Gefälschte Nachrichtenseiten Fake News unter seriöser Marke
Angebliche Meldungen der tagesschau, des Spiegel, der BBC oder anderer seriöser Marken: Urheber von Fake News fälschen Nachrichtenseiten, um irreführende Inhalte zu tarnen.
Ein Busfahrer, der angeblich wegen Intoleranz gefeuert wurde: Diese Meldung ist in den vergangenen Tagen durch soziale Medien gereicht worden. Als vermeintliche Quelle diente dabei ein Screenshot, der eine entsprechende Meldung des "Spiegel" zeigen soll: Angeblich habe in Hamburg ein Fahrer einen betrunkenen Mann aus Syrien aus dem Bus geworfen - und sei deswegen gefeuert worden.
Doch dabei handelte es sich um eine lupenreine Fälschung; den Vorfall hatte es gar nicht gegeben, auch eine entsprechende "Spiegel"-Meldung existiert nicht. Sowohl die "Hamburger Morgenpost" als auch Correctiv klärten über die frei erfundene Geschichte auf. Die Hamburger Hochbahn dementierte die Falschmeldung auf Twitter.
Kein Einzelfall
Die gefälschte Meldung ist kein Einzelfall, sondern es handelt sich um eine Masche, um Fake News zu tarnen, als vermeintliche Satire oder seriöse Nachrichtenmeldung - und so Menschen gezielt in die Irre zu führen.
So kursiert in sozialen Medien ein Video, das angeblich von der BBC stammen soll. Demnach hatte der britische Sender am 11. April eine Aussage von Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron zitiert, wonach die Sanktionen gegen Russland zu 60 Millionen Flüchtlingen führen würden. Doch gibt es weder eine entsprechende Meldung der BBC, noch das Zitat von Macron, wie Reuters und France24 feststellten.
Die BBC bietet für solche Fälle eine Seite mit Hinweisen an, was Menschen tun können, wenn sie auf eine gefälschte Nachrichtenseite stoßen oder gefälschte E-Mails erhalten. Denn auch Geschäftemacher bedienten sich bereits dieser Methode, um fragwürdigen Geldanlagen einen seriösen Anstrich zu verpassen. Auch Fake-Shops sind ein Mittel, um Nutzerinnen und Nutzer zu betrügen und um ihr Geld zu bringen.
Gefälschte tagesschau-Berichte
Auch Meldungen der tagesschau werden immer wieder gefälscht - mit unterschiedlichen Intentionen. So verbreitete sich Anfang April ein angeblicher tagesschau-Artikel über die Empörung von Markus Lanz bezüglich der Zensur einer "Höhle der Löwen"-Folge, in der angebliche lukrative Investmentsysteme vorgestellt worden waren. Mimikama entlarvte die Fälschung und zeigte auf, dass dahinter betrügerische Investitionsfallen stecken.
Mitte Januar kursierte ein vermeintlicher tagesschau-Beitrag auf Facebook, in dem es hieß, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier habe die aktuelle Corona-Situation als "Diktatur Light" bezeichnet. Tagesschau.de und Correctiv stellten klar, dass sowohl der Artikel als auch das Zitat von Steinmeier nicht existierten und es sich um eine Fälschung handelte.
Im März teilte unter anderem ein AfD-Politiker eine angebliche Meldung des Deutschlandfunk, in dem von "Afrokainern" die Rede gewesen sein soll. Der ursprüngliche Beitrag des Senders hatte den Ausdruck aber gar nicht enthalten. Der Screenshot war offenkundig manipuliert, dennoch steht er bis heute auf Twitter.
Was tun?
Um gefälschte Nachrichten, die sich als seriöse Medien tarnen, zu erkennen, ist es sinnvoll zu prüfen, ob die Meldung tatsächlich auf der betreffenden Nachrichtenseite zu finden ist. Dies lässt sich mit einer Abfrage über eine Suchmaschine erledigen; hilfreich ist dabei der Einsatz von Suchoperatoren.
So können auf Google beispielsweise alle Beiträge auf tagesschau.de zu den Schlagworten Steinmeier und Corona gefunden werden:
site:tagesschau.de steinmeier Corona
Außerdem lässt sich über weitere Operatoren beispielsweise der Zeitraum eingrenzen. Eine Übersicht der Suchmöglichkeiten bietet unter anderem Google selbst.
Zudem ist es sinnvoll, auf anderen bekannten Nachrichtenseiten zu schauen, ob es dort entsprechende Berichte oder Informationen gibt.
Screenshots mit Originalmeldungen vergleichen
Zudem lohnt sich oft ein genauerer Blick auf den Screenshot des vermeintlichen Artikels. Durch das Abgleichen mit tatsächlichen Meldungen der Nachrichtenseite lassen sich oft Fehler z.B. in der Schriftart, der Farbgestaltung, dem Datumsformat oder in der Anordnung der Überschrift finden. Auch Rechtschreibfehler können Fälschungen als solche identifizieren.
Liegt nicht nur ein Screenshot vor, sondern auch ein Link zu einer Website, kann das Impressum wichtige Aufschlüsse über die Echtheit des Inhalts geben.
Wichtig ist, sich bewusst zu machen, wie leicht Screenshots und Fotos manipuliert werden können - beispielsweise, in dem man sie aus ihrem Kontext reißt. Um nicht selbst unbeabsichtigt Falschmeldungen zu verbreiten, ist es also wichtig, erst denken - dann möglicherweise teilen.