Flammen von Explosionen erscheinen am Himmel über Tel Aviv, während Israels Raketenabwehrsystem Raketen und Drohnen aus dem Iran abfängt.
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Angriff des Iran auf Israel Welche falschen Bilder und Videos kursieren

Stand: 15.04.2024 10:42 Uhr

In den sozialen Netzwerken waren nach dem Großangriff des Iran auf Israel zahlreiche Bilder und Videos der vermeintlichen Attacke im Umlauf. Viele davon sind jedoch alt und zeigen andere Ereignisse.

Von Pascal Siggelkow, ARD-faktenfinder

"Israelis in Panik, weil iranische Raketen in Israel landen" - Mit diesen Worten wurde am Wochenende ein Video auf der Plattform X geteilt, das angeblich die Folgen des iranischen Großangriffs auf Israel zeigt. Zu sehen sind zahlreiche junge Menschen an einer Straßenkreuzung, viele von ihnen kreischen. Der Grund dafür ist allerdings nicht - wie behauptet - der iranische Raketenangriff, sondern vielmehr der britische Musiker Louis Tomlinson.

Denn dieser war Anfang April für ein Meet and Greet in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires, um seine Tour zu promoten, wie mehrere Videos belegen. Auch der Ausschnitt des millionenfach angesehenen Videos mit der falschen Behauptung stammt in Wahrheit von einer der Aufnahmen aus Buenos Aires, in der Nähe des "Four Season"-Hotels, wie sich anhand von Kartendiensten verifizieren lässt. Dennoch wird das Video weiterhin im falschen Kontext weiterverbreitet. Sogar das iranische Staatsfernsehen zeigte es nach Angaben der BBC-Journalistin Ghoncheh Habibiazad.

Feuer in Chile statt in Israel

Ein anderes weit verbreitetes Video soll angeblich die Folgen des iranischen Großangriffs in Israel zeigen. Zu sehen sind mehrere Feuer und ein von Flammen rot gefärbter Horizont, die Luft ist zudem voller Rauch. Auch dieses Video wurde einer venezolanischen Nachrichtenseite zufolge von einigen Fernsehsendern aufgegriffen und gezeigt. Dabei wurde dieses Video in Wahrheit erstmals bereits im Februar hochgeladen. Zudem wurde es nicht in Israel aufgenommen, sondern in Chile. Die Bilder zeigen einen Brand in Achupallas in der Agglomeration Valparaíso.

In einem weiteren Bild wiederum ist ein großes Feuer in Teheran, der Hauptstadt des Iran, zu sehen. Verbreitet wurde es am Wochenende unter anderem mit der Behauptung, dass dies eine Reaktion Israels auf die Drohnenangriffe sei. Doch auch dieses Bild ist bereits älter: Wie eine Bilderrückwärtssuche zeigt, wurde das Foto bereits im Sommer 2021 hochgeladen und stammt von der Nachrichtenagentur AFP. Das Bild zeigt dabei den Brand nach einer Explosion einer Gasölleitung in Teheran, Anfang Juni 2021.

Menschen feiern Ramadan und nicht den Angriff

Auch weitere Videos und Bilder des Großangriffs sind bereits deutlich älter. So wurden ältere Videos des israelischen Flugabwehrsystems Iron Dome vielfach geteilt, in denen nicht der aktuelle Angriff des Iran zu sehen ist, sondern Angriffe der militant-islamistischen Hamas. Auch Sequenzen aus dem Videospiel "Arma 3" wurden erneut mit falschem Kontext verbreitet - so wie bereits nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023.

In einem Video ist wiederum eine große Gruppe feiernder Menschen vor der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem zu sehen, die wiederholt "Allahu akbar" (arabisch für "Gott ist groß") rufen. Geteilt wird dieses Video mit der Behauptung, dass Palästinenser sich über den Angriff des Iran freuen würden und die Aufnahmen dies belegten. Doch auch das ist falsch. Denn das Video wurde in Wahrheit auf YouTube bereits am 6. April hochgeladen und stammt original von TikTok, wo es am 30. März hochgeladen wurde, also während des Ramadan, dem Fastenmonat der Muslime.

Falsche Grafik mit US-Militärstützpunkten

Andere Nutzer machten wie so oft bei Krisenereignissen in der Welt die USA für den Angriff des Iran verantwortlich - auch der ehemalige Botschafter der Vereinigten Staaten in Deutschland, Richard Grenell, schrieb auf X, dass die Regierung von US-Präsident Joe Biden den Krieg verursacht habe.

Passend dazu postete der ehemalige Kampfsportler Jake Shields eine Grafik, die die vermeintliche Bedrohungslage des Iran durch US-Militärbasen in den Nachbarländern zeigen soll. Dazu schreibt er: "Der Iran ist keine Bedrohung für die USA, sondern die USA sind eine Bedrohung für den Iran."

Allerdings ist die von ihm geteilte Grafik fehlerhaft. So sind auf der Grafik unter anderem US-Militärstützpunkte in Afghanistan eingezeichnet, die es spätestens seit dem Rückzug der US-Truppen vor knapp drei Jahren nicht mehr gibt. In anderen Ländern wie Pakistan sind keine US-Militärbasen, wie die Grafik fälschlicherweise behauptet.