Bundeskriminalamt Mehr als 600 Menschen gelten als Gefährder
Von schweren politisch motivierten Taten bis hin zu Terroranschlägen - wem Polizeibehörden das zutrauen, der gilt als Gefährder. Das BKA stuft 608 Menschen als solche ein - darunter sind vor allem religiöse Extremisten.
Die Sicherheitsbehörden in Deutschland stufen 608 Menschen als sogenannte Gefährder ein. Davon würden 505 Personen dem Bereich der "religiösen Ideologie" zugeordnet, sagte eine Sprecherin des Bundeskriminalamtes (BKA) der "Neuen Westfälischen".
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Gefährder insgesamt um acht Prozent gesunken - im Februar 2022 hatte das BKA noch 663 Menschen als Gefährder eingestuft. Als religiöse Extremisten galten im vergangenen Jahr noch 551 Menschen.
210 Gefährder halten sich frei auf
Von den aktuell erfassten Personen seien zur Zeit 92 in Haft, 203 weitere befänden sich nach Kenntnis der Sicherheitsbehörden derzeit im Ausland. 210 Gefährder halten sich demnach frei in Deutschland auf.
Die Behörden zählen insgesamt 72 Gefährder im Bereich des Rechtsextremismus, neun im Bereich des Linksextremismus und 22 im Bereich der "ausländischen Ideologie", wie es weiter hieß.
Verglichen zum Vorjahr ging die Zahl der rechtsextremen Gefährder um acht Prozentpunkte zurück - 2022 lag sie noch bei 77. Linksextremistische Gefährder gab es zuvor noch elf. Im Bereich "ausländische Ideologie" zählte das BKA im Vorjahr noch 24.
Auch "relevante Personen" erfasst
Neben sogenannten Gefährdern würden auch "relevante Personen" erfasst, die etwa schwere politisch motivierte Straftaten unterstützen. Im Spektrum des Rechtsextremismus sind das laut BKA 186 Menschen, in der linksextremen Szene 73, im Bereich der religiösen Ideologie 504 und im Feld der "ausländischen Ideologie" 45.
Auch hier gab es in allen Bereichen im Vergleich zu 2022 leichte Rückgänge beziehungsweise im Bereich "ausländische Ideologie" unveränderte Zahlen.
Warnung vor "einsamen Wölfen"
Terrorismus-Experte Peter Neumann warnte laut der Zeitung vor allem vor Einzelgängern mit extremistischer Gesinnung. "Die bestehende Gefahr geht vor allem durch Personen aus, die nicht unbedingt von organisierten Gruppen wie dem 'Islamischen Staat' ausgebildet wurden oder für diesen gekämpft haben, sondern von 'einsamen Wölfen'", sagte er der Zeitung. Man habe in den vergangenen Jahren mehrfach gesehen, dass diese Personen auch in der Lage seien, tödliche Anschläge zu begehen.
Als Gefährder bezeichnet die Polizei Menschen, denen sie schwere politisch motivierte Gewalttaten zutraut - bis hin zu Terroranschlägen. Die Einstufung von Menschen als Gefährder liegt grundsätzlich in der Zuständigkeit der Polizeibehörden der Länder.