Gorbatschow-Gedenken im Bundestag "Ein Mann des Friedens"
Vor der Generaldebatte hat der Bundestag des gestorbenen früheren sowjetischen Präsidenten Gorbatschow gedacht. Parlamentspräsidentin Bas würdigte ihn als "Mann des Friedens", der die "Welt zum Besseren" verändert habe.
Mit einer Schweigeminute hat der Bundestag des gestorbenen sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow gedacht. "Präsident Gorbatschow war ein Mann des Friedens. Er veränderte die Welt zum Besseren. Er machte möglich, was über Jahrzehnte undenkbar schien: Den Kalten Krieg friedlich zu beenden und die Teilung unseres Landes und unseres Kontinents zu überwinden", sagte Bundestagspräsidentin Bärbel Bas. "Wir Deutschen haben Michail Gorbatschow viel zu verdanken."
Bas erinnerte daran, wie ein von Blockkonfrontation und nuklearer Abschreckung geprägtes Jahrhundert unter Gorbatschow einen friedlichen Wandel erlebt und sich Vertrauen gebildet habe. Gorbatschows Verdienste um das Ende des Kalten Krieges und die Wiedervereinigung Deutschlands und des europäischen Kontinents "bleiben einzigartig". Es gebe wohl wenige Politiker, die in Deutschland so verehrt würden, sagte Bas.
Russland "radikal von Gorbatschows Zielen abgewandt"
Sie warnte zugleich vor einem grundsätzlichen Missverständnis. "Gerade wir Deutschen haben zu lange Gorbatschows Streben nach Verständigung, Frieden und Partnerschaft als Grundlage unserer Beziehung mit Russland vorausgesetzt. Dabei haben wir übersehen oder vielleicht auch nicht wahrhaben wollen, dass sich Russland unter Putin längst und radikal von Gorbatschows Zielen abgewandt hatte." Es schmerze zutiefst, dass alles, wofür Gorbatschow gestanden habe, "heute auf so eklatante Weise verletzt und zerstört wird", sagte Bas.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier trug sich in Berlin in ein Kondolenzbuch für Gorbatschow ein. "Ich verneige mich vor einem großen Staatsmann in tiefer Dankbarkeit für seinen entscheidenden Beitrag zur deutschen Einheit", schrieb Steinmeier im Roten Rathaus, begleitet von Berlins Regierender Bürgermeisterin Franziska Giffey. Gorbatschow habe den Mut gehabt zur demokratischen Öffnung und zum Brückenschlag zwischen Ost und West, hielt Steinmeier fest. "Er hat viele Menschen in unserem Land begeistert, inspiriert und ermutigt."
Gorbatschow war von 1985 bis 1991 der letzte Staatschef der Sowjetunion. Er war in der vergangenen Woche im Alter von 91 Jahren gestorben.