Aus welcher Quelle WikiLeaks schöpft Netze, Tricks und Informanten
Aus dem geheimen US-Regierungsnetzwerk SIPRNet stammen die über 250.000 Dokumente, die die Internetplattform WikiLeaks veröffentlichen will. Ein im Irak eingesetzter Obergefreiter soll die diplomatischen Berichte an Wikileaks weitergegeben haben - auf selbst gebrannten CDs.
Wenn US-Diplomaten oder Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums geheime Dokumente übermitteln, nutzen sie häufig das Regierungsnetzwerk "Secret Internet Protocol Router Networks" (SIPRNet). 1991 hatte das Pentagon den Aufbau des geheimen Netzwerks angeordnet - für den Transport von Dokumenten bis zur zweithöchsten Geheimhaltungsstufe. So sollten die Daten vor fremdem Zugriff geschützt werden. Das Problem: Insgesamt 2,5 Millionen US-Beamte und Soldaten haben Zugang zu SIPRNet. Lecks sind damit kaum zu verhindern.
Einer der vielen SIPRNet-Nutzer war der Obergefreite Bradley Manning, der als Sicherheitsspezialist der US-Streitkräfte im Irak eingesetzt war. Der 23-Jährige gilt als Hauptinformant der Enthüllungsplattform Wikileaks. Während seiner Dienstzeit in Bagdad soll er geheime Daten auf CDs gebrannt und aus dem Land geschmuggelt haben. Manning gilt nicht nur als Lieferant der über 250.000 diplomatischen Depeschen, deren Veröffentlichung Wikileaks angekündigt hat.
Im schlimmsten Fall 52 Jahre Haft
Manning soll Wikileaks auch mit einem Video beliefert haben, das zeigt, wie die Besatzung eines US-Kampfhubschraubers 2007 im Irak elf Zivilisten erschoss. Das Bordkamera-Video war im April dieses Jahres von Wikileaks veröffentlicht worden. Ein ehemaliger Hacker, dem Manning im Online-Chat von der Weitergabe der Geheimdaten erzählt hatte, erstattete Anzeige gegen den Obergefreiten. Mittlerweile wurde Manning wegen Geheimnisverrats angeklagt. Sollte er schuldig gesprochen werden, drohen ihm bis zu 52 Jahre Haft.