Nach Thacis Wahlsieg EU fordert moderate Töne vom Kosovo
Die Wahl im Kosovo bringt die internationalen Verhandlungen über die Zukunft der serbischen Provinz zusätzlich unter Druck. Es gilt als wahrscheinlich, dass der Wahlsieger, der ehemalige UCK-Kommandeur Hashim Thaci, noch im Dezember die Unabhängigkeit des Kosovos ausrufen wird.
Michael Becker, MDR-Hörfunkstudio Brüssel
Hashim Thaci, der Wahlsieger im Kosovo, hat sich am Wochenende in Brüssel keine Freunde gemacht: Das Kosovo werde einseitig seine Unabhängigkeit erklären, wenn die Verhandlungen über die Zukunft der Provinz am 10. Dezember zu Ende gehen, hatte Thaci am Samstag gesagt.
Der schwedische Außenminister Carl Bildt wurde am deutlichsten und dürfte seinen EU-Kollegen aus der Seele sprechen: "Ich habe gehört, dass Herr Thaci, der wohl Regierungschef im Kosovo werden wird, einige großartige Erklärungen abgegeben hat. Aber er muss verstehen, dass es einen Unterschied zwischen einem Oppositionspolitiker und einem verantwortungsbewussten Regierungschef gibt."
Uneinige Vermittler
EU, USA und Russland sitzen mit Serben und Kosovaren am Verhandlungstisch und versuchen, eine einvernehmliche Lösung zu finden. Serbien weigert sich strikt, das Kosovo in die Unabhängigkeit zu entlassen, für die Kosovo-Albaner dagegen kommt nichts anderes in Frage. Die Verhandlungen stecken seit Monaten tief in der Sackgasse. Nicht zuletzt auch deshalb, weil sich die Vermittler auch nicht einig sind. Russland unterstützt Serbien - im Kreml will man von einem unabhängigen Kosovo nichts wissen. Die EU und die USA dagegen haben sich für ein unabhängiges Kosovo ausgesprochen.
Kosovo ist auf EU und Nato angewiesen
In Brüssel hält man allerdings überhaupt nichts davon, dass die Kosovo-Albaner in Pristina einfach einseitig ihre Unabhängigkeit erklären könnten. "Das Kosovo ist de facto schon unabhängig von Serbien - ich denke nicht, dass das Kosovo auch unabhängig von der internationalen Gemeinschaft werden will. Sie wollen beschützt werden von der Nato und unterstützt von der EU", warnte der schwedische Außenminister Bildt in Brüssel.
Tatsache ist aber auch, dass es auch innerhalb der EU sehr unterschiedliche Ansichten gibt, was man denn tun soll, wenn das Kosovo tatsächlich einseitig seine Unabhängigkeit erklärt. In Europa ist bekannt, dass die Amerikaner diese Unabhängigkeit dann wahrscheinlich abnicken würden - auch gegen den Willen der Russen. Die EU hat in diesem Punkt noch keine gemeinsame Linie gefunden.
Bundeswehr stellt 2000 Soldaten im Kosovo
Zur Zeit wird das Kosovo von den Vereinten Nationen verwaltet - und eine Nato-Schutztruppe sorgt für Sicherheit. Deutschland ist mit über 2000 Soldaten in der Region. Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung sagte in Brüssel, er hoffe dass es bis zum 10. Dezember noch eine einvernehmliche Lösung gebe: "In jedem Fall ist es wichtig, dass wir als Europäische Union zusammen bleiben in unserer Positionierung – auch abgestimmt mit der Nato". Deutschland werde weiterhin seinen Beitrag leisten innerhalb der Nato-Mission im Kosovo, so Jung weiter.
Die Nato richtet sich schon seit einigen Monaten darauf ein, dass wieder Unruhen im Kosovo ausbrechen könnten. Ein neuer Flächenbrand wäre aus Sicht der Europäer das schlimmste, was auf dem Balkan passieren könnte.