Corona-Krisenstab Der General, der die Wende bringen soll
Als Leiter des Corona-Krisenstabs soll Generalmajor Breuer Deutschland aus der Pandemie führen. An seine Arbeit im Kampf gegen die Pandemie sind hohe Erwartungen geknüpft - und es warten viele Herausforderungen.
Krieg gegen das Coronavirus - dieses Bild haben schon viele Politiker bemüht. Für Deutschlands Pandemiebekämpfung ist nun jemand mitverantwortlich, der schon echte Kämpfe gesehen hat: Generalmajor Carsten Breuer. Mit seinem Krisenstab soll er der Corona-Impfkampagne einen neuen Schub geben.
Breuer soll das besser machen, was zuletzt schiefgelaufen sei, sagt der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen. "Wir haben in der Vergangenheit erlebt, dass gute Pandemiebekämpfung oft daran gescheitert ist, dass Abstimmungsprozesse nicht gut funktioniert haben, dass es zu Schnittstellenproblemen gekommen ist", so Dahmen. "Das darf in so einer kritischen Phase einer Pandemie nicht passieren."
Breuer will langfristig hohes Impftempo
Und damit es nicht nochmal passiert, soll der Stab mit besserer Organisation für ein schnelleres Tempo beim Impfen sorgen. Breuer soll dafür die wichtigen Leute aus den Bundesministerien und den Ländern an einen Tisch bringen. Zuletzt war die Zahl der täglichen Impfungen schon deutlich gestiegen. Der Generalmajor will aber vor allem langfristig ein hohes Tempo beim Impfen sichern.
"Dass wir eben nicht mehr durch die Infektionswelle getrieben werden, sondern dass die Impfwelle unser Geschehen bestimmt: Das ist das Ziel des Krisenstabs, zunächst einmal genau an dieser Problematik zu arbeiten", so Breuer.
Zudem plant er auch den Schutz wichtiger Infrastruktur, falls auf Deutschland eine große Omikron-Welle zurollen sollte. Der Krisenstab soll aber keine politischen Entscheidungen treffen, sondern sich vor allem um praktische Fragen kümmern.
Forscherin warnt vor zu viel Macht für Krisenstab
Grundsätzlich unterstützt auch die Union das neue Gremium. Dieses könne eine gute Signalwirkung haben, sagt der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Tino Sorge. Allerdings dürften keine falschen Erwartungen erweckt werden: "Der Krisenstab darf jetzt nicht den Eindruck erzeugen, dass sich das zuständige Ministerium aus der Verantwortung stiehlt, Zuständigkeit abgibt. Und insofern müssen wir erstmal schauen, dass der Krisenstab gut funktioniert", sagt Sorge.
Ähnlich sieht es auch die Organisationsforscherin Michèle Morner von der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften. Sie warnt davor, dass solche Krisenstäbe manchmal mehr Macht bekämen, als sie haben sollten. "Die große Gefahr ist dann natürlich, dass der Stab auch einen großen Einfluss auf die Entscheidung hat. Denn gerade hier, wenn wir jetzt von dem Corona-Krisenstab reden, dann ist der Stab ja nicht demokratisch legitimiert, darf also gar nicht entscheiden", so Morner. Es sei daher immer auch die Frage, wie stark der Stab die Entscheidung beeinflusst.
"Teamgeist wichtiger als militärische Tugenden"
Bereits unter der vorigen Bundeskanzlerin Angela Merkel gab es einen Corona-Krisenstab unter der Führung eines Bundeswehr-Generals. CDU-Politiker Sorge versteht, dass die neue Ampel-Regierung eigene Akzente setzen will. Trotzdem hätte er sich gewünscht, die Experten aus dem alten Stab auch in den neuen einzubinden, "anstatt zu meinen, man macht alles neu und dadurch würde alles besser."
Der alte Stab war bei Innen- und Gesundheitsministerium angesiedelt, der Neue nun direkt im Kanzleramt. Das ist eine kluge Entscheidung, findet Organisationsforscherin Morner. Sie hält General Breuer wegen seiner Erfahrung bei der Bundeswehr für eine gute Wahl. Dort war er der Chef für die Inlandseinsätze.
Aber auch der Führungsstil sei für den Erfolg eines Stabes wichtig, sagt Morner. Aus der Forschung wisse man, dass man nicht allein "top-down" führen kann, sondern auf die Mitarbeit angewiesen ist. "Entsprechend muss man mit viel Fingerspitzengefühl auf die Einzelnen eingehen. Da kommt es bestimmt sehr viel mehr auf Teamgeist an, als auf typische militärische Tugenden", so Morner.
Wie gut Carsten Breuer beides verbinden kann, muss er jetzt unter Beweis stellen.