Organisierte Kriminalität Deutlich mehr Verfahren gegen Banden
Das Bundeskriminalamt vermeldet im Jahresbericht zur Organisierten Kriminalität einen hohen Anstieg der Ermittlungsverfahren. Der Betrug um Corona-Soforthilfen zeige, dass Banden schnell auf neue Gelegenheiten reagierten.
Die Zahl der Ermittlungsverfahren gegen kriminelle Banden in Deutschland hat 2021 um rund 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. Das geht aus dem Lagebild Organisierte Kriminalität (OK) hervor, das der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch, zusammen mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) in Berlin vorstellte. Insgesamt wurden 696 Verfahren aufgenommen.
Encrochat-Daten führten zu Verbrechern
Hauptgrund für den Anstieg sind Informationen, die aus der 2020 entschlüsselten geheimen Kommunikation von Verbrechern über den Messengerdienst Encrochat stammen.
Der Polizei in den Niederlanden und Frankreich war es damals gelungen, mehr als 20 Millionen geheime Nachrichten des inzwischen eingestellten Kommunikationsdienstes abzuschöpfen. In der Folge wurden auch in Deutschland zahlreiche Drogenhändler verurteilt.
Banden reagieren schnell auf neue Gelegenheiten
Dass die Zahl der Betrugsdelikte im vergangenen Jahr stark zugenommen hat, zeigt laut BKA, wie schnell manche Verbrecherbanden auf neue Tatgelegenheiten reagieren. So habe sich die Zahl der Verfahren, in denen Bezüge zur Corona-Pandemie festgestellt wurden, 2021 im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht.
Das sei in hohem Maße auf die unrechtmäßige Beantragung und Nutzung von Corona-Soforthilfen der Bundesregierung zurückzuführen, heißt es in dem Bericht.
Schaden in Milliardenhöhe
Wie das vom BKA veröffentlichte Lagebild außerdem zeigt, sind auch immer mehr OK-Tatverdächtige bewaffnet. Lag deren Anteil 2020 noch bei rund 6,4 Prozent, so wurde im vergangenen Jahr bei 7,5 Prozent der Verdächtigen eine Waffe sichergestellt.
Den durch OK-Gruppierungen im vergangenen Jahr verursachten finanziellen Schaden gibt das BKA mit 2,2 Milliarden Euro an. Zum Vergleich: 2020 lag die Summe bei rund 837 Millionen Euro.