Präsidentenwahl in Russland Putin hat es geschafft - aber wie?
Die russische Wahlkommission hat Regierungschef Putin offiziell zum Sieger der Präsidentenwahl erklärt. Der 59-Jährige habe 63,75 Prozent der Stimmen erzielt. Eine Stichwahl sei damit ausgeschlossen. Die Wahlbeteiligung lag demnach bei 65,3 Prozent der rund 110 Millionen Stimmberechtigten. Unabhängige Wahlbeobachter berichten von zahlreichen Unregelmäßigkeiten bei der Abstimmung. Die Opposition kündigte für heute in Moskau eine Großkundgebung an.
Von Hermann Krause, ARD-Hörfunkstudio Moskau
Bis in die frühen Morgenstunden standen noch Anhänger Wladimir Putins auf dem Manegeplatz vor dem Kreml und feierten ihren Kandidaten: "In meinen Augen ist er ein idealer Präsident. Wir sind glücklich über solch einen Präsidenten", sagt eine junge Frau.
Schon relativ früh war klar, dass Putin einen sensationellen Sieg einfahren wird. So liegt er mit fast 64 Prozent der Stimmen weit vorne. Ein Erfolg, einerseits aus Mangel an Gegenkandidaten, andererseits gelang es ihm, seine Popularität in den vergangenen Wochen enorm zu steigern. Mehr als 100.000 Menschen warteten bei leichtem Regen und Schneefall, dann kamen sie beide. Der neue und der noch amtierende Präsident Dimitri Medwedjew: "Diesen Sieg braucht unser Land. Wir werden diesen Sieg keinem geben. Unser Kandidat ist ein Sieger - Wladimir Putin."
Tränen der Freude
Mit Tränen in den Augen bedankte sich Putin dann auf einer eigens aufgebauten Bühnen bei allen: "Danke an alle, die Ja zu einem großen Russland gesagt haben. Ich habe Euch gefragt, ob wir gewinnen werden. Ja, wir haben gewonnen."
Drohungen an die Gegner
In seiner kurzen Ansprache warnte er wiederum vor unbestimmten Kräften, niemand werde Russland zu etwas zwingen können: "Wir haben gezeigt, dass unsere Menschen unterscheiden können zwischen dem Wunsch der Erneuerung und den Provokationen, die nur ein Ziel haben: Die russische Staatlichkeit zu zerbrechen und die Macht zu erobern."
Als Versuch, die Opposition einzubinden und die russische Gesellschaft zu einen, kann dies kaum interpretiert werden. Und so waren auch die Reaktionen entsprechend. Der Oppositionelle Alexey Nawalny sagte: "Nichts hat sich geändert. Deswegen werden die Aktivitäten auf der Straße und unsere Protestaktionen weitergehen."
Und der Linksradikale Sergey Udalzow von der außerparlamentarischen Opposition meinte: "Ich habe das starke Gefühl, dass wir wieder belogen wurden. Denn trotz aller Proteste hat die Staatsmaschinerie wieder perfekt gearbeitet." Ein Vorwurf, den auch Gennadi Sjuganow von der Kommunistischen Partei erhob. So hätte Putin als amtierender Ministerpräsident Wahlkampf betrieben. Er, Sjuganow, werde das Ergebnis nicht anerkennen: "Ich sehe keinen Sinn, jemandem zu gratulieren. Bei solchen Wahlen verlieren alle. Russland verliert, die Arbeiterklasse verliert, alle Völker unseres großen Landes."
Ein Multimilliardär als neuer Politstar
Sjuganow liegt weit abgeschlagen auf Platz zwei mit unter 18 Prozent. Für eine Überraschung sorgt hingegen der Multimilliardär Michail Prochorow, der an die sieben Prozent erhielt und damit den Rechtsaußen, Wladimir Schirinowski, auf Platz vier verwies. "Egal, wie die Ergebnisse sich noch weiter entwickeln - wir haben gewonnen. Wenn jemand denkt, nun sei der politische Wettkampf vorbei, der irrt sich", so Prochorow.
Noch am Wahlabend erklärte der Shootingstar, er werde eine eigene Partei gründen. Einen Posten in der Regierung - sollte er ihm angeboten werden - nehme er nicht an. In Städten wie Moskau und St. Petersburg liegt Prochorow sogar an zweiter Stelle vor Sjuganow.
Erneute Demos angekündigt
Überschattet wird der gestrige Tag wiederum von Fälschungsvorwürfen, so wurden wieder Busse gesichtet, in denen Putin-Anhänger von Wahlbüro zu Wahlbüro gekarrt wurden. Mittlerweile liegen mehr als 1000 Beschwerden vor. Die zentrale Wahlleitung werde diesen Vorwürfen nachgehen, hieß es von offizieller Seite.
Dies alles ist wiederum Anlass für die Opposition ihre Proteste fortzugehen. So werden heute auf dem Puschkin-Platz an die 30.000 Anhänger erwartet, die gegen Putin und für faire Wahlen protestieren werden.