Desinformation zu Corona Vitamin D schützt nicht vor Covid-19-Erkrankung
Vitamin-D-Gaben könnten die Gefahr einer Covid-19-Erkrankung deutlich senken - das behauptet zumindest eine Reihe von Wissenschaftlern und Ärzten. Beweise gibt es dafür nicht. Dafür birgt die unkontrollierte Aufnahme Risiken.
Seit Jahren geht das "Sonnenvitamin" D durch die Presse - als vermeintliches Wundermittel gegen alle möglichen Leiden, insbesondere aber als Stärkung des Immunsystems. Als Nahrungsergänzungsmittel ist es frei erhältlich.
Nun soll das Vitamin auch vor Covid-19-Infektionen schützen, das behaupten 200 Wissenschaftler und Ärzte auf einer Website, die in dem Flugblatt "Krankenhausschließungen trotz Pandemie?" der "Freiheitsboten" empfohlen wird. Sie empfehlen, täglich 4000 I.E. (Internationale Einheiten, eine I.E. entspricht bei Vitamin D 0,025 Mikrogramm) des Stoffes einzunehmen - Risikogruppen durchaus das doppelte. Zu Beginn sollen Erwachsene demnach für mehrere Wochen sogar 10.000 Einheiten pro Tag schlucken.
Gefährlich hohe Dosen
Laut der von einem US-Informatiker ohne medizinische Ausbildung betriebene Website würden diese Mengen im allgemein als sicher angesehen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung sieht das jedoch anders. Es empfiehlt eine Tageshöchstmenge von 800 i.E. in Nahrungsergänzungsmitteln. Die Europäische Behörde für Lebensmitelsicherheit (EFSA) hält bei allerdings gesunden Erwachsenen auch noch eine Dosis von 4000 I.E. für unbedenklich.
Eine Vitamin-D-Überdosierung kann massive Nebenwirkungen und dauerhafte Organschäden auslösen. Übelkeit, Kopfschmerzen, Herzrhythmusstörungen, Depressionen bis hin zu dauerhaften Nierenschäden sind mögliche Folgen. Weiterhin hat das Vitamin Wechselwirkungen mit einer Reihe von Medikamenten wie zum Beispiel Herzglykosiden.
Der Blick auf die Angaben auf den Präparaten reicht zur Kontrolle des Vitamin-D-Spiegels nicht aus, da der Körper die Substanz auch über Nahrungsmittel erhält - und letztlich selbst produziert. Vitamin D wird zudem als fettlösliches Vitamin im Fett- und Muskelgewebe gespeichert und reichert sich somit im Körper an, was bei andauernder Überdosierung zu einer schleichenden Vergiftung führen kann.
Keine seriösen Belege für Covid-19-Prophylaxe
Auch wenn die kontrollierte Einnahme unter bestimmten Bedingungen das Immunsystem stärken kann, gibt es für die Behauptung, dass Vitamin D gegen Covid-19 schützt, keine seriösen Belege. Sowohl das Bundesamt für Risikobewertungen wie auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung weisen darauf hin, dass die aktuelle Studienlage hierfür keine Hinweise liefert.
Vitamin D kann das Immunsystem stärken, ist dabei aber nur ein Faktor. Tatsächlich haben viele Menschen, gerade im Winter, zu geringe Vitamin-D-Werte. Vor einer selbstverordneten Vitamin-D-Kur ist es aber zu empfehlen, durch einen Arzt den Blutserumspiegel untersuchen zu lassen - nicht zuletzt, um zu klären, ob überhaupt ein Bedarf besteht. In begründeten Fällen kann auch eine streng überwachte Gabe von hohen Dosen Vitamin D indiziert sein. Sich darauf zu verlassen, dass die Aufnahme vor Covid-19 schützt, ist aber in jedem Fall mehr als fahrlässig.