Astronaut Maurer vor Flug zur ISS "Ein herausragendes Abenteuer"
Der Countdown läuft: Knapp sieben Wochen noch, dann bekommt die ISS wieder Besuch von einem Deutschen. Vor dem Flug sprach Astronaut Maurer über die Mission, sein hartes Training und das Besondere an seinem Raumanzug.
In knapp sieben Wochen soll der deutsche Astronaut Matthias Maurer in All fliegen. Ende Oktober geht es von den USA aus los. Dann soll der 51 Jahre alte Saarländer mit drei NASA-Kollegen zur ISS starten, mit einer Crew-Dragon-Rakete vom privaten Anbieter SpaceX. Er nimmt als Vertreter des Astronautenkorps der Europäischen Weltraumagentur (ESA) an der Mission "Cosmic Kiss" teil.
Maurer wäre der erst vierte Deutsche auf der Raumstation und der zwölfte Deutsche überhaupt im All.
Training mit dem Raumanzug das Härteste
Auf einer Pressekonferenz in Köln sprach er über seinen bevorstehenden Einsatz auf der ISS. "Ich freue mich natürlich, dass es jetzt soweit ist", sagte Maurer. "Nun geht es endlich los Richtung Weltraummission." Er nannte die Mission ein "herausragendes Abenteuer".
Das Härteste in der Ausbildung war für den deutschen Astronauten das Training mit dem Raumanzug für einen Außenbordeinsatz: "Das Training unter Wasser war körperlich und mental sehr anstrengend", so Maurer. Bei dem Training unter Wasser üben die Astronauten die Arbeit in der Schwerelosigkeit.
Erster Europäer im russischen Raumanzug
Er werde, so Maurer, wahrscheinlich der erste Europäer sein, der aus der ISS mit einem russischen Raumanzug aussteigt. Dafür habe er lange Zeit in Russland in diesem Raumanzug gelernt. Er habe auch Russisch gelernt, sei darin aber "nicht ganz so fit" wie im Englischen. Die russischen Kollegen seien aber "sehr hilfsbereit", und notfalls stehe eine Dolmetscherin auf der Erde bereit, sagte er.
In diesem Raumanzug werde ich dann hoffentlich mit einem russischen Kosmonauten aussteigen und den neuen europäischen robotischen Arm, der vor kurzem erst auf der ISS angekommen ist, in Betrieb nehmen".
Rund 100 Experimente in Schwerelosigkeit
Während seiner Zeit im All werden Maurer und die anderen Astronauten rund hundert Experimente in Schwerelosigkeit vornehmen, darunter 36 von Universitäten und aus der Industrie in Deutschland. Dazu gehört unter anderem ein Anzug zum Muskelaufbau, der durch elektrische Impulse die Muskeln zusätzlich stimulieren soll.
"In der Schwerkraft laufen Muskel- und Knochenschwund extrem schnell ab", betonte der Leiter der Deutschen Raumfahrtagentur, Walther Pelzer. Bei den Experimenten habe er einen "Stundenplan wie in der Schule", sagte Maurer. Dieser schreibe ihm vor, wann er welches Experiment vornehmen soll.
Allerdings gebe es auch klare Prioritäten für das Leben und Arbeiten im Orbit. "Ganz vorn steht das Leben der Astronauten", betonte der promovierte Werkstoffwissenschaftler, der seit 2015 Teil des ESA-Astronautenkorps ist. Dann komme der Schutz der Raumstation, erst an dritter Stelle folgten die Experimente.
Auf die Frage, wie gut die Chancen für Maurer stehen, später auch einmal auf den Mond zu fliegen, sagte ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher, dies sei längst nicht entschieden. Die ESA sei dabei, einen europäischen Astronauten oder eine Astronautin für den Mond vorzubereiten. "Matthias ist ein fantastischer Kandidat dazu."
Ein halbes Jahr auf der ISS
Neben Maurer fliegen die NASA-Astronauten Raja Chari und Thomas Marshburn sowie die NASA-Astronautin Kayla Barron zur ISS. Nach sechs Monaten in der Schwerelosigkeit soll Maurer im April zur Erde zurückkehren. "I'll be back", versprach er in Köln.