Polizeieinsatz in Bobstadt-Boxberg.

Nach Schüssen auf Polizisten "Reichsbürger" wird versuchter Mord vorgeworfen

Stand: 18.01.2023 11:46 Uhr

Die Bundesanwaltschaft hat Anklage gegen einen "Reichsbürger" erhoben. Der Mann soll im April mit einem Schnellfeuergewehr auf Polizisten geschossen haben. Bei der Razzia im baden-württembergischen Boxberg wurden zwei Beamte verletzt.

Ingo K. wird unter anderem des mehrfachen versuchten Mordes und des tätlichen Angriffs beschuldigt. Der "Reichsbürger" soll bei einem Einsatz auf Polizisten geschossen haben. Die Bundesanwaltschaft hat nun Anklage gegen ihn erhoben.

Im April hatten Spezialkräfte der Polizei Baden-Württemberg seine Wohnung in Boxberg im Main-Tauber Kreis durchsuchen wollen. Bei der Razzia ging es um eine Pistole der Marke Glock, die die Polizei bei K. vermutete, obwohl er eine solche Waffe nicht hätte besitzen dürfen.

Schüsse mit Schnellfeuergewehr

Der Beschuldigte galt nach SWR-Informationen bereits damals bei den Behörden als gewaltbereiter "Reichsbürger". Die Spezialkräfte näherten sich bei der Razzia mit lauten Rufen und eingeschaltetem Martinshorn und gaben sich so als Polizisten zu erkennen.

K. öffnete laut Bundesanwaltschaft die Tür jedoch nicht und schoss mit einem Schnellfeuergewehr durch die geschlossenen Rollläden seiner Wohnung auf die Polizei. Zwei Beamte wurden verletzt.

Einer der Polizisten wurde in beide Beine getroffen, ein anderer auf der Suche nach Deckung erlitt leichte Verletzungen am Ellenbogen. Der Beschuldigte habe während des Schießens mehrmals die Position gewechselt, um die Polizisten zu treffen, erklärte die Bundesanwaltschaft.

5000 Schuss Munition gefunden

Aus Ermittlungskreisen heißt es gegenüber dem SWR, nur die souveräne Reaktion eines SEK-Beamten habe damals ein Blutbad verhindert. Der Polizist soll sich mit seinem Schutzschild in die Salve des Gewehrs gestellt haben.

Erst nach zwei Stunden verließ Ingo K. seine Wohnung. Laut Anklage wurden mehrere Schusswaffen bei ihm gefunden, darunter drei vollautomatische Gewehre und zwei Maschinenpistolen sowie mehr als 5000 Schuss Munition. Eine Berechtigung zum Besitz der Waffen hatte der "Reichsbürger" demnach nicht.

Seit April in Untersuchungshaft

Seit dem 21. April sitzt der Mann in Untersuchungshaft. Er vertrete die Ideologie der "Reichsbürger", leugne die Existenz der Bundesrepublik und erkenne hoheitliche Befugnisse ihrer Repräsentanten nicht an, teilte die Bundesanwaltschaft mit.

Der Generalbundesanwalt hat den Fall wegen seiner besonderen Bedeutung übernommen. Das Oberlandesgericht Stuttgart muss nun prüfen, ob es die Anklage zulässt und das Hauptverfahren eröffnet.

Mit Informationen von Holger Schmidt, SWR

Holger Schmidt, Holger Schmidt, SWR, 18.01.2023 13:34 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 18. Januar 2023 um 13:22 Uhr.