Schulschließungen wegen Corona Kein normaler Unterricht bis zum Sommer?
Zwischen den Bundesländern gibt es unterschiedliche Auffassungen darüber, wann und in welchem Umfang der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden soll. Begründet wird dies vor allem mit unterschiedlichen Abiturterminen.
Die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Stefanie Hubig (SPD), geht davon aus, dass es in den Schulen bis zu den Sommerferien keinen normalen Unterricht geben wird. "Der Unterricht, der jetzt bis zu den Sommerferien kommt, wird natürlich ein anderer Unterricht sein als der, den es vor Corona gab", sagte die rheinland-pfälzische Bildungsministerin im SWR. Wichtig sei vor allem, auch in den Schulen die Abstandsregeln einzuhalten.
"Das bedeutet natürlich, dass die Klassenzimmer nicht so voll sein können, wie sie vorher waren", sagte Hubig. Pro Klasse seien dann zum Beispiel zwei Lehrkräfte nötig. Möglich sei aber auch, dass sich "Arbeit zu Hause abwechselt mit Arbeit in der Schule". Hubig verteidigte die unterschiedlichen Regelungen in den Bundesländern beim Wiederbeginn des Unterrichts. In Rheinland-Pfalz soll ein Teil der Schüler bereits am 27. April wieder zur Schule gehen können, andere Länder starten erst am 4. Mai, Bayern am 11. Mai. Das liege daran, weil in Rheinland-Pfalz ab dem 30. April die Abiturprüfungen begännen. "Wir wollten, dass die Schülerinnen und Schüler nochmal die Gelegenheit haben, vorher in die Schule zu kommen", so Hubig.
In Berlin macht Latein den Anfang
In Berlin sollen die Abiturprüfungen am kommenden Montag starten. Das kündigte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) an. Los gehe es zunächst mit dem Fach Latein, zwei weitere Prüfungen folgten dann im Lauf der Woche, sagte Scheeres im Interview mit dem RBB-Inforadio. Scheeres verteidigte die Entscheidung, an den Abiturprüfungen festzuhalten. Es gehe darum, dass die Berliner Jugendlichen an den Hochschulen in ganz Deutschland studieren könnten. Berlins Schulen sollen dann schrittweise ab der Woche darauf öffnen: "Wir in Berlin werden am 27. April in den 10. Klassen anfangen", erklärte die Senatorin.
"In den Grundschulen werden wir am 4. Mai mit der sechsten Klasse an den Start gehen", sagte Scheeres. Sie versicherte, in den Schulen werde auf die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie geachtet. So müssten beispielsweise die Tische der Schüler 1,50 Meter auseinander stehen, es müsse auch genügend Seife für regelmäßiges Händewaschen zur Verfügung stehen. "Und es ist wichtig, dass die Schulen sehr gut gereinigt sind. Das werden auch die Schulträger gewährleisten."
Problem: Marode Schulen
Der Vorsitzende des Bundeselternrats, Stephan Wassmuth, sieht die Schulen diesbezüglich nur mäßig gerüstet. "Die Wahrheit ist: Es ist ausgeschlossen, dass die Schulen ihre oft maroden sanitären Einrichtungen bis zum 4. Mai so in Ordnung bringen, wie es in dieser Pandemie-Situation nötig wäre." Es fehle oft schon an warmem Wasser in den Toilettenräumen - "von Waschbecken in den Klassenräumen möchte ich gar nicht sprechen. Hier ist viele Jahre lang zu wenig getan worden. Das rächt sich jetzt bitter."
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sieht die Schulen in der Corona-Krise in den Wochen vor der geplanten schrittweisen Öffnung vor großen Aufgaben. "Die Schulen überall im Land stehen jetzt vor einer enormen Herausforderung, die schrittweise Öffnung unter strenger Einhaltung der Infektionsschutzregeln zu organisieren", sagt Karliczek dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". Es seien viele komplexe Fragen zu lösen, ohne eine Erhöhung der Infektionsrate zu riskieren. Die Einigung über die schrittweise Wiedereröffnung der Schulen sei für Millionen Schüler, Eltern und Lehrer von großer Bedeutung.
Die Kultusministerkonferenz will bis Ende April ein Konzept vorlegen, wie die stufenweise Wiederöffnung der Schulen vonstatten gehen soll.