Europäische Arzneimittelagentur EMA entscheidet über Omikron-Booster
Im Kampf gegen die Corona-Pandemie hat die Europäische Arzneimittelagentur zwei Anträge für die Zulassung von Omikron-Boostern auf dem Tisch. Die Genehmigung könnte schon heute erfolgen.
Formsache - das sei die erwartete Zulassung des ersten gegen die Omikron-Variante angepassten Corona-Impfstoffs vor allem. Diese Einschätzung hört man in Brüssel in diesen Tagen häufig, und tatsächlich geht nicht nur die EU-Kommission davon aus, dass die europäische Arzneimittelbehörde EMA den neuen zwei Vakzinen, eines von BioNTech/Pfizer, das andere von Moderna - grünes Licht geben wird.
Denn schon seit Monaten laufen die wissenschaftlichen Untersuchungen dazu auf Hochtouren. Unter anderem sind die Vakzine gegen den Omikron-Subtyp BA.1 an mehreren hundert Personen getestet worden. Es wurde verglichen mit Kontrollgruppen und vor allem: Es wurde auf die Erfahrungen mit dem ursprünglichen Impfstoff zurückgegriffen. Denn das Grundmuster bei der Herstellung ist ähnlich: Auch bei den zwei Produkten für Booster-Impfungen zielgerichtet gegen die Omikron-Variante geht es um mRNA-Impfstoffe.
Weg-impfen kann man das Virus nicht
Was vor der Zulassung dieses Mal allerdings ausgelassen wurde: Eine genaue statistische Erhebung dazu, zu wieviel Prozent die Produkte eine Erkrankung verhindern können. Denn die Erfahrung habe gelehrt, dass man das Virus so oder so nicht weg-impfen könne, wohl aber die Wahrscheinlichkeit für eine schwere Erkrankung reduzieren.
EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakidis hatte schon mehrmals betont, dass man jetzt besser mit den Herausforderungen für die öffentliche Gesundheit umgehen könne, man habe gelernt aus den ersten Wellen der Pandemie.
Konkrete Impfempfehlung noch unklar
Ob die EMA die Zulassung schon heute verkünden wird oder doch erst in den nächsten Tagen, das ist bis jetzt noch offen. Ebenso die Frage nach einer konkreten Impfempfehlung. Denn klar ist: Es geht jetzt um einen Booster gegen BA.1. Gegen die zuletzt stark verbreiteten Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 sollen in den nächsten Wochen weitere angepasste Impfstoffe zugelassen werden.
Da stellt sich vor allem für Menschen mit angeschlagenem Immunsystem oder für Ältere die Frage, ob sie mit der Auffrischungsimpfung vielleicht lieber bis dahin warten sollten. Der Europaparlamentarier und Gesundheitsexperte Peter Liese von der CDU hat da eine klare Antwort:
Wer möchte, kann noch länger warten, aber es gibt keinen Grund, diesen angepassten Impfstoff jetzt nicht zu nehmen. Wenn die letzte Impfung oder letzte Infektion mindestens drei Monate zurück liegt oder wenn sie sechs Monate zurück liegt, gibt es insbesondere für Menschen mit Vorerkrankungen oder für Ältere keinen Grund zu warten.
Schließlich sei der Unterschied zwischen dem jetzt vor der Zulassung stehenden BA.1-Vakzin und dem gegen BA.4 und BA.5 nicht so erheblich, meint Liese, während der Unterschied zwischen dem ursprünglichen und dem jetzt angepassten Impfstoff sehr groß sei.
BA.1-Booster umfangreich getestet
Wer sich nach der Zulassung für die BA.1-Auffrischungsimpfung entscheide, könne auch von einer guten Verträglichkeit ausgehen, weil diese umfangreich getestet worden sei. Ob eine Impfung jetzt grundsätzlich ratsam sei, lässt sich auch Liese zufolge nicht eindeutig beantworten, letztlich sei das eine individuelle Entscheidung, solange jedenfalls, bis es eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) gebe, jedenfalls für Deutschland.
Von einem geht der Europaparlamentarier und Arzt aus dem Sauerland allerdings nicht aus: Dass es im Herbst so etwas wie einen neuen Corona-Killervirus geben könnte. Das hielten die meisten Experten für sehr unwahrscheinlich. Impfen bleibe trotzdem das entscheidende Mittel im Kampf gegen die Pandemie.