Ankara sucht nach Verbündeten bei der PKK-Bekämpfung Wie die USA die Türkei in Richtung Iran und Syrien treiben
Seit Wochen schwelt der Streit um die Bekämpfung der PKK im Nordirak. Die Bitte der Türken um Unterstützung haben die USA bisher nicht erhört. Nun äußerten sie erstmals Verständnis für "begrenzte Militäraktionen". Doch Ankara könnte bereits neue Verbündete gefunden haben: Syrien und Iran.
Seit Wochen schwelt der Streit um die Bekämpfung der PKK im Nordirak. Die Bitte der Türken um Unterstützung haben die USA bisher nicht erhört. Nun äußerten sie erstmals Verständnis für "begrenzte Militäraktionen". Doch Ankara könnte bereits neue Verbündete gefunden haben: Syrien und Iran.
Von Ulrich Pick, ARD-Hörfunkstudio Istanbul, zurzeit in Teheran
Als am Wochenende der türkische Außenminister Ali Babacan Teheran besuchte, war Iran in einer äußerst komfortablen Lage. Ein Nachbarland, das auch Mitglied der Nato ist, suchte um Solidarität nach und die Islamische Republik konnte den Friedensmahner spielen. Denn der iranische Außenminister Manutschehr Mottaki gab seinem Kollegen aus Ankara den Rat, nicht zur Bekämpfung der als Terrororganisation eingestuften PKK in den Nordirak einzumarschieren. Gleichzeitig betonte der iranische Chefdiplomat, dass sein Land Hinweise habe, dass Terrororganisationen im Irak von den USA und Israel unterstützt würden.
Die Angst vor einem Kurdenstaat
Nun klingt es widersprüchlich, wenn ein Land wie Iran, das mit Hamas und Hisbollah selber entsprechende Gruppen finanziert, ihre politischen Gegner der Unterstützung des Terrorismus verdächtigt. Allerdings ist durchaus etwas Richtiges an der Einschätzung Teherans. Denn Washington unterstützt im Nordirak die iranisch-kurdische PJAK, eine Schwesterorganisation der PKK, weil diese gegen das Regime in Teheran vorgeht.
Die EU, die USA, die Türkei, der Irak und weitere Staaten stufen die PKK als terroristische Vereinigung ein. Die deutsche Organisation der PKK wurde 1993 vom Bundesinnenministerium verboten.
Deswegen wundert es nicht, dass die USA der türkischen Bitte, mit Ankara zusammen die PKK zu bekämpfen, bislang nicht nachgekommen sind. Allerdings hat diese Zurückhaltung ihren Preis: Indem sich die USA dem Ansinnen der Türken verschließen und den Eindruck erzeugen, sie würden Terrororganisationen mit unterschiedlichem Maß messen, erhöhen sie nicht nur den Zorn am Bosporus, sondern treiben Ankara auch in die Arme von Teheran und Damaskus.
Die USA in der Zwickmühle
Denn die Türkei, Iran und Syrien verbindet die gemeinsame Angst vor einer zu großen Macht der Kurden im Nordirak. Kein Wunder, dass an dem Tag, als das türkische Parlament Ministerpräsident Erdogan die Ermächtigung zu einem Einmarschbefehl Richtung Nordirak erteilte, Syriens Präsident Assad in Ankara weilte und Erdogan den Rücken stärkte. Somit sitzt Washington in der Zwickmühle: Einerseits sind die Kurden für die USA eine wichtige Stützte als Machthaber im auseinanderbrechenden Irak. Andererseits treiben sie durch ihre große Solidarität zur kurdischen Regionalregierung in Arbil den wichtigen Nato-Partner Türkei immer mehr in die Arme von Iran und Syrien. Und daran dürfte den USA auch nicht gelegen sein.