Tötungsdelikt in Chemnitz Haftbefehl im Internet veröffentlicht
Nach dem tödlichen Messerangriff in Chemnitz haben Rechtsradikale im Netz offenbar den Haftbefehl gegen einen der mutmaßlichen Täter veröffentlicht. Darin sind Details zur Tat enthalten. Wie sie Zugang zum Dokument erhielten, ist unklar.
Nach dem Tötungsdelikt an einem 35-Jährigen in Chemnitz und den folgenden Ausschreitungen in der Stadt bahnt sich möglicherweise der nächste Skandal an. Rechtsradikale haben im Netz offenbar den Haftbefehl gegen den mutmaßlichen Haupttäter veröffentlicht.
Das Dokument scheint authentisch zu sein. So werden die Namen des Opfers, der mutmaßlichen Täter sowie von Zeugen und der Richterin genannt. Zudem wird beschrieben, wie oft auf das Opfer eingestochen worden war. Das Papier wurde mit einigen Schwärzungen unter anderem von "Pro Chemnitz", einem AfD-Kreisverband sowie Pegida-Mitbegründer Lutz Bachmann verbreitet. Laut "Pro Chemnitz" löschte Facebook den Eintrag zwischenzeitlich. Mittlerweile haben auch bekannte Neonazis den Haftbefehl über soziale Netzwerke verbreitet - teilweise ohne jede Anonymisierung der Namen.
Auf einer bekannten rechtsextremen Internet-Seite wurden zudem Fotos veröffentlicht, die einen der mutmaßlichen Täter von Chemnitz zeigen sollen.
Neue Demonstration geplant
Die Rechtsradikalen veröffentlichten aber nicht nur den Haftbefehl, sondern riefen gleichzeitig zu einer weiteren Demonstration am Donnerstag sowie Spenden auf. Das Posting verbreitete sich innerhalb von einer Stunde fast tausendmal.
In dem Haftbefehl sind Details zu den beiden mutmaßlichen Tätern sowie zu der Tat in der Nacht zu Sonntag aufgeführt. Wie die Rechtsradikalen an das Dokument gekommen sind, ist noch unklar. Sie gaben an, es sei "geleakt" worden - es habe also ein Leck gegeben.
Keine offizielle Stellungnahme
Der Haftbefehl lag zumindest Staatsanwaltschaft, Gericht, Polizei und Anwälten vor. Das zuständige Justizministerium teilte auf Anfrage mit, es werde im Laufe des Tages eine offizielle Stellungnahme abgeben. Ob das Dokument authentisch sei, wurde weder bestätigt noch dementiert.
Die "Bild"-Zeitung berichtet, ein Polizeisprecher habe dem Blatt die Echtheit des Dokuments bestätigt.
Auf Twitter teilte das Sächsische Innenministerium mit, es sei nicht nachvollziehbar, woher die Bilder von dem Dokument kämen.