Trumps Sprecher Sean Spicer tritt zurück

Trump-Sprecher Sean Spicer tritt zurück

Stand: 22.07.2017 01:04 Uhr

Es sei ihm "eine Ehre und ein Privileg" gewesen - der Sprecher von US-Präsident Trump, Sean Spicer, hat für Ende August seinen Rücktritt verkündet. Offenbar missfiel ihm die Berufung des Bankers Scaramucci zum Kommunikationschef des Weißen Hauses. Der gab bereits Spicers Nachfolgerin bekannt.

Der umstrittene Sprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer, hat seinen Rücktritt erklärt. Auf Twitter teilte er mit, es sei "eine Ehre und ein Privileg" gewesen, US-Präsident Trump und dem "wunderbaren Land" zu dienen. Er werde sein Amt noch bis Ende August weiterführen.

Wie der Sender NBC und die "New York Times" berichten, war die Berufung von Anthony Scaramucci zum Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses ausschlaggebend für Spicers Rückzug. Demnach soll er zu Präsident Donald Trump gesagt haben, die Entscheidung für Scaramucci sei "ein großer Fehler". Dem Bericht zufolge hatte Trump Spicer noch gebeten, auch unter dem neuen Kommunikationschef Sprecher zu bleiben. Spicer habe dies abgelehnt.

Das Verhältnis zwischen Spicer und Scaramucci ist Beobachtern zufolge belastet. Scaramucci gilt auch als Gegenspieler von Trumps Stabschef Reince Priebus. Spicer und Priebus kommen aus dem Parteigefüge der Republikaner, der Investor Scaramucci ist wie Trump ein Außenseiter und kommt aus dem Dunstkreis der Wall Street.

"Ein Killer im Fernsehen"

Scaramucci, ein wohlhabender Finanzier und Politstratege, arbeitete bislang für die Export-Import-Bank der USA. Früher war er für das Investmenthaus Goldman Sachs tätig. Scaramucci war auch in der Übergangsphase nach der Wahl und vor der Amtseinführung Trumps für dessen Team tätig.

Trump-Beraterin Kellyane Conway - berühmt geworden durch die Aussage der alternativen Fakten - lobte Scaramucci beim Fernsehsender FOX, als die ersten Gerüchte über seinen Einstieg als Kommunikationschef die Runde machten. "Anthony Scaramucci ist eine wirkliche Bereicherung für Präsident Trump. Er ist ein Killer im Fernsehen." Er sei auch einer da draußen, der denkt, dass Präsident Trump sehr ungerechnet behandelt werde.

Im Weißen Haus ist der Pressesprecher für die tagtägliche Kommunikation mit den Medien verantwortlich, während der Kommunikationsdirektor für die eher grundsätzlichen und strategischen Fragen des Umgangs mit der Öffentlichkeit zuständig ist.

Scaramucci verkündet Spicer-Nachfolge

Der neu ernannte Kommunikationsdirektor teilte auch gleich mit, wer die Nachfolge von Sean Spicer antreten wird: Auf den 45-Jährigen folgt seine bisherige Stellvertreterin Sarah Huckabee Sanders. Sie hatte in den vergangenen Wochen bereits mehrfach die Pressebriefings mit Reportern im Weißen Haus geleitet.

Bei seinem ersten Auftritt vor der Washingtoner Presse bestritt Scaramucci, dass es interne Konflikte im Umfeld des Präsidenten gebe: "Ich denke, das Weiße Haus ist in der Spur." Außerdem kündigte er an, nicht die Hauptrolle spielen zu wollen: "Ich saß mit ihm Oval Office. Wir sind uns einig, Trump soll er selbst sein. Er hat einen der besten politischen Instinkte der Welt. Das soll er zeigen können." Der Präsident selbst dankte Spicer in einer kurzen Mitteilung für seine Arbeit.

Anthony Scaramucci, Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses

Der ehemalige Banker Anthony Scaramucci ist neuer Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses.

Angespanntes Verhältnis zu Journalisten

Spicers Pressebriefings waren zu Beginn der Amtszeit von Präsident Trump täglich zum regelrechten Fernseh-Event geworden. Seitdem war sein Verhältnis zu Journalisten angespannt. Spicer hatte sich am Tag nach der Amtseinführung des Präsidenten einen heftigen Streit mit Medienvertretern über die Zahl der Besucher bei der Zeremonie vor dem Kapitol in Washington geliefert.

In den sechs Monaten seiner Zeit als Sprecher des Weißen Hauses kam es immer wieder zu lautstarken Wortgefechten mit Journalisten. Unter anderem deshalb wurde Spicer zum Ziel von Parodien in zahlreichen Comedy-Sendungen des US-Fernsehens. Weltweit für Aufsehen sorgte die Komikerin Melissa McCarthy mit Sketchen über Spicer in der Fernsehsendung "Saturday Night Live".

Schon öfter war spekuliert worden, Trump sei unzufrieden mit Spicers Arbeit und dieser stehe vor der Entlassung. Zuletzt hatte er sich aus der Öffentlichkeit stärker zurückgezogen und die Pressebriefings seiner bisherigen Stellvertreterin Sanders überlassen.

Mit Informationen von ARD-Korrespondent Marc Hoffman, Studio Washington

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 21. Juli 2017 um 18:00 Uhr.