Saudis zu Verhandlungen in Sanaa Neue Hoffnung für den Jemen?
Seit 2014 tobt im Jemen ein Bürgerkrieg - angefacht durch die rivalisierenden Regionalmächte Saudi-Arabien und Iran. Jetzt gibt es positive Signale: Saudis verhandeln offenbar direkt mit Huthi-Milizen, die vom Iran unterstützt werden.
Nach jahrelanger Eiszeit nähern sich Saudi-Arabien und der Iran wieder vorsichtig an - und diese Normalisierung könnte auch positive Folgen für den blutigen Bürgerkrieg im Jemen haben. Denn der Konflikt dort gilt als Stellvertreterkrieg der beiden rivalisierenden Regionalmächte. Nach jemenitischen Angaben trafen nun Vertreter Saudi-Arabiens in Jemens Hauptstadt Sanaa ein, um dort mit den vom Iran unterstützten Huthi-Milizen über eine Friedenslösung zu verhandeln. Daran sollen auch Diplomaten aus dem Oman teilnehmen - dieser hat bereits in der Vergangenheit erfolgreich in der Region vermittelt.
Unklar ist derzeit noch, wie weit die Gespräche gediehen sind. Während offizielle Vertreter Saudi-Arabiens die Nachricht zunächst nicht kommentieren wollten, ließ die jemenitischen Regierung gegenüber der Nachrichtenagentur AFP verlauten, Saudi-Arabien und die Huthi-Miliz hätten sich grundsätzlich auf einen sechsmonatigen Waffenstillstand geeinigt, um den Weg für dreimonatige Gespräche über einen zweijährigen "Übergang" für das vom Krieg geschundene Land zu ebnen.
"Echte Chance, den Konflikt zu beenden"
Der Beauftragte der Vereinten Nationen für den Jemen, Hans Grundberg, bezeichnete die Verhandlungen schon jetzt als "den größten Fortschritt in Richtung eines dauerhaften Friedens" seit Beginn des Bürgerkriegs im Jemen. "Dies ist ein Moment, der genutzt werden muss und auf dem aufgebaut werden kann", sagte Grundberg der Nachrichtenagentur AP. "Es ist eine echte Chance, einen inklusiven politischen Prozess unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen einzuleiten, um den Konflikt nachhaltig zu beenden."
Der Bürgerkrieg im Jemen tobt, seit die vom Iran unterstützten schiitischen Huthis 2014 Sanaa und den größten Teil Nordjemens besetzten. Die international anerkannte sunnitische Regierung floh nach Süden und später nach Saudi-Arabien, das 2015 als Anführer einer Militärkoalition mit den Vereinigten Arabischen Emiraten in den Konflikt eingriff und Luftangriffe auf den Jemen fliegt. Erst im vergangenen Jahr hatten sich die Konfliktparteien auf einen sechsmonatigen Waffenstillstand geeinigt. Die Vereinbarung lief zwar Anfang Oktober aus und wurde nicht verlängert - bislang wird sie aber dennoch weitestgehend eingehalten.
Tauwetter zwischen Riad und Teheran
Die Verhandlungen in Sanaa wären wohl nicht möglich, hätten sich die Beziehungen zwischen Riad und Teheran zuletzt nicht deutlich entspannt: Das mehrheitlich sunnitisch-muslimische Saudi-Arabien und der mehrheitlich schiitische Iran hatten vor knapp einem Monat zusammen mit China ein Abkommen geschlossen, das auf die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen abzielt. Zudem sollen die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern wieder aktiviert werden.
Erst am Samstag war eine saudi-arabische Delegation in den Iran gereist - bei den Gesprächen in Teheran ging es unter anderem um die Wiedereröffnung von Botschaft und Konsulaten. Der iranische Vize-Außenminister Aliresa Enjati kündigte seinerseits den Gegenbesuch iranischer Vertreter in Saudi-Arabien an.