine Maskenpflicht auf belebten öffentlichen Straßen und Plätzen - so wie aktuell zum Beispiel in München - sehen die Deutschen mehrheitlich positiv: 63 Prozent finden, dass eine Vorschrift zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes an solchen belebten Orten in die richtige Richtung geht; für 34 Prozent geht eine solche Maßnahme in die falsche Richtung.

Mehr Einheitlichkeit und mehr Eigenverantwortung gewünscht

Bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie wünscht sich eine Mehrheit der Deutschen mehr Einheitlichkeit. Vier von fünf Deutschen (78 Prozent) finden, dass die Bundesländer häufiger einheitlich vorgehen sollten; jeder Fünfte (20 Prozent) findet das nicht. Gleichzeitig meint eine knappe Mehrheit der Deutschen, man sollte in der Corona-Krise vor allem auf die Eigenverantwortung der Menschen statt auf strenge Regeln setzen. 54 Prozent stimmen dieser Aussage zu; 43 Prozent stimmen ihr nicht zu. Den Menschen in den ostdeutschen Bundesländern ist es besonders wichtig, vorrangig auf die Eigenverantwortung der Menschen zu setzen: Unter den Ostdeutschen wird diese Vorgehensweise von zwei Dritteln (65 Prozent) unterstützt; ein Drittel (32 Prozent) stimmt der entsprechenden Aussage nicht zu.

Eine überwältigende Mehrheit der Deutschen findet dann wieder bei einem anderen Punkt zusammen: 92 Prozent sind der Meinung, die Corona-Krise könne nur bewältigt werden, wenn die Menschen in Deutschland solidarischer miteinander umgehen; 7 Prozent stimmen dieser Aussage nicht zu.

Jeder Zweite sorgt sich um Corona-Langzeitfolgen

Die Sorge, sich mit Corona anzustecken, hat wieder etwas zugenommen: 36 Prozent der Deutschen haben aktuell sehr große bzw. große Sorge, dass sie selbst oder Mitglieder ihrer Familie sich mit dem Corona-Virus anstecken könnten - 10 Punkte mehr als im September. Bei 64 Prozent ist diese Sorge aktuell weniger groß bzw. klein - 9 Punkte weniger als im September.

Mögliche Langzeitschäden einer Corona-Infektion bereiten gut der Hälfte der Deutschen große Sorgen. Bei 53 Prozent ist die Sorge davor groß (34 Prozent) bzw. sehr groß (19 Prozent). Weniger groß ist die Sorge vor möglichen Langzeitschäden bei 30 Prozent, klein bei 15 Prozent.

Wenig Bewegung bei der Sonntagsfrage

Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, käme die Union auf 35 Prozent - ein Punkt weniger als im Vormonat. Die SPD verschlechtert sich um zwei Punkte und kommt auf 15 Prozent. AfD und FDP sind stabil bei 10 bzw. 6 Prozent. Die Linke verbessert sich um einen Punkt und kommt auf 8 Prozent. Die Grünen gewinnen zwei Punkte hinzu und erreichen 21 Prozent.

Die Mehrheit der Deutschen stellt dem aktuellen Kabinett immer noch ein gutes Zeugnis aus: Mit der Arbeit der Bundesregierung sind aktuell 62 Prozent der Deutschen sehr zufrieden bzw. zufrieden. Das sind 4 Prozentpunkte weniger als im Vormonat; im September hatte die Regierungszufriedenheit mit 66 Prozent einen Rekordwert erreicht. 37 Prozent der Deutschen sind mit der Arbeit der Bundesregierung weniger bzw. gar nicht zufrieden (+4). Übrigens gilt eine mehrheitliche Zufriedenheit mit der Bundesregierung aktuell für Menschen in den ostdeutschen (54 Prozent) wie den westdeutschen Bundesländern (63 Prozent).

Ein Drittel ist mit dem Zustand der Demokratie unzufrieden

Wie blicken die Deutschen darüber hinaus auf ihr Land, 30 Jahre nach der deutschen Einheit? Die Mehrheit - 64 Prozent der Bürger - ist zufrieden mit der Art und Weise, wie die Demokratie in Deutschland funktioniert. 35 Prozent hingegen sind damit weniger bzw. gar nicht zufrieden. Blickt man hier jedoch auf West und Ost, so sind die Werte sehr unterschiedlich: In den westdeutschen Bundesländern sind 68 Prozent mit dem Zustand der Demokratie zufrieden, in den ostdeutschen Bundesländern nur 50 Prozent, also nur jeder Zweite.

Der ARD-DeutschlandTrend hat die Frage nach der Demokratiezufriedenheit seit über 20 Jahren mehrfach gestellt. Dabei war jeweils eine höhere Zufriedenheit in den west- als in den ostdeutschen Bundesländern festzustellen. Im Vergleich zur bislang letzten Befragung im März 2019 ist die Zufriedenheit im Westen unverändert; bei den Menschen im Osten ist sie um 3 Prozentpunkte zurückgegangen.

30 Jahre nach der Wiedervereinigung fühlen sich etwas mehr als die Hälfte der Menschen in Ostdeutschland (55 Prozent) eher als Deutsche; vier von zehn (41 Prozent) indes fühlen sich eher als Ostdeutsche. In den westdeutschen Bundesländern fühlt sich jeder Sechste (16 Prozent) eher als Westdeutscher; 78 Prozent dagegen fühlen sich eher als Deutsche.

30 Jahre deutsche Einheit: Vor- und Nachteile

Den heutigen Zustand der Meinungsfreiheit bewertet eine Mehrheit der Menschen in West- wie Ostdeutschland im historischen Vergleich positiv: 85 Prozent der Westdeutschen sagen, bei der Meinungsfreiheit ist die Situation im heutigen Deutschland besser als in der DDR. Unter den Ostdeutschen sagen das zwei Drittel (68 Prozent). Jeder fünfte Ostdeutsche (19 Prozent) hingegen sagt, der Zustand der Meinungsfreiheit sei in der DDR besser gewesen.

Das Gesundheitssystem sehen 69 Prozent der Westdeutschen und 56 Prozent der Ostdeutschen im Vergleich zur DDR positiv. In beiden Gruppen hat sich die Bewertung im Vergleich zu November 2019, also vor der Corona-Pandemie verbessert - um 10 bzw. 9 Prozentpunkte.

Unterschiedliche Meinungen gibt es über das Schulsystem: Bei den Westdeutschen sagt knapp die Hälfte (47 Prozent), es sei heute besser als in der DDR; 23 Prozent meinen, es sei in der DDR besser gewesen. Unter den Ostdeutschen findet eine Mehrheit (54 Prozent), das Schulsystem sei in der DDR besser gewesen; 29 Prozent finden es im Vergleich heute besser. Auch zur frühkindlichen Betreuung gibt es unterschiedliche Bewertungen: Unter den Westdeutschen sagen 37 Prozent, sie sei heute besser; 35 Prozent meinen, die Situation sei in der DDR besser gewesen. Bei den Ostdeutschen sagt jeder Zweite (51 Prozent) die frühkindliche Betreuung sei in der DDR besser gelaufen; 27 Prozent meinen, die Situation sei heute besser.

Was den sozialen Zusammenhalt angeht, sagt auch eine relative Mehrheit der Westdeutschen (42 Prozent), die Situation sei in der DDR besser gewesen; 36 Prozent finden, der soziale Zusammenhalt sei im heutigen Deutschland größer. Bei den Ostdeutschen sagen drei Viertel (74 Prozent), der soziale Zusammenhalt sei in der DDR größer gewesen.

Untersuchungsanlage
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame
(Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 60:40)
Disproportionaler Ansatz (West/Ost 70:30)
Erhebungsverfahren: Telefoninterviews (CATI)***

Fallzahl: 1001 Befragte
Erhebungszeitraum: 28. und 29. September 2020

Sonntagsfrage:
Fallzahl: 1501 Befragte
Erhebungszeitraum: 28. bis 30. September 2020

Gewichtung: nach soziodemographischen Merkmalen;
Sonntagsfrage mit separater Gewichtung
Schwankungsbreite: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte

Durchführendes Institut: infratest dimap

* bei einem Anteilswert von fünf Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*** Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird deshalb keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR2 am 04. September 2020 um 07:30 Uhr.