Entwicklungshilfe Schulze stockt Hungerhilfen auf
Entwicklungsministerin Schulze hat vor einer Zuspitzung der weltweiten Ernährungskrise gewarnt. Im Kampf gegen den Hunger will sie dieses Jahr 530 Millionen Euro zur Verfügung stellen - so viel wie noch nie.
Zunehmende Konflikte, der Klimawandel, wirtschaftliche Auswirkungen der Corona-Pandemie, der russische Angriffskrieg in der Ukraine und die hohe Verschuldung vieler Entwicklungsländer: Die Liste der Gründe für die zunehmende Ernährungskrise weltweit ist lang. Sie alle hat Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze aufgezählt und vor einer weiteren Zunahme des weltweiten Hungers gewarnt. Es sei bereits heute absehbar, "dass sich die Ernährungskrise höchstwahrscheinlich im nächsten Jahr verschärfen wird", sagte Schulze in Berlin.
Auch der Direktor des World Food Programmes (WFP), David Beasley, sprach von einer "noch nie dagewesenen Krise". Bereits vor dem russischen Angriff auf die Ukraine sei die Situation besorgniserregend gewesen, sagte Beasley. Es drohe die schlimmste humanitäre Krise seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges.
Deutsche Hilfen etwa für Nahen Osten
Die Bundesregierung unterstützt deshalb das UN-Welternährungsprogramm (WFP) in diesem Jahr nach eigenen Angaben mit 530 Millionen Euro. Die Organisation erhalte nach Angaben der Ministerin so viel wie nie zuvor. Vergangenes Jahr hatte die Unterstützung bei 476 Millionen Euro gelegen. Dabei liege der Schwerpunkt der deutschen Hilfen auf der Sahelzone, dem Horn von Afrika und den Ländern des Nahen Ostens.
Zudem werde die Zusammenarbeit zwischen Ministerium und WFP ausgeweitet. So sollen funktionierende Ernährungssysteme in den von Hunger betroffenen Ländern aufgebaut werden. "Es reicht nicht, Getreidesäcke und Wassertanks zu liefern", so Schulze.
Anpassungen an klimatische Veränderungen
Schulze sagte, dass viele ärmere Länder zu abhängig von Lebensmittelimporten seien. "Die Antwort muss eine Politik sein, die Entwicklungsländer wieder stärker zu Produzenten macht." Um kommende Hungerkrisen abzumildern und möglichst zu vermeiden, müssten Entwicklungsländer selbst Lebensmittel anpflanzen, "die an die veränderten klimatischen Bedingungen angepasst sind". Laut Entwicklungsministerium sollen unter anderem der lokale Anbau und effizientere Bewässerungstechniken gefördert werden.
Kommende Ernten seien durch die steigenden Preise für Dünger gefährdet. "In vielen Ländern Afrikas wird Düngermangel voraussichtlich zu einem deutlichen Produktionsrückgang führen", warnte Schulze.
Zahl der Hungernden nimmt zu
Nach jahrelangen Fortschritten nimmt die Zahl der Hungernden weltweit seit einigen Jahren wieder zu: Nach Angaben des Welternährungsprogramms sind 345 Millionen Menschen akut von Hunger bedroht, fast 200 Millionen mehr als Anfang 2020. Auch die Zahl der chronisch unterernährten Menschen steigt.
So sind etwa am Horn von Afrika bis zu 20 Millionen Menschen wegen einer verheerenden Dürre von Ernährungsunsicherheit bedroht. In diesem Zusammenhang gab die Bundesregierung am Donnerstag bekannt, ihre internationale Klimafinanzierung 2021 deutlich gesteigert zu haben. Wie das Entwicklungsministerium mitteilte, wurden für Klimaprojekte in Schwellen- und Entwicklungsländern im vergangenen Jahr 5,34 Milliarden Euro aus Haushaltsmitteln zur Verfügung gestellt. Damit sei ein neues Höchstniveau erreicht.
Die Industriestaaten haben auf der Pariser Klimakonferenz 2015 versprochen, von 2020 bis 2025 jährlich 100 Milliarden US-Dollar an staatlichen und privaten Mitteln für Klimaschutz und Anpassung in Entwicklungsländern bereitzustellen.