Bangkok Heftiger Ärger über dreckige Luft
In Bangkok wird Smog zum immer größeren Problem - und die Bevölkerung über die schlechte Luft immer wütender. Ein Ärger, der der für die Militärjunta auf Dauer gefährlich werden könnte.
Die brahmanischen Tänzerinnen in ihren bunten Kostümen vor dem prächtigen Blumenaltar sind ein frischer Farbfleck im grauen Zentrum Bangkoks. Ihr Gesang und die Trommeln haben es schwer gegen den infernalischen Verkehrslärm. Die Sonne versucht vergeblich, durch den gelblichen Dunst zu dringen. Viele Fußgänger tragen Atemschutzmasken, 400 Schulen wurden geschlossen wegen der Feinstaubbelastung.
Der Luftqualitätsindex liegt derzeit bei 170 - das rangiert unter "ungesund". Immer noch weit entfernt von Neu-Delhis schwer gesundheitsgefährdenden 390. Aber für Bangkok ist es der schlimmste Smog, den die Menschen dort je erlebt haben und das bestimmende Thema auf der Straße. Und das sechs Wochen vor den Präsidentschaftswahlen.
Der Luftqualitätsindex bescheinigt Bangkok den Status "ungesund".
Smog soll verschwinden - in drei Jahren
Die Leute seien sehr, sehr wütend, sagt der Journalist Pravit Rojanapruk:
Die Militärjunta hat heute versprochen, der Smog würde in drei Jahren verschwunden sein. Drei Jahre, können Sie sich das vorstellen? Die Reaktionen in den sozialen Medien waren vernichtend! So in dem Sinne: Wenn Ihr Leute in der Regierung tatsächlich so lange braucht, solltet Ihr vielleicht lieber gehen.
Noch vor einem Jahr hätten die Thailänder derart offene Kritik an der Militärjunta kaum gewagt. Doch es gärt im Lande, die Angst weicht der Wut. Der Smog ist da ein weiterer Tropfen in einem Fass voller Enttäuschungen und gebrochener Versprechungen.
Regierung lässt Wolken impfen
Dabei ist die Luftverschmutzung eine Folge des Versuchs, die lahmende thailändische Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Staub und Schmutz Hunderter Baustellen mischen sich mit Fabrik- und Autoabgasen und dem Rauch abgeflammter Getreidefelder.
Die Regierung ließ jetzt Wolken mit Salzen und Chemikalien impfen, damit der künstliche Regen den Schmutz hinwegwäscht. Genützt hat es bislang nichts. Für das bevorstehende Neujahrsfest wurde empfohlen, auf Feuerwerk zu verzichten. Es ganz zu verbieten, traut sich offenbar auch die Junta nicht.
Wolken zu impfen, hat bislang nichts gebracht, nun versprühen Drohnen künstlichen Regen in Bangkoks Straßen.
Wahlen stehen bevor
Nun ist nicht wirklich damit zu rechnen, dass die Wut der Bevölkerung die Militärregierung aus dem Amt fegt. Thailand ist eine Diktatur und die bevorstehende Wahl weder demokratisch noch fair: die Opposition wird behindert, die Medien unterliegen strenger Zensur, Kritiker müssen Verhaftung fürchten.
Aber auf Dauer wird die wachsende Unzufriedenheit auch der Junta gefährlich - zumal sich sogar einst treue Anhänger des Armeechefs und jetzigen Premiers Prayut Chan-o-cha abwenden, wie Thitima Bundhumasuta:
"Alles nur blablabla. Dabei hatten wir tatsächlich gehofft, die Militärs bringen den Frieden zurück in unser zerrissenes Land. Aber es hat sich nichts geändert, Thailand liegt immer noch am Boden. Alles was sich geändert hat, ist dass die Luft jetzt schmutziger ist. Weißt du was? Ich schalte den Fernseher gar nicht mehr an. Ich habe seit Ewigkeiten keine Nachrichten mehr gesehen. Ich wähle auch nicht. Ich höre lieber Beethoven oder Mozart."