Hochwasser-Katastrophe Eine Flut von Fake News
Allein eine Sprachnachricht mit einer Falschmeldung über 600 Kinder, die bei der Hochwasser-Katastrophe ums Leben gekommen seien, ist 300.000 mal aufgerufen worden. Im faktenfinder-Podcast erklären Fachleute, warum es so eine Flut an Fake News gab.
Die Flutkatastrophe in Teilen Deutschlands wird die Menschen in den betroffenen Regionen wohl noch Monate oder sogar Jahre beschäftigen. Mehr als 150 Menschen sind ums Leben gekommen, der Wiederaufbau wird viele Milliarden von Euro kosten. Eigentlich eine Bilanz, die schon furchtbar genug ist, doch in sozialen Netzwerken und Messenger-Diensten werden noch dramatischere Behauptungen verbreitet.
Auch die Polizei musste vor Falschmeldungen warnen, beispielsweise vor der Behauptung, es seien 600 Kinder ums Leben gekommen - und dies sollte verheimlicht werden. Im faktenfinder-Podcast der tagesschau spricht Moderatorin Anja Reschke mit dem Politikwissenschaftler Josef Holnburger vom Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS) und der Faktencheckerin Uschi Jonas vom Recherchezentrum Correctiv über die Flut der Desinformation zum Hochwasser.
Kaum verlässliche Informationen
Die Falschinformationen über die angeblich 600 toten Kinder sei allein als Sprachnachricht rund 300.000 Mal aufgerufen worden, sagt Holnburger von CeMAS. Wegen der großen Verbreitung sei es für die Polizei wohl notwendig gewesen, diese Falschinformationen aus dem Weg zu räumen.
Faktencheckerin Jonas erklärt, rund um Katastrophen gebe es fast immer viel Desinformation. Bei der Flutkatastrophe sei die Aufklärung besonders schwierig gewesen, da viele Behörden durch die Situation überfordert gewesen seien - und so oft verlässliche Informationen fehlten. Umso wichtiger sei die Recherche vor Ort durch Journalistinnen und Journalisten.
Uschi Jonas von Correctiv
Medienaktivisten unterwegs
Den Mangel an gesicherten Informationen nutzten Medienaktivisten aus: Neben glatten Lügen über zahlreiche Todesopfer, deren Schicksal verschwiegen werden solle, kursierten viele unbelegte Behauptungen, laut denen in vielen Regionen überhaupt keine Hilfe angelaufen sei.
Einige Medienaktivisten streamten täglich mehrere Stunden im Netz, um ausführlich über ihre eigenen Aktivitäten in den betroffenen Regionen zu berichten - und gleichzeitig fehlende Unterstützung durch Institutionen zu beklagen. Auch aus dem "Querdenken"- und Reichsbürger-Milieu waren Aktivisten unterwegs, um ihre Botschaften zu verbreiten.
Anja Reschke und Michail Paweletz präsentieren seit April im Wechsel alle zwei Wochen den faktenfinder-Podcast der tagesschau. Alle Folgen finden Sie in der ARD-Mediathek, aber auch auf allen großen Plattformen, die Podcasts anbieten.