Zwei Jungen beim Kopfballduell.

Englischer Fußballverband Weniger Kopfbälle bei unter 18-Jährigen

Stand: 06.02.2020 21:00 Uhr

Seit Langem warnen Ärzte vor Gehirnschäden durch Kopfbälle. In den USA gilt deshalb ein Kopfballverbot für Kinder. Jetzt will offenbar auch der englische Fußballverband neue Regeln einführen.

Der englische Fußballverband will nach Informationen britischer Medien Kopfballübungen im Training bei Unter-18-Jährigen begrenzen. Das berichten die englische Zeitung "The Times" und die "BBC". Demnach plant die Football Association (FA), eine Obergrenze für Kopfbälle bei Jugendlichen. Komplett verbieten wolle man das Kopfballspiel aber nicht.

Wahrscheinlichkeit für Demenz 3,45 Mal höher

Anstoß für die Überlegungen ist eine Untersuchung, die der englische Fußballverband gemeinsam mit der englischen Spielergewerkschaft PFA in Auftrag gegeben hatte. Diese kam zu dem Ergebnis, dass Fußballprofis im Vergleich zur britischen Gesamtbevölkerung mit einer 3,5 Mal höheren Wahrscheinlichkeit an einer degenerativen Hirnkrankheit sterben.

Die Wahrscheinlichkeit an Demenz zu erkranken sei bei Fußballern 3,45 Mal höher - an Alzheimer zu erkranken sogar 4,4 Mal höher. Warum Fußballprofis häufiger an degenerativen Hirnerkrankungen leiden, lässt sich aus den Ergebnissen der Studie allerdings nicht ableiten.

Über einen Zusammenhang mit Kopfbällen wurde nur spekuliert. Laut "The Times" hält die FA vorsorgliche Maßnahmen dennoch für notwendig und bereite deshalb neue Regeln vor. "Es ist unabdingbar, dass wir im Fußball alles tun, um zu verstehen, was die Gründe für dieses Risiko sind, und was wir tun können, um zukünftige Generationen von Fußballern davor zu schützen", sagte die Chefärztin der FA, Charlotte Cowie.

Zwei Jungen spielen Fußball.

Der DFB empfiehlt Kopfballtraining erst ab 13 Jahren, ein Verbot gibt es nicht.

Studien über Schäden durch Kopfbälle

Sportmediziner prangern seit Jahren an, dass die Gefahr von Langzeitschäden durch bei Kopfbälle unterschätzt wird. Schon in den 1990er Jahren hatten Forscher beobachtet, dass neurologische Krankheiten im Profi-Fußball häuffiger auftreten. 2005 hatte eine italienische Studie bei Fußballprofis ein erhöhtes Risiko für die seltene Nervenkrankheit amyotrophe Lateralsklerose (ALS) festgestellt. Im Jahr 2017 hatte eine britische Studie ergeben, dass Profi-Fußballer ähnlich wie Boxer oder Footballspieler anfälliger für Hirnschäden seien. Doch es gibt immer wieder Fußball-Funktionäre und Ärzte, die die Studien kritisieren: zu wenig Probanden, zu kurzer Zeitraum, nicht repräsentativ.

DFB will Profis zukünftig auf Hirnschäden testen

In den USA hatte der nationale Fußballverband bereits im Jahr 2015 ein Kopfball-Verbot für Kinder bis zum elften Lebensjahr verhängt. Bis zum 13. Lebensjahr darf nur eingeschränkt geköpft werden. Damals hatte eine Elterninitiative gegen den Fußballweltverband FIFA und die US-Fußballverbände geklagt.

Der DFB empfiehlt zwar Kopfballtraining erst ab 13 Jahren, ein Verbot ist aber nicht in Sicht. Im vergangen Jahr hatte die Deutsche Fußball Liga (DFL) allerdings bekannt gegeben, dass sich die Profis der aller Erst- und Zweitligaklubs künftig einer jährlichen Untersuchung zu möglichen Hirnschäden unterziehen sollen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete SWR3 am 07. Februar 2020 um 08:14 Uhr.