Deutsch-türkischer Journalist Kommt Yücel heute frei?
Der in der Türkei festgenommene "Welt"-Korrespondent Deniz Yücel wird derzeit vom Staatsanwalt in Istanbul vernommen. Nach knapp zwei Wochen in Polizeigewahrsam könnte der Journalist damit heute freikommen - oder aber U-Haft beantragt werden.
Nach fast zwei Wochen in Polizeigewahrsam ist der "Welt"-Korrespondent Deniz Yücel am Vormittag in Istanbul zur Staatsanwaltschaft gebracht worden. Dort soll der 43-Jährige nun vernommen werden, wie "Die Welt" berichtet. Im Laufe des Tages könnte Yücel entweder auf freien Fuß gesetzt werden, oder die Staatsanwaltschaft stellt einen Antrag auf Untersuchungshaft. Ein Haftrichter würde dann nach einer Anhörung über den Antrag entscheiden.
Yücel ist sowohl türkischer als auch deutscher Staatsbürger. Dem Journalisten werden Datenmissbrauch, Terrorpropaganda und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Der Reporter hatte über E-Mails des türkischen Energieministers Berat Albayrak, einem Schwiegersohn von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan, berichtet. Die Mails, in denen es unter anderem um manipulierte Twitter-Accounts und die staatliche Kontrolle über die Medien ging, waren von dem linksgerichteten türkischen Hackerkollektiv "Redhack" veröffentlicht worden.
Während des geltenden Ausnahmezustands können Verdächtige in der Türkei auf Beschluss des Staatsanwaltes bis zu 14 Tage in Polizeigewahrsam gehalten werden. Demnach muss Yücel spätestens morgen einem Haftrichter vorgeführt oder freigelassen werden.
Dündar rechnet mit Ausweisung
Der regierungskritische türkische Journalist Can Dündar kritisierte die Festsetzung Yücels scharf. "Die Regierung will keine ausländischen Beobachter mehr im Land dulden, weil diese mehr Möglichkeiten haben, über die Ungerechtigkeit zu berichten als die einheimischen Journalisten", sagte der frühere Chefredakteur der türkischen Zeitung "Cumhuriyet" und Gründer der deutsch-türkischen Internetplattform Özgürüz den Dortmunder "Ruhr Nachrichten". Er erwarte, dass Yücel aus der Türkei ausgewiesen werde.