Vereinte Nationen Alle zwei Minuten stirbt eine werdende Mutter
Weltweit stirbt alle zwei Minuten eine Frau durch Komplikationen während der Schwangerschaft oder der Geburt. Nach UN-Angaben entfallen etwa 70 Prozent dieser Todesfälle auf afrikanische Länder südlich der Sahara.
Alle zwei Minuten stirbt nach einem Bericht der Vereinten Nationen eine Frau während der Schwangerschaft oder der Geburt. 2020 seien es nach Schätzungen weltweit 287.000 Todesfälle gewesen, heißt es in einem veröffentlichten Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und anderer Organisationen der Vereinten Nationen. Die anhaltend hohe Zahl der Todesfälle sei alarmierend.
Während die Sterberate zwischen den Jahren 2000 und 2015 gesunken sei, stagniere sie seitdem praktisch oder sei regional sogar gestiegen. Die Daten des Berichts reichen bis ins Jahr 2020. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, als viele Kliniken sich überwiegend um Corona-Infizierte kümmern mussten, sind darin noch nicht abgebildet.
Häufigste Todesursache: Schwere Blutungen
Besonders dramatisch sei die Lage in ärmeren Regionen und Ländern mit Konflikten, hieß es weiter. 70 Prozent der Todesfälle ereigneten sich nach diesem Bericht in afrikanischen Ländern südlich der Sahara. Aber auch in Regionen wie Europa, Nordamerika, Lateinamerika und der Karibik sei die Müttersterblichkeitsrate in den vergangenen Jahren gestiegen.
Die häufigsten Todesursachen waren unter anderem schwere Blutungen und Erkrankungen wie Malaria, die durch die Schwangerschaft verstärkt wurden - aber auch unsichere Schwangerschaftsabbrüche. Alle Todesfälle seien weitgehend vermeidbar, sofern die werdenden Mütter Zugang zu einer hochwertigen Gesundheitsversorgung hätten.
Schwangerschaft als "erschreckend gefährliche Erfahrung"
"Eine Schwangerschaft sollte für alle Frauen eine Zeit großer Hoffnung und positiver Erfahrungen sein, doch tragischerweise ist sie für Millionen Frauen weltweit immer noch eine erschreckend gefährliche Erfahrung", sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Die neuen Statistiken machten deutlich, "dass dringend sichergestellt werden muss, dass alle Frauen und Mädchen Zugang zu wichtigen Gesundheitsdiensten haben und ihre reproduktiven Rechte uneingeschränkt wahrnehmen können".
Als Konsequenz fordern die Vereinten Nationen, die WHO und die Weltbank weltweit mehr Investitionen in das Gesundheitssystem, zum Beispiel in eine gemeindenahe medizinische Grundversorgung auch in den ärmsten Regionen. Ein Problem sei außerdem, dass etwa 270 Millionen Frauen weltweit keinen Zugang zu Verhütungsmitteln haben, womit sie ihre Schwangerschaften planen und ihre Gesundheit dadurch besser schützen könnten.
Mit Informationen von Sandra Biegger, ARD-Studio Genf