Energieversorgung trotz Angriffen Ukraine will wieder Strom exportieren
Trotz russischer Angriffe auf die Energie-Infrastruktur sieht sich die Ukraine in der Lage, wieder Strom in den Westen zu exportieren. Mit den Einnahmen sollen zerstörte Anlagen repariert werden.
Nach monatelangem russischen Raketenbeschuss plant die Ukraine die Wiederaufnahme des Stromexports in den Westen. "Das ukrainische Stromnetz funktioniert seit fast zwei Monaten ohne jegliche Verbrauchsbeschränkung und mit einer Leistungsreserve", sagte Energieminister Herman Haluschtschenko einer Mitteilung zufolge. Damit würden zusätzliche finanzielle Mittel für den Wiederaufbau der zerstörten und beschädigten Energieinfrastruktur erarbeitet.
Mit dem europäischen Energieversorgungsnetz, an das die Ukraine kurz nach Kriegsbeginn angeschlossen wurde, sei ein Export von maximal 400 Megawatt vereinbart worden. Die tatsächliche Menge des Exports werde vom Bedarf der ukrainischen Verbraucher abhängen, sagte Haluschtschenko. "Die Elektroenergieversorgung unserer Konsumenten hat fraglos Priorität."
Trotz des russischen Einmarsches vor über 13 Monaten exportierte die Ukraine von Juni bis zum Beginn gezielter russischer Angriffe auf die ukrainische Energieversorgung im Oktober Strom in die benachbarte Ex-Sowjetrepublik Moldau und in die Europäische Union. 2022 fiel die Stromerzeugung in der Ukraine wegen des russischen Einmarsches um über 27 Prozent. Unter anderem wurde das seit März unter russischer Kontrolle stehende größte Atomkraftwerk Europas bei Saporischschja im September komplett heruntergefahren.
Ukrenergo warnt vor weiteren Angriffen
Der Energiekonzern Ukrenergo warnte jedoch, die Ukraine könne nicht mit einem Ende der russischen Angriffe rechnen. Russland habe während des Krieges bisher mehr als 1200 Raketen und Drohnen auf seine Energieanlagen abgefeuert. Das Unternehmen bezeichnete den Angriff als den größten Versuch, das Energiesystem eines europäischen Landes zu zerstören.
Nach Einschätzung britischer Geheimdienste hat die ukrainische Energie-Infrastruktur russischen Angriffen weitgehend standgehalten. Der Versuch, die Energieversorgung im Land über den Winter erheblich zu verschlechtern, sei mit hoher Wahrscheinlichkeit gescheitert, hieß es im Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums. Die Intensität der Angriffe habe seit Anfang März abgenommen, seitdem habe es nur noch kleinere gegeben.
Gezielte Angriffe auf Energie-Infrastruktur
Zuvor hatte Moskau über den Winter gezielt versucht, mittels Angriffen mit Langstreckenraketen die kritische Infrastruktur in der Ukraine zu zerstören, teilweise mussten Menschen lange ohne Strom und Heizung ausharren.
Ersatz zu beschaffen und die Infrastruktur zu reparieren, sei für die verantwortlichen Unternehmen eine große logistische Herausforderung, hieß es in dem Bericht der Briten - so wiege etwa ein Hochspannungstransformator mindestens 100 Tonnen.
Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine veröffentlicht das britische Verteidigungsministerium täglich Updates zum Kriegsverlauf. Unter Berufung auf Geheimdienstinformationen will die britische Regierung damit sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.