Zypern-Konferenz in Genf Hoffen auf die Wiedervereinigung
In Genf beginnt die entscheidende Konferenz zur Wiedervereinigung Zyperns. Erstmals seit 43 Jahren verhandeln Vertreter der Volksgruppen und der Garantiemächte. UN-Vermittler Eide setzt auf eine föderale Lösung mit zwei Bundesstaaten.
Von Thomas Bormann, ARD-Studio Istanbul
Bei allem Optimismus: Es gibt viel Trennendes zwischen den beiden Volksgruppen. Hubert Faustmann lebt seit vielen Jahren im griechischen Teil Nikosias. Er leitet das Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung auf Zypern, unterrichtet an der Uni Nikosia als Politikprofessor und er beobachtet, wie die beiden Volksgruppen auf Zypern versuchen, sich näher zu kommen: "Man geht sehr höflich miteinander um. Es ist weitgehend ungefährlich für ein Mitglied der einen Volksgruppe, auf der anderen Seite unterwegs zu sein. Das ist schon mal eine Riesen-Errungenschaft in Gesellschaften, in denen es Gewalt zwischen den beiden Volksgruppen gab. Das kann man gar nicht genug betonen. Was fehlt bei vielen ist einfach der Kontakt. Es ist ein friedliches Nebeneinander, aber es ist noch kein friedliches Miteinander.
UN-Blauhelme seit Jahrzehnten im Einsatz
Nach dem Zypern-Krieg im Jahr 1974 wurde jeder dritte Zyprer über Nacht zu einem Flüchtling. Alle griechischen Zyprer wurden aus dem Norden der Insel vertrieben; im Gegenzug mussten alle türkischen Zyprer ihre Heimatdörfer im Süden verlassen und nach Norden ziehen.
Seither sind beide Volksgruppen durch Mauern und Stacheldraht und durch eine Pufferzone voneinander getrennt. Diese Pufferzone zieht sich quer durch die Insel; hier wehen die blauen UN-Flaggen. Mehrere hundert UN-Blauhelm-Soldaten achten seit Jahrzehnten darauf, dass der Frieden auf Zypern hält. Es ist der längste Blauhelm-Einsatz der UN-Geschichte.
Sehnsucht nach Frieden
In beiden Inselhälften ist aber auch die Sehnsucht zu spüren, diese Teilung zu überwinden. Elena Taliotou lebt in Paphos, einer Touristen-Hochburg an der Südküste Zyperns. Paphos ist heute eine rein griechisch geprägte Stadt. Vor 1974 aber, als Elena noch ein Kind war, lebten hier auch 3000 türkische Zyprer. Diese Zeiten sind vorbei, beklagt Elena Taliotou: "Manchmal begegne ich Menschen, die von der anderen Seite kommen und hier ihre frühere Heimat besuchen. Dann bin ich traurig. Neulich habe ich zufällig eine türkische Familie getroffen. Sie war hierher gefahren, um das Haus ihrer Familie zu sehen. Ich bin mit denen ins Gespräch gekommen. Sie sagten: Alles, was wir brauchen, ist Frieden und gutes Zusammenleben. Deshalb hoffe ich, dass die Verhandlungen irgendwann Erfolg haben werden."
Elenas Heimatstadt Paphos trägt in diesem Jahr den Titel “Europäische Kulturhauptstadt”. Eine Wiedervereinigung der Insel im Kulturhauptstadtjahr wäre einfach nur wunderbar, sagt sie.