DeutschlandTrend Mehrheit für Fortsetzung der GroKo
Die Mehrheit der Deutschen ist laut ARD-DeutschlandTrend nicht zufrieden mit der Arbeit der GroKo - einen Regierungswechsel wollen die meisten aber nicht. Die Union legt wieder zu, die Grünen verlieren.
Die Deutschen hadern nach wie vor mehrheitlich mit der Bundesregierung: Zwei Drittel (67 Prozent) sind aktuell weniger oder gar nicht zufrieden mit der Arbeit des Kabinetts. Nur ein Drittel (33 Prozent) sind zufrieden oder sehr zufrieden damit. Das hat eine Umfrage von Infratest dimap für den ARD-DeutschlandTrend ergeben.
Dabei wird die Arbeit von CDU, CSU und SPD unterschiedlich bewertet: Mit der Arbeit der CDU sind aktuell 35 Prozent der Bürger zufrieden - das sind 7 Punkte mehr im Vergleich zu Oktober 2018; mit der Arbeit der CSU sind aktuell 23 Prozent (+6) zufrieden. Die Unions-Arbeit wird also weniger kritisch gesehen als noch vor einigen Monaten.
Anders ist es bei der SPD. Mit deren Arbeit in der Bundesregierung sind 23 Prozent zufrieden - vier Punkte weniger als im Oktober 2018.
Kein Regierungswechsel gewünscht
Dieser Unmut zeigt sich darin, dass drei Viertel der Bürger meinen, die Arbeit der Großen Koalition zeige sich nicht in ihrem Alltag: 74 Prozent der Bürger meinen, dass die Bundesregierung viel verspricht, aber bei den Menschen wenig ankommt.
Doch obwohl die Deutschen der Bundesregierung so kritisch gegenüberstehen, wünschen sie sich zumindest kurzfristig keinen Regierungswechsel: 61 Prozent wünschen sich, dass die Koalition aus CDU/CSU und SPD bis zum Ende der Legislaturperiode im September 2021 weiter arbeitet. Nur 36 Prozent stimmen dieser Aussage eher nicht zu und könnten sich damit ein vorzeitiges Ende der Großen Koalition vorstellen.
Gute Umfragewerte für Merkel
Die Mehrheit der Bürger hat also einen Wunsch nach Stabilität, was ihre Bundesregierung angeht. Und dabei scheint weiterhin eine Politikerin zentral zu sein: Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie ist die einzige der im ARD-DeutschlandTrend abgefragten Politikerinnen und Politiker, die mehrheitlich positiv bewertet wird: 56 Prozent der Bürger sind mit ihrer Arbeit sehr zufrieden oder zufrieden - keine Veränderung zum Vormonat.
Zudem wird Merkel von 58 Prozent der Deutschen als Garant dafür gesehen, dass es den Deutschen trotz all der Krisen in der Welt gut geht. Wenn man hier auf die unterschiedlichen Parteianhänger schaut, fällt auf, dass Merkel bei Anhängern fast aller Parteien mit klarer Mehrheit als ein solcher Garant gesehen wird. Die Anhänger der Linken sind in dieser Frage gespalten (51:48 Prozent). Bei den Anhängern der AfD stimmen dagegen nur 22 Prozent der Aussage zu, 78 Prozent stimmen ihr nicht zu.
Ein ganz anderes Bild ergibt sich bei der Nachfolgerin von Merkel im Amt der CDU-Vorsitzenden: Mit der Arbeit von Annegret Kramp-Karrenbauer ist nur noch jeder Fünfte (20 Prozent) zufrieden. Damit büßt die Verteidigungsministerin und CDU-Parteichefin acht Punkte ein im Vergleich zum Vormonat und verschlechtert noch einmal ihr Rekordtief vom Juli.
SPD-Mitgliedervotum wird begrüßt
Mit der Arbeit von Vizekanzler und Finanzminister Olaf Scholz (SPD) sind aktuell 38 Prozent (-4) zufrieden. Er bewirbt sich zusammen mit Klara Geywitz auch um den SPD-Parteivorsitz.
Die SPD veranstaltet bis Dezember ein umfassendes Auswahlverfahren für den neuen Parteivorsitz. Hierzu stellen sich insgesamt 17 (beziehungsweise inzwischen nur noch 15) Kandidatinnen und Kandidaten zunächst in Regionalkonferenzen den Parteimitgliedern vor. Anschließend soll die SPD-Basis entscheiden, wer es wird.
Dass die Mitglieder über die Besetzung der künftigen Parteivorsitzenden abstimmen, finden 77 Prozent der Bürger gut, nur 17 Prozent sehen es kritisch. Gleichzeitig meinen 82 Prozent, dass die SPD sich aktuell zu wenig mit Inhalten und zu sehr mit Personalfragen beschäftigt. Das sehen übrigens auch 68 Prozent der SPD-Anhänger so. Das heißt: Die direkte Teilhabe wird gewürdigt, aber trotzdem sollte die inhaltliche Debatte wieder stärker in den Vordergrund rücken.
Über das Bewerberfeld für den SPD-Vorsitz konnte sich ein Fünftel der Bürger (20 Prozent) noch kein Urteil bilden. Die übrigen sind gespalten: 40 Prozent finden, dass gute Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl stehen, 38 Prozent finden das nicht. Immerhin: Zwei Drittel der SPD-Anhänger (67 Prozent) sind mit dem Bewerberfeld zufrieden.
Union wieder stärkste Kraft bei der Sonntagsfrage
Zum ersten Mal seit Mai kann sich die Union in der Sonntagsfrage wieder als stärkste Kraft etablieren. Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, käme die Union auf 27 Prozent - ein Punkt mehr als im Vormonat. Die SPD verbessert sich um zwei Punkte und kommt auf 14 Prozent. Die AfD gewinnt einen Punkt hinzu und liegt bei 15 Prozent. Die FDP büßt einen Punkt ein und landet bei 7 Prozent, gleichauf mit der Linken, die unverändert bei 7 liegt. Die Grünen verlieren drei Punkte und kommen auf 23 Prozent.
Mehrheit sorgt sich um Auseinanderdriften der Gesellschaft
Die Deutschen haben Angst vor einer Spaltung der Gesellschaft: 83 Prozent der Befragten machen sich sehr große bzw. große Sorgen, dass die gesellschaftlichen Gruppen weiter auseinanderdriften - im Vergleich zu Mai eine Zunahme um 8 Prozentpunkte. Diese Sorge teilen Anhänger aller im Bundestag vertretenen Parteien mit deutlicher Mehrheit.
Ein ähnlich einmütiges Bild ergibt sich, wenn man auf die Kompromissfähigkeit der Parteien blickt: 74 Prozent der Bürger machen sich sehr große oder große Sorgen, dass die Parteien auf drängende politische Fragen keine gemeinsamen Antworten finden. Auch die Anhänger der Regierungsparteien CDU/CSU (67 Prozent) und der SPD (70 Prozent) teilen diese Sorge zu gut zwei Dritteln.
Klimawandel bereitet Sorgen - nur vielen AfD-Anhängern nicht
Große Sorgen bereitet den Deutschen nach wie vor auch der Klimawandel. Drei Viertel (76 Prozent) machen sich sehr große bzw. große Sorgen, dass er die Lebensgrundlagen der Menschen zerstört (-1 Prozentpunkt im Vergleich zu Mai). Das sehen Anhänger aller Parteien mehrheitlich so, mit Ausnahme der AfD. Deren Anhänger sind gespalten: 47 Prozent machen sich sehr große bzw. große Sorgen um die Folgen des Klimawandels, 53 Prozent wenig oder gar keine.
Aktuell machen sich zudem 52 Prozent sehr große bzw. große Sorgen, einen Verlust der deutschen Kultur und Sprache zu erleben. Gegenüber Mai entspricht dies einem Zuwachs um 12 Prozentpunkte. Die größten Sorgen äußern in dem Zusammenhang AfD-Anhänger (92 Prozent), aber auch eine Mehrheit der CDU/CSU-Anhänger (58 Prozent) hat in diesem Punkt Befürchtungen. Die Anhänger der anderen Parteien machen sich in dieser Hinsicht mehrheitlich wenig oder gar keine Sorgen.
Angst vor wachsendem Einfluss des Islam
Ähnlich verhält es sich bei dieser Frage: Machen Sie sich Sorgen, dass der Einfluss des Islam in Deutschland zu stark wird? Auch hier machen sich aktuell 52 Prozent (+5) sehr große bzw. große Sorgen. Allerdings zeigt sich eine große Diskrepanz zwischen Stadt und Land: Während sich in Städten unter 20.000 Einwohnern 61 Prozent Sorgen machen, dass der Einfluss des Islam in Deutschland zu stark wird, kehren sich in den Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern die Werte um: Hier machen sich 58 Prozent diesbezüglich keine Sorgen.
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame
(Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 60:40)
Disproportionaler Ansatz (West/Ost 70:30)
Erhebungsverfahren: Telefoninterviews (CATI)***
Fallzahl: 1014 Befragte
Erhebungszeitraum: 03. bis 04. September 2019
Sonntagsfrage:
Fallzahl: 1514 Befragte
Erhebungszeitraum: 03. bis 04. September 2019
Gewichtung: nach soziodemographischen Merkmalen;
Sonntagsfrage mit separater Gewichtung
Schwankungsbreite: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
Durchführendes Institut: Infratest dimap
* bei einem Anteilswert von fünf Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*** Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird deshalb keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.