Tote Hosen als deutsche Botschafter in Amman Punkrock statt Autos, Beethoven und Maschinenbau
Zum 20. Jahrestag der Einheit hat die deutsche Botschaft in Amman ein ganz besonderes Programm angeboten: Die altgediente Punkband Tote Hosen sollte den jungen Jordaniern das moderne Deutschland präsentieren. Das Konzept ging auf - und Campino war überwältigt.
Von Felix de Cuveland, ARD-Hörfunkstudio Amman
Campino und Co. waren kaum auf die Bühne gestürmt, da verwandelte sich das Open-Air-Theater in einen Hexenkessel. Auch wenn die jungen Jordanier die Texte nicht kannten - es wurde mitgesungen und getanzt wie der Teufel. Deutscher Punkrock traf auf arabisches Temperament."Da ist man überwältigt von den Gefühlen", erzählt Campino. Er "finde es schön, den Menschen zu zeigen, dass auch solche Gruppen wie wir aus Deutschland kommen - also, dass das nicht nur englisch-amerikanisch sein muss, sondern dass auch in Deutschland Bands sind, die wissen, wie eine Gitarre zu bedienen ist."
Zwei Stunden dauerte das Konzert, und das Publikum war begeistert. Es ist der kraftvolle Sound der Toten Hosen, ihre Fähigkeit, das Lebensgefühl der Jugend musikalisch auszudrücken. Und ein Mädchen schrie: "Super, ich liebe Campino, er ist so süß."
Hunger nach Rockmusik
Die Toten Hosen kamen zur rechten Zeit. Die Jugend von Amman hungert nach Rockmusik, die Radiosender spielen zwar viel davon - aber ausländische Rockbands live in der jordanischen Hauptstadt sind nach wie vor selten. So hatte die deutsche Botschaft mit dem Engagement der Toten Hosen anlässlich des Tages der deutschen Einheit das richtige Händchen. Längst steht Deutschland nicht mehr nur für Autos, Maschinenbau, Ingenieurskunst und klassische Musik.
Haitham Matouk, Student an der SAE-Film- und Fernsehhochschule in Amman, meint: "Siemens, Mercedes und Beethoven - das ist doch nicht das ganze Deutschland. Wir haben schon bei den letzten Fußball-Weltmeisterschaften erlebt, dass die Deutschen auch tanzen, feiern und fröhlich sein können."
Seit fast drei Jahrzehnten sind die Toten Hosen in Deutschland im Musikgeschäft - eine Rock-Institution, die über die Grenzen hinaus bekannt ist. Besser als alle steifen offiziellen Festakte, Vorträge und Reden repräsentieren sie ihr Land, das jetzt 20 Jahre deutsche Einheit feiert. Die Jungs von nebenan, aus Deutschland, ungeschminkt, kritisch, direkt. "Germany is just around the corner" - so jedenfalls empfanden es die Jordanier.